Montag, 5. Mai 2014

"Gott ist's, der alles zum Besten will fügen"


Katharina von Schlegel, 1752:
"Stille, mein Wille! Dein Jesus hilft Siegen"[1]




Ich war vor einigen Jahren in Frankreich auf einer Vollzeitmission für meine Kirche. Heute möchte ich von einem Erlebnis erzählen, das ich hatte, während ich als Missionar in Frankreich in einem Bus saß.

Ich stieg wie jeden Morgen mit meinem Mitarbeiter in den Bus ein, der uns dann in die Stadt fahren sollte, um dort mit unseren Mitmenschen das zu teilen, was uns am meisten Freude in unserem Leben gebracht hat: das Evangelium Jesu Christi.

Wie so oft, nutzte ich die Gelegenheit, um in der französischen Bibel zu lesen. Bewaffnet mit meinem Französisch-Deutsch Wörterbuch entgegnete ich der Bibel und las jeden Vers aufmerksam, schlug jedes unbekannte Wort im Wörterbuch nach, markierte mir wichtige Schriftstellen und machte mir Notizen. Gerade in solch einem Moment hatte ich ein heiliges Erlebnis, das ich mit Euch teilen möchte.

Ich saß im Bus und las gerade die ersten Kapitel im 1. Mose (Genesis). Als ich so las, vertiefte ich mich mehr und mehr im Schriftenlesen. Mir war so, als ob alles um mich herum still wurde. Nur die Bibel und Ich existierten in diesem Moment der Stille. Ich las von der Erschaffung der Erde, von der Erschaffung des Menschen, und dass der Mensch aus der Gegenwart Gottes und aus dem Garten von Eden ausgestoßen wurde, weil er von der verbotenen Frucht der Erkenntnis von Gut und Böse aß. In diesem stillen Moment spürte ich den Heiligen Geist sehr, sehr stark. Vor meinem geistigen Auge sah ich die Geschichte der ersten beiden Menschen sich entfalten und ich verstand voll und ganz, was in diesen Kapiteln geschrieben stand.

Ich wurde an eine schöne Schriftstelle erinnert, die sich im Buch Mormon befindet:
"(22)Und nun siehe, wenn Adam nicht übertreten hätte, dann wäre er nicht gefallen, sondern er wäre im Garten von Eden geblieben. Und alle Dinge, die erschaffen waren, hätten in demselben Zustand verbleiben müssen, in dem sie waren, nachdem sie erschaffen wurden; und sie hätten verbleiben müssen immerdar und hätten kein Ende gehabt. (23)Und sie hätten keine Kinder gehabt; darum wären sie in einem Zustand der Unschuld verblieben und hätten nicht Freude gehabt, denn sie kannten kein Elend, und hätten nicht Gutes getan, denn sie kannten keine Sünde. (24)Aber siehe, alles geschah gemäß der Weisheit dessen, der alles weiß. (25)Adam fiel, damit Menschen sein können, und Menschen sind, damit sie Freude haben können." (BM, 2 Nephi 2:22-25.)[2]
Jesus läuft auf dem stürmischen Wasser und rettet den Petrus.
Besonders dann, wenn wir denken, im Sturm des Lebens zu versinken,
müssen wir noch mehr nach Jesus Ausschau halten und seine
ausgestreckte Hand ergreifen.

Bildquelle: LDS Media Library.*
Ich empfing vom Heiligen Geist in diesem Moment die Bestätigung, dass Adam und Eva wirklich auf der
Erde waren, dass Gott sie wirklich erschaffen hatte. Und mir wurde durch den Geist Gottes bestätigt, dass kein Mensch hier auf der Erde in diesem sterblichen Stand ein Fehler ist. Wir sind nicht das Produkt eines Fehlers, den Adam und Eva begangen haben, sondern wir sind Kinder eines liebenden, allweisen Vaters im Himmel, der alles so gefügt hat, wie es jetzt ist: Menschen im sterblichen Stand, die in schwierigen Lebenslagen sind - Menschen, die dennoch nicht den Lebensweg alleine gehen, sondern mit IHM, "der alles weiß", und an SEINER Hand den steinigen Weg hinauf zu UNSER ALLER VATER IM HIMMEL hingehen.

Ich erfuhr in diesem Moment auch, dass "der Tod über alle Menschen gekommen ist, um den barmherzigen Plan des großen Schöpfers zu erfüllen" (BM, 2 Nephi 9:6)[3].

Diese Erkenntnis brachte mir Trost und Stärke. Ich erkannte, dass Gott uns genau in die Lebenslage gesetzt hat, in die er uns haben möchte. In und aus jeder Lebenslage können wir lernen. Jede Prüfung hilft uns, weiterzukommen und als Sieger hervorzukommen. Ja, Katharina von Schlegel hatte recht, als sie 1752 schrieb:
"Stille, mein Wille! Dein Jesus hilft siegen;
Trage geduldig das Leiden, die Not;
Gott ist's, der alles zum Besten will fügen,
Der dir getreu bleibt in Schmerzen und Tod.
Stille, mein Wille! Dein Jesus wird machen
Glücklichen Ausgang bedenklicher Sachen."[1]
Alles, was Gott uns gibt, kann zum Segen werden, wenn wir es zulassen, wenn wir unseren Zweifel beiseitelegen  und zuhören, was Gott uns durch unsere Lebenslage sagen möchte.

"Stille, mein Wille!" Dann erkennen wir, was auch Laura Story besingt:
"Wir bitten um Segnungen.
Wir bitten um Frieden,
Um Geborgenheit für unsere Familie, um Schutz in unserem Schlaf.
Wir bitten um Heilung, um Erfolg und Wohlstand.
Wir bitten um Deine mächtige Hand, die unser Leid soll lindern.
Die ganze Zeit über hörst Du jedes ausgesprochene Bedürfnis.
Doch liebst Du uns zu sehr, als dass Du uns diese geringen und unbedeutenden Dinge gibst.
[...]
Was wäre, wenn Deine Segnungen durch Regentropfen kämen?
Was wäre, wenn dein Heil durch einen Tränenstrom käme?
Und was wäre, wenn eintausend schlaflose Nächte
Von Nöten wären, um deine Nähe zu erfahren?
Was wäre, wenn meine größten Enttäuschungen
Oder die Schmerzen dieses Lebens
Eine Offenbarung eines größeren Bedürfnisses wären, das diese Welt nicht erfüllen kann?
Und was wäre, wenn die Prüfungen dieses Lebens,
Der Regen, die Stürme, die schwersten Nächte
Verkleidete Segnungen aus deiner Hand wären?"[4]
Was wäre dann? Dann wären wir glücklich. Wir würden das Leben voll und ganz ausschöpfen, wir würden es genießen. Wir hätten eines der größten Geschenke, die wir in unserem sterblichen Dasein jemals erhalten könnten, nämlich die Erkenntnis: "Gott ist's, der alles zum Besten will fügen"[1]. In uns hätten wir Frieden in dieser Welt, in der es keinen Frieden gibt. Wir hätten dann einen Glauben, der uns durch alle Stürme des Lebens und heim zu unserem Gott trägt.



Brother James's Air - Mormon Tabernacle Choir[6]

„1 … Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
2 Er lagert mich auf grünen Auen, er führt mich zu stillen Wassern.
3 Er erquickt meine Seele. Er leitet mich in Pfaden der Gerechtigkeit um seines Namens willen.
4 Auch wenn ich wandere im Tal des Todesschattens, fürchte ich kein Unheil, denn du bist bei mir; dein Stecken und dein Stab, sie trösten mich.
5 Du bereitest vor mir einen Tisch angesichts meiner Feinde; du hast mein Haupt mit Öl gesalbt, mein Becher fließt über.
6 Nur Güte und Gnade werden mir folgen alle Tage meines Lebens; und ich kehre zurück ins Haus des HERRN lebenslang.“[5]





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Fußnoten

1 Katharina von Schlegel (1752): Stille, mein Wille! Aus: Frank Petersohn: http://ingeb.org/spiritua/bestillm.html, 2014-05-03, 13.15.

2 Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Hg.): Das Buch Mormon. Ein Bericht, von Mormon mit eigener Hand auf Platten geschrieben, den Platten Nephis entnommen. Aus dem Original von den Platten ins Englische übersetzt von Joseph Smith jun. Deutsche Übersetzung aus dem Englischen. 2003 Intellectual Reserve, Inc. https://www.lds.org/scriptures/bofm?lang=deu, 2014-05-04.

3 Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Hg.): Das Buch Mormon. Ein Bericht, von Mormon mit eigener Hand auf Platten geschrieben, den Platten Nephis entnommen. Aus dem Original von den Platten ins Englische übersetzt von Joseph Smith jun. Deutsche Übersetzung von Immo Luschin in den Jahren 1974-1979 aus dem englischen Grundtext. Frankfurt am Main 1995. Intellectual Reserve, Inc.

4 Laura Story: Blessings. Übersetzung von Rocky. http://www.lyricshall.com/lyrics/Laura+Story/Blessings/, 2014-05-04, 23:40.

5 Revidierte Elberfelder Bibel 2008 SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten. http://www.bibleserver.com, 2014-05-05.

6 James Leith Macbeth Bain (1890): Brother James's Air. Arranged by Mack Wilberg. Performed by the Mormon Tabernacle Choir. https://www.youtube.com/watch?v=DvSVkHbLJVA.

* Bildquelle: LDS Media Library. Intellectual Reserve, Inc. https://www.lds.org/media-library/images/jesus-walking-on-water-129516?category=gospel-art/new-testament&lang=eng, 2014-05-05, 13:35.

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