Mittwoch, 25. Juni 2014

Mormonen und Götter


Glauben die Mormonen, dass Gott nur ein Gott unter vielen ist, dass er früher ein Mensch war und dass jeder von uns Menschen ein Gott werden kann?



Wenn man sich mit dem mormonischen Glauben auseinandersetzt, und im Internet forscht, wird man von Kritikern der Kirche zu hören bekommen, dass die Mormonen keine Christen sind, weil sie (I.) an mehrere Götter glauben und weil sie (II.) glauben, dass wir Menschen dereinst Götter werden können und (III.) dass Gott Vater einmal ein Mensch war, der auf einer Erde lebte und nun erhöht ist. Die Kritiker nennen diese Glaubenspunkte unbiblisch und unchristlich. Aber eine nähere Untersuchung zeigt, dass diese Glaubenspunkte gar nicht so unbiblisch oder unchristlich sind.

Wenn du dir also schon einmal diese Fragen gestellt hast und die Antwort wirklich wissen willst, dann solltest du weiterlesen.



I.1 Verehren die Mormonen mehrere Götter?

Fangen wir mit Punkt I an: Die Mormonen glauben an mehrere Götter.
Wenn man mich fragen würde, ob wir an mehrere Götter glauben, würde ich zurückfragen, was derjenige mit 'glauben' meint. Denn je nachdem wie man das Wörtchen 'glauben' versteht, ändert sich die Antwort. Wenn man mit 'glauben' 'verehren' meint, dann ist die Antwort: Ja und Nein!


Warum Ja?
Gott Vater und Gott Sohn

Bildquelle: LDS Media Library. IRI.[*]
Nun, „[w]ir glauben an Gott, den Ewigen Vater, und an seinen Sohn, Jesus Christus, und an den Heiligen Geist.“ (KP, Glaubensartikel 1.)[1] Und wir glauben an folgende Belehrung, die von Joseph Smith gegeben wurde:

„Der Vater hat einen Körper aus Fleisch und Gebein, so fühlbar wie der eines Menschen, ebenso der Sohn; aber der Heilige Geist hat keinen Körper aus Fleisch und Gebein, sondern ist eine Person aus Geist. Wäre es nicht so, könnte der Heilige Geist nicht in uns wohnen.“ (Lehre und Bündnisse 130:22.)[2]
Alle Drei – sprich Vater, Sohn und Heiliger Geist – sind drei eigenständige Personen, die ihren jeweils eigenen Körper haben. Sie teilen sich nicht einen gemeinsamen Körper. Obwohl sie körperliche Wesen sind, sind sie doch verherrlicht, mit Macht und Herrlichkeit angetan und somit erhöht. Joseph Smith hat in dieser Sache weiterhin gelehrt:
„Ich habe immer gesagt, Gott sei eine eigene Person, Jesus Christus sei eine von Gott Vater getrennte, eigene Person, und der Heilige Geist sei eine eigene Person aus Geist: und diese drei sind also drei eigene Personen, drei Götter.“ (Lehren des Propheten Joseph Smith, S. 376.)[3]
Wir verehren also mindestens zwei Götter, nämlich Gott Vater und Gott Sohn und glauben auch an Gott Heiliger Geist.


Warum Nein?
Obwohl wir an Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist glauben, und glauben, dass alle drei körperliche Wesen sind, die ihren jeweils eigenen Körper haben, bilden sie doch zusammen eine Gottheit. Der deutsche Begriff 'Gottheit', der in der Kirche verwendet wird, finde ich ein bisschen unglücklich gewählt. Besser ist der Originalbegriff aus dem Englischen: godhead. Alle drei – nämlich Gott Vater und Gott Sohn und Gott Heiliger Geist – sind für uns an der der Spitze des Himmels und sind zusammen die Gottheit (engl.: godhead). Sie werden auch als ein Gott gesehen und so bezeichnet. Im Buch Mormon findet sich ein gutes Beispiel. Nephi spricht von der Lehre Gottes und gibt am Ende Zeugnis von der Einheit der drei himmlischen Wesen Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist:
„Und nun siehe, dies ist die Lehre von Christus und die einzige und wahre Lehre vom Vater und vom Sohn und vom Heiligen Geist, die ein Gott sind ohne Ende. Amen.“ (BM, 2 Nephi 31:21. Hervorhebung hinzugefügt.)[4]
Auch Oliver Cowdery, David Whitmer und Martin Harris – die drei Zeugen des Buches Mormon – sprechen von dieser Dreieinigkeit:
„Und die Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geist, die ein Gott sind. Amen.“ (BM, Einleitung: Das Zeugnis von Drei Zeugen.)
Da wir also glauben, dass alle drei die Gottheit (engl.: godhead) bzw. ein Gott sind, verehren wir gewissermaßen bloß einen Gott.

Mormonen haben also auch ein Konzept von einer Dreieinigkeit, auch wenn sie sich von der Dreieinigkeit anderer Christen unterscheidet. Im Schriftenführer der Kirche heißt es dazu:
„Es gibt drei getrennte Wesen in der Gottheit: Gott, den Ewigen Vater, seinen Sohn Jesus Christus und den Heiligen Geist. Wir glauben an einen jeden von ihnen … . Diese drei Personen sind eins in vollkommener Einigkeit und Übereinstimmung in Absicht und Lehre“ (Schriftenführer: „Gott, Gottheit“. Hervorhebung hinzugefügt)[5].

Ist dieser Glaube an mehrere Götter unbiblisch?

Der erste Vers der Bibel lautet:
„Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde“ (BI, Genesis 1:1)[6].
Die deutsche Übersetzung verschleiert aber, dass es im Hebräischen mehrere Bezeichnungen für Gott gibt. An dieser Stelle steht im Hebräischen das Wort 'Elohim', dass mit Gott übersetzt wird. Die Übersetzung ist aber nicht wirklich korrekt. Elohim ist die Pluralform von Eloah (Gott). Daher müsste 'Elohim' mit 'Götter' übersetzt werden. Somit müsste die Übersetzung lauten:
„Im Anfang schufen die Götter Himmel und Erde“
Man vergleiche diese Übersetzung mit der folgenden Schriftstelle aus dem Buch Abraham in der Köstlichen Perle:
„[S]ie, das heißt die Götter, formten und gestalteten die Himmel und die Erde.“ (KP, Abraham 4:1.)

Weitere Verse deuten auch auf eine Vielzahl von Göttern. So heißt es beispielsweise in BI, Genesis 1:26
„Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich. Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und über alle Kriechtiere auf dem Land.“
Auch hier steht im hebräischen Text 'Elohim', wodurch es heißen müsste:
„Dann sprachen die Götter: Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich. Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und über alle Kriechtiere auf dem Land.“
Jetzt versteht man auch, dass Gott nicht mit sich selbst im Plural redet. Die Urbedeutung spricht von einer Gruppe von Göttern, die miteinander Rat halten.


Wie sieht es mit der Dreieinigkeit in der Bibel aus?
Als Philippus zu Jesus sagte: „Herr, zeig uns den Vater; das genügt uns.“ (BI, Johannes 14:8), antwortete Jesus:
„9… Schon so lange bin ich bei euch und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst du sagen: Zeig uns den Vater? 10Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch sage, habe ich nicht aus mir selbst. Der Vater, der in mir bleibt, vollbringt seine Werke. 11Glaubt mir doch, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist; wenn nicht, glaubt wenigstens aufgrund der Werke!“ (BI, Johannes 14:9-11.)
Nun könnte man meinen, dass Gott Vater und Jesus wesensgleich sind, dass Gott Vater ein Mensch mit dem Namen Jesus geworden ist, wenn da nicht folgende Schriftstellen wären:
Jesus weitere Antwort auf Philippus Bitte: „Amen, amen, ich sage euch: Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen und er wird noch größere vollbringen, denn ich gehe zum Vater.“ (BI, Johannes 14:12.)
Und Jesu Fürbitte für die Gläubigen: „Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast.“ (BI, Johannes 17:21.)
Diese Schriftstellen zeigen, dass Jesu Einssein mit dem Vater nicht substantiell sein kann. Das Einssein mit dem Vater ist eher eine Einigkeit, wie sie auch unter körperlichen Menschen vorhanden ist. Die Gläubigen sollen mit Gott einig sein, wie auch Jesus mit dem Vater einig ist.


Aber ist die Dreieinigkeit auch christlich?
Auch im Konzil von Nicäa ging es um die Natur des Vaters und des Sohnes. Manche Richtungen sahen Jesus mit dem Vater wesensgleich, wobei der Vater bloß eine Erscheinungsform und der Sohn eine andere Erscheinungsform des einen Gottes waren (modalistischer Monarchianismus). Andere Geistliche sahen Jesus unter dem Vater gestellt hinsichtlich des geschöpflichen Ursprungs, aber immer noch wesensgleich mit dem Vater (Subordinatianismus). Wieder andere Geistliche sahen zwar Jesus hinsichtlich des geschöpflichen Ursprungs unter dem Vater gestellt und sahen auch Vater, Sohn und Heiliger Geist als drei personas (Erscheinungsformen des einen Gottes), aber der Sohn und der Geist waren nicht wie im Subordinatianismus mit dem Vater wesensgleich, wodurch dem Sohn und dem Heiligen Geist die wahre Gottheit abgesprochen wurde und Jesus gewissermaßen ein Halbgott war (Arianismus). Auch in früheren Konzilen beschäftigte man sich mit der Natur Gottes. In den späteren Konzilen ging es dann auch um Fragen hinsichtlich der Natur des Heiligen Geistes. [7]

Das frühe Christentum war sich also nicht sicher, was Jesus genau meinte, als er sagte:
„Glaubt mir doch, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist“. (BI, Johannes 14:11.)
Würde man den frühen Christen also ihr Christsein absprechen? Ich würde es nicht tun!



I.2 Denken die Mormonen, dass es mehrere Götter gibt?

Lass mich nochmal auf die obige Frage eingehen: Wenn man mich fragen würde, ob wir an mehrere Götter glauben, würde ich zurückfragen, was derjenige mit 'glauben' meint. Würde man dann die Frage präzisieren, und fragen, ob die Mormonen denken, dass es mehrere Götter im Himmel bei Gott gibt, dann würde ich mit Ja antworten.

Ja, Mormonen denken, dass es mehrere Götter gibt. Einmal wären Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist zu nennen, die drei eigene Personen sind, drei Götter (siehe oben).

Dann müsste man richtigerweise sagen, dass Joseph Smith gelehrt hat, dass es im Himmel bei Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist auch noch andere himmlische Wesen gibt, die auch Götter sind. Aber – und das sei hier besonders betont – wir beten diese anderen Götter nicht an! Sie spielen keine unmittelbare Rolle in der Errettung und Erhöhung des Menschen.

Joseph Smith sagte in einer Ansprache am 16. Juni 1844:
„Der Apostel Paulus sagt: 'Götter und Herren gibt es viele-', und das möchte ich ganz klar und einfach darlegen, 'so haben doch wir nur einen Gott' [BI, 1. Korinther 8:5]: das heißt, was uns betrifft; und er ist in allem und durchdringt alles. […] Ich sage, es gibt der Götter und Herren viele, wir aber haben nur einen Gott, und diesem müssen wir uns unterordnen, und kein Mensch kann die Grenzen oder das ewige Vorhandensein der Ewigkeit einschränken. […] Manche sagen, ich lege die Schrift nicht so aus wie sie. Sie sagen, damit seien heidnische Götter gemeint. Paulus sagt, Götter und Herren gebe es viele – also mehrere Götter, allen Einbildungen der Menschen zum Trotz. Ohne Offenbarung werde ich ihnen aber keine Erkenntnis vom Gott des Himmels vermitteln. Ihr wißt und ich bezeuge, daß Paulus nicht die heidnischen Götter gemeint hat. Das habe ich von Gott, und nun nehmt das gelassen hin, wenn ihr könnt!“ (Lehren des Propheten Joseph Smith, S. 377.)[3]

Besonders interessant finde ich, dass Joseph Smith darauf hinweist, dass „kein Mensch … die Grenzen oder das ewige Vorhandensein der Ewigkeit einschränken [kann].“ Das heißt, kein Mensch kann sagen, was in der großen Ewigkeit, im unendlichen Himmel bei Gott nicht ist, es sei denn durch Offenbarung. Ich denke, dass es dort vieles gibt, was wir Menschen nicht verstehen können und auch nicht wissen. Natürlich besteht die Möglichkeit, dass es noch weitere Götter in den himmlischen Gefilden gibt.

Uns wurde nur das offenbart, was mit dieser Erde und mit uns Menschen zu tun hat. Gott erklärte dies zu Mose wie folgt:
„Aber nur von dieser Erde und ihren Bewohnern gebe ich dir Bericht.“ (KP, Mose 1:35.)

Des weiteren betont Joseph Smith, dass er durch Offenbarung erfahren hat, dass Paulus mit dem Ausdruck „Götter und Herren gibt es viele“ [in der Elberfelder Bibel heißt es: „wie es ja viele Götter und viele Herren gibt“ (BI, 1. Korinther 8:5, ELB)[8]] nicht die heidnischen Götter gemeint hat, die ja gar nicht echt sind, sondern wirkliche Götter in den himmlischen Gefilden, mit denen wir aber nichts zu tun haben. Für uns Menschen gibt es nur einen Gott, mit dem wir etwas zu tun haben, nämlich Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist.


Weitere Beispiele in der Bibel
In der Bibel gibt es weitere Beispiele von der Pluralität von Göttern:
BI, Genesis 1:1 müsste eigentlich heißen:
„Im Anfang schufen die Götter die Himmel und die Erde“ (siehe oben).
BI, Genesis 1:26 müsste lauten:
„Dann sprachen die Götter: Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich. Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und über alle Kriechtiere auf dem Land.“ (siehe oben!)
Vor allem die älteste Lesart des Moselieds zeugt vom Glauben an eine Pluralität von Göttern:
„Als der Höchste (den Göttern) die Völker übergab, als er die Menschheit aufteilte, legte er die Gebiete der Völker nach der Zahl der Götter fest“. (BI, Deuteronomium 32:8.)
Das Volk des Mose betete jedoch einen Gott an, ohne jedoch die Existenz anderer Götter zu leugnen:
„6Ich bin Jahwe, dein Gott [hebr. Elohim], der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus. 7Du sollst neben mir keine anderen Götter [hebr. Elohim] haben.
9Du sollst dich nicht vor anderen Göttern [hebr. l'em = zu ihnen] niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen. Denn ich, der Herr [hebr. Jahwe], dein Gott [hebr. Elohim], bin ein eifersüchtiger Gott [hebr. El]“. (BI, Deuteronomium 5:6-7, 9. Erklärende Zusätze in eckigen Klammern von Rocky hinzugefügt.)[9]

Diese Monolatrie (man betet nur einen Gott an, ohne aber die Existenz von anderen Göttern zu leugnen) scheint auch in Paulus Worten in BI, Korinther 8:5-6 durch (siehe auch oben):
„5Und selbst wenn es im Himmel oder auf der Erde sogenannte Götter gibt - und solche Götter und Herren gibt es viele -, 6so haben doch wir nur einen Gott, den Vater. Von ihm stammt alles und wir leben auf ihn hin. Und einer ist der Herr: Jesus Christus. Durch ihn ist alles, und wir sind durch ihn.“ (Einheitsübersetzung.)
„5Denn wenn es auch sogenannte Götter gibt im Himmel oder auf Erden - wie es ja viele Götter und viele Herren gibt -, 6so ist doch für uns ein Gott, der Vater, von dem alle Dinge sind und wir auf ihn hin, und ein Herr, Jesus Christus, durch den alle Dinge sind und wir durch ihn.“ (Elberfelder 2008.)
„5Und obwohl es solche gibt, die Götter genannt werden, es sei im Himmel oder auf Erden, wie es ja viele Götter und viele Herren gibt, 6so haben wir doch nur 'einen' Gott, den Vater, von dem alle Dinge sind und wir zu ihm; und 'einen' Herrn, Jesus Christus, durch den alle Dinge sind und wir durch ihn.“ (Luther Bibel 1984.)[10]

Am Interessantesten scheint aber die Schriftstelle in BI, Offenbarung 1:6
„er hat uns zu Königen gemacht und zu Priestern vor Gott, seinem Vater. Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht in alle Ewigkeit. Amen.“
Im Deutschen heißt es „vor Gott, seinem Vater“. Auch die anderen deutschen Übersetzungen machen aus Gott und Vater eine Person. Das griechische Original hat jedoch einen anderen Inhalt:
„καὶ ἐποίησεν ἡμᾶς βασιλείαν, ἱερεῖς τῷ θεῷ καὶ πατρὶ αὐτοῦ, αὐτῷ ἡ δόξα καὶ τὸ κράτος εἰς τοὺς αἰῶνας [τῶν αἰώνων]· ἀμήν.“ (BI, Offenbarung 1:6, UBS GNT.)[11]
Die Interlinearübersetzung lautet:
„Und macht uns Könige und Heilige zu-dem Gott und Vater von-ihm zu-ihm der Ruhm und die Macht in/hinein die Äonen von-den Äonen Amen.“[12]
Wenn man dann die Interlinearübersetzung in ein gutes Deutsch überträgt, wäre die beste Übersetzung folgende:
„Und macht uns zu Königen und Priestern vor und für Gott und seinem Vater; ihm sei Ruhm/Herrlichkeit und Macht hinein in die Ewigkeiten/Zeitaltern der Ewigkeiten/Zeitaltern. Amen.“
Worauf bezieht sich nun das 'seinem' in „Und macht uns zu Königen und Priestern vor und für Gott und seinem Vater“? Bezieht es sich auf Christus, der in den Versen davor genannt wird? Das ist zumindest die heutige Deutung, die keinerlei doktrinelle Schwierigkeiten bereitet. Dann würde es heißen, dass Johannes der Offenbarer – der Schreiber dieses Buches – mit Gott das gleiche Wesen meint, das er dann weiter als 'Vater' bezeichnet, wodurch klar wird, dass Gott der Vater von Christus ist.

Eine andere Deutung wäre, dass sich das 'seinem' auf Gott bezieht, wodurch nun Johannes der Offenbarer nun vom Vater Gottes sprechen würde – sprich, Johannes würde dann vom Vater unseres himmlischen Vaters sprechen. Dieser wäre dann gewissermaßen Jesu und unser himmlicher Großvater. Also ein weiterer Gott in den himmlischen Gefilden.

Zumindest verstand Joseph Smith diesen Vers auf die zweite, unorthodoxe Art und Weise. Er hat über diesen Vers Folgendes gesagt:
„'... und hat uns zu Königen und Priestern gemacht vor Gott und seinem Vater, demselbigen sei Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.' … Diese Übersetzung ist ganz richtig! […]
Wenn nun Jesus Christus der Sohn Gottes ist und Johannes entdeckt hat, daß Gott, der Vater Jesu Christi, selbst einen Vater hat, so kann man annehmen, daß auch dieser einen Vater hat. Wo hat es je einen Sohn ohne Vater gegeben? Und wo hat es je einen Vater gegeben, der nicht zuerst selbst Sohn war?“ (Lehren des Propheten Joseph Smith, S. 376, S. 379.)[3]


II. Glauben Mormon, dass sie Götter werden können? Ist das nicht unbiblisch und unchristlich?

Gute Frage! Joseph Smith hat gelehrt: 
„Götter übertreffen die Engel, die ja dienende Knechte sind. Bei der Auferstehung werden einige erweckt, um Engel zu sein, andere, um Götter zu werden.“ (Lehren des Propheten Joseph Smith, S. 318.)[13]

Zion, die Stadt Henochs, und deren Bewohner
werden in den Himmel aufgenommen.

Bildquelle: LDS Media Library. IRI.[#]
Auch im Buch 'Lehre und Bündnisse' wird eindeutig gelehrt, dass Menschen zu Göttern werden können.
Dort heißt es:
„und sie [d.h., die wahren Nachfolger Christi] werden an den Engeln und den Göttern, die dort hingestellt sind, vorbeigehen zu ihrer Erhöhung und Herrlichkeit in allem, wie es auf ihr Haupt gesiegelt worden ist, und diese Herrlichkeit wird eine Fülle und eine Fortsetzung der Samen sein, für immer und immer. Dann werden sie Götter sein, weil sie kein Ende haben; darum werden sie vom Immerwährenden zum Immerwährenden sein, weil sie weiterbestehen; dann werden sie über allem sein, weil alles ihnen untertan ist. Dann werden sie Götter sein, weil sie alle Macht haben und die Engel ihnen untertan sind.“ (Lehre und Bündnisse 132:19-20.)

Manch einer mag denken, dass das Gotteslästerung ist und unvereinbar mit dem gebotenen Respekt und der gebotenen Demut gegenüber/vor Gott ist. Doch dem ist nicht so. Die ersten Christen haben schon an die mögliche Gottwerdung des Menschen geglaubt.


Gottwerdung in der Bibel?
So lesen wir beispielsweise im Paulus-Brief an die Römer:
„16Der Geist selbst bezeugt zusammen mit unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind. 17Wenn aber Kinder, so auch Erben, Erben Gottes und Miterben Christi, wenn wir wirklich mitleiden, damit wir auch mitverherrlicht werden.“ (BI, Römer 8:16-17, ELB.)
Da Christus alles vom Vater erhalten hat und er sich alles untertan gemacht hat, ist er ein Gott. Wenn wir, Menschen, mit Christus leiden und ihm in allem folgen, wir also wahre Nachfolger Christi sind, dann werden wir „Erben Gottes und Miterben Christi“. Das heißt, dass wir wie Gott werden. Dann werden wir von Gott durch die Gnade Christi zu Götter erhoben werden. Diese Gnade kommt durch das Sühnopfer. Das Sühnopfer ist nicht nur da, um unsere Sünden zu überwinden, es gibt uns auch die nötige Kraft dies zu tun, es hat die Macht, uns von allem Schmerz – körperlich, seelisch und psychisch – zu befreien. Das Sühnopfer, das Paulus in BI, Römer 8:16-17 als Christi Leiden beschreibt ist letztlich dazu da, um dem Menschen zu helfen, die gleiche Verherrlichung – die gleiche Macht und Herrlichkeit – zu erhalten, wie sie Christus erhalten hat, der nach seiner Auferstehung gesagt hat:
„Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde.“ (BI, Matthäus 28:18.)


Frühe Christen und der Glaube an Gottwerdung
Auch im zweiten nachchristlichen Jahrhundert wurde von verschiedenen Kirchenvätern von der Gottwerdung gesprochen.[14] So, z.B. der Heilige Irenäus (180 n. Chr.), der ein Jünger des Polykarp war, welcher wiederum ein Jünger von Johannes dem Offenbarer gewesen ist.[15] Er schrieb über die Gottwerdung:
„Der Mensch schreitet allmählich vorwärts und erhebt sich zu Vollkommenheit. Das heißt, er nähert sich dem Ewigen. Das Ewige ist vollkommen, und das ist Gott. Der Mensch muss zuerst ins Dasein treten, dann Fortschritt machen, und durch den Fortschritt erreicht er Menschlichkeit, hat er die Menschlichkeit erreicht, so muss er zunehmen und zunehmend ausharren und ausharrend verherrlicht werden und so seinen Herrn sehen.“ (Henry Bettenson: The Early Christian Fathers, S. 94.)[16]

Irenäus schrieb weiter:
„Wie wird denn jemand ein Gott sein, wenn er nicht zuerst zum Menschen gemacht wurde? Wie kann jemand vollkommen sein, wenn er erst vor kurzem zum Menschen gemacht wurde? Wie unsterblich, wenn er nicht in seiner sterblichen Natur seinem Macher gehorchte? Denn jemandes Pflicht ist zuerst die Disziplin des Menschen zu befolgen und danach an der Herrlichkeit Gottes teilzuhaben.“ (Henry Bettenson: The Early Christian Fathers, S. 95f.)[16]

Und:
„Unser Herr Jesus Christus, das Wort Gottes in seiner grenzenlosen Liebe, wurde [sic!] was wir sind, damit er uns zu dem machen kann, was er selbst ist.“ (Henry Bettenson: The Early Christian Fathers, S. 106.)[16]

Clemens von Alexandria (150 – 215 n.Chr.) schrieb:
„[J]a, ich sage, das Wort Gottes wurde Mensch, damit du von (einem) Menschen lernen mögest, wie man Gott wird.“[17]

Was wird aus Gott, wenn wir selber zu einem Gott werden?
Heißt das nun, dass wir Gott von seinem Thron schupsen? Nein! Ganz im Gegenteil. Gott wird auf ewig unser Gott bleiben. Wir können zwar wie Gott werden und den Titel Gott irgendwann nach unserem Leben ererben, aber in dem Moment, wo wir Fortschritt machen und zu einem Gott werden, wird nicht nur uns Herrlichkeit zuteil, sondern auch Gott. Gott offenbarte Mose:
„Denn siehe, dies ist mein Werk und meine Herrlichkeit—die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen.“ (KP, Mose 1:39.)
Wenn Gott uns errettet und erhöht, wird auch ihm Herrlichkeit zuteil, wodurch er immer über uns steht.

Wir Menschen haben den Auftrag, Fortschritt zu machen, immer besser zu werden und Christus mehr und mehr ähnlicher zu werden. Wie Paulus schon sagte:
„13So sollen wir alle zur Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, damit wir zum vollkommenen Menschen werden und Christus in seiner vollendeten Gestalt darstellen. 14Wir sollen nicht mehr unmündige Kinder sein, ein Spiel der Wellen, hin und her getrieben von jedem Widerstreit der Meinungen, dem Betrug der Menschen ausgeliefert, der Verschlagenheit, die in die Irre führt. 15Wir wollen uns, von der Liebe geleitet, an die Wahrheit halten und in allem wachsen, bis wir ihn erreicht haben. Er, Christus, ist das Haupt.“ (BI, Epheser 4:13-15.)

Joseph Smith hat in seinem berühmten King-Follet-Vortrag gelehrt:
„[I]hr müßt nun lernen, selbst Gott zu werden – König und Priester vor Gott zu sein, wie alle Götter vor euch, und zwar indem ihr von einem niederen Grad zum nächsten, von einer geringeren Fähigkeit zur größeren schreitet – von Gnade zu Gnade, von Erhöhung zu Erhöhung, bis ihr die Auferstehung von den Toten erreicht habt und imstande seid, in immerwährender Lohe zu wohnen und euch in Herrlichkeit niederzulassen wie diejenigen, die in immerwährender Macht auf ihrem Thron sitzen.“ (Lehren des Propheten Joseph Smith, S. 354.)[18]

Interessant ist, dass Joseph Smith unser Gott-Sein nicht dahingehend deutet, dass wir dereinst Gott von seinem Thron schupsen, sondern dass unser Gott-Sein darin besteht, wie Gott zu sein, welches dann weiterhin beschrieben wird als „ König und Priester vor Gott zu sein“. Wir können zwar irgendwann wie Gott sein, aber wir werden ihm trotzdem noch Untertan sein und ihm dienen, so wie auch ein Priester Gott dient.

Desweiteren hat Joseph Smith in diesem Vortrag gelehrt:
„Was hat Jesus getan? Nun: ''Ich tue, was ich meinen Vater habe tun sehen, als Welten ins Dasein kamen. Mein Vater hat sich mit Furcht und Zittern um sein Reich gemüht, und ich muß das gleiche tun; und wenn ich mein Reich erlange, werde ich es meinem Vater darbringen, so daß er Reich auf Reich erhält, und das erhöht seine Herrlichkeit. Er nimmt dann eine höhere Stufe der Erhöhung ein, und ich werde seinen Platz einnehmen und auf diese Weise selbst erhöht werden.'' Somit wandelt Jesus in den Fußstapfen seines Vaters und ererbt, was Gott vor ihm ererbt hat; und auf diese Weise wird Gott durch die Errettung und Erhöhung aller seiner Kinder selbst verherrlicht und erhöht. Das ist so klar, daß es keiner Debatte bedarf, und so lernt ihr einige der grundlegenden Prinzipien des Evangeliums, worüber so viel gesprochen wird.
    Wenn man eine Leiter hinaufsteigt, muß man unten anfangen und Sprosse um Sprosse emporklettern, bis man oben angelangt ist; genauso ist es mit den Grundsätzen des Evangeliums“ (Lehren des Propheten Joseph Smith, S. 355.)[18]

Jesus, Gott Vater und auch wir Menschen machen Fortschritt. Wir klettern gewissermaßen Sprosse um Sprosse die Leiter des ewigen Fortschritts hoch, aber sobald wir Fortschritt machen und durch Gottes Hilfe Errettung und Erhöhung erlangen (wir also viele Sprossen nach oben geklettert sind) wird auch Gott erhöht (auch er ist dann einige Sprossen nach oben geklettert). Somit können wir einerseits einmal wie Gott werden (wir sind dann an der Sprosse angekommen, auf der Gott einst stand), aber andererseits wird Gott auch immer über uns sein, weil er dann schon mehrere Sprossen nach oben geklettert sein wird. Gott wird immer über uns stehen, und wir werden ihn auch immer anbeten als unseren Vater und Gott. [19]



III. Gott Vater war einmal ein Mensch, der auf einer Erde lebte und nun erhöht ist

Nun, das ist wirklich eine Lehre, die nun schocken könnte. Aber es gibt eine Schriftstelle in der Bibel, die darauf hindeutet:
„Jesus aber sagte zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, wenn er den Vater etwas tun sieht. Was nämlich der Vater tut, das tut in gleicher Weise der Sohn.“ (BI, Johannes 5:19.)
Der Sohn kann nichts von sich aus tun? Er kann nur das tun, was er den Vater hat tun sehen? War der Vater also auch ein Erlöser? Oder besser: War der Vater etwa auch einmal ein Mensch, der darauf erhöht wurde wie Christus? Diese Schriftstelle deutet darauf hin.

Joseph Smith kommentierte diese Schriftstelle wie folgt:
„Gott selbst war einst so, wie wir jetzt sind, und ist ein erhöhter Mensch; er thront oben in den Himmeln! […] Ja, Gott selbst, der Vater von uns allen, hat auf einer Erde gelebt, wie auch Jesus Christus; und ich werde es aus der Bibel beweisen. […] In der Schrift steht, Jesus habe gesagt, wie der Vater Macht in sich hat, so hat auch der Sohn die Macht – was zu tun? Nun, dasselbe, was der Vater getan hat. Die Antwort ist klar: sein Leben hinzugeben, um es wieder zu nehmen. Jesus, was wirst du tun? Ich werde mein Leben hingeben, so wie der Vater, und es wieder nehmen. Glauben wir das? Wenn ihr es nicht glaubt, so glaubt ihr auch der Bibel nicht.“ (Lehren des Propheten Joseph Smith, S. 353f.)[18]

Die Lehre, dass Gott Vater selbst einmal ein Mensch war und nun im Himmel thront, ist nicht unbiblisch. Sie kann auch nicht unchristlich sein, denn es war ja Christus höchstpersönlich, der gesagt hatte:
„Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, wenn er den Vater etwas tun sieht.“ (BI, Johannes 5:19.)
Diese Lehre, dass Gott Vater einmal ein Mensch war, der auf einer Erde lebte, klingt auch in KP, Mose 7:35 an:
„Siehe, ich bin Gott; Mensch der Heiligkeit ist mein Name; Mensch des Rates ist mein Name; und auch Endlos und Ewig ist mein Name.“
Natürlich erscheint diese Lehre sonderbar, aber sie ist nun mal in der Bibel verankert. Sie erscheint sonderbar, weil sie in den heutigen christlichen Kirchen nicht mehr gelehrt wird.


Unveränderlichkeit Gottes?
Stattdessen wird immer vom unveränderlichen Gott gesprochen. Diese Unveränderlichkeit wird als Unveränderlichkeit in allen Dingen gedeutet. Die Heiligen Schriften sprechen aber nicht von der Unveränderlichkeit in allen Dingen, sondern von der Unveränderlichkeit seiner Liebe und seiner Lehre, den Geboten und der Ewigkeit seines Ichs, seines Bewusstseins, seiner Intelligenz.

Maria und Joseph betrachten den neugeborenen
Jesus, den Gott des Himmels.

Bildquelle: LDS Media Library. IRI.[+]
Nimmt man z.B. BI, Hebräer 13:8 „Jesus Christus ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit.“, dann fällt einem auf, dass gesagt wird, dass Jesus Christus immer derselbe war, ist und sein wird. Aber wir wissen auch aus der Bibel, dass Christus im Vorherdasein ein Gott war – kein Mensch, wie wir Menschsein verstehen –, der dann zum Menschen wurde (BI, Johannes 1:1-4, 9-10, 14)[20]; als Mensch wuchs er körperlich, intellektuell, spirituell und gesellschaftlich heran (BI, Lukas 2:52)[21] – also eine Veränderung; dann ist er gestorben (BI, Lukas 23:46-47)[22] – wieder eine Veränderung; dann auferstanden (BI, Matthäus 28:1-6)[23] – oh, noch eine Veränderung; dann erklärte er, dass ihm alle Macht im Himmel und auf der Erde gegeben wurde (BI, Matthäus 28:18)[24] – was bedeutet, dass es einen Zeitpunkt gab, an dem er nicht alle Macht hatte, also eine Veränderung; dann fuhr er auf in den Himmel. Christus ist also durch mehrere Veränderungen gegangen. Er kann also nicht in allen Dingen unveränderlich sein. So verhält es sich auch mit Gott. Obwohl Gott nicht in allen Dingen unveränderlich ist, so weicht er doch nicht von seiner Liebe, seinem Wohlwollen, seinen Lehren und Geboten ab – in diesem Sinne ist er unveränderlich.


Und er ist auf ewig ein ewiges Wesen. Was ich damit meine? Joseph Smith sprach oft von einem Teil der Seele, den er Intelligenz bezeichnete. Eine Intelligenz ist das Ich, das sich seiner selbst bewusst ist und Wissen hat. Es ist ewig und kann nicht erschaffen werden:
„Intelligenz oder das Licht der Wahrheit wurde nicht erschaffen oder gemacht und kann es auch gar nicht“ (Lehre und Bündnisse 93:29.)
Gott und jeder von uns Menschen hat dieses Ich, Gott und wir Menschen sind uns unser selbst bewusst und haben Erkenntnis, das ist dieses Ich bzw. diese Intelligenz. Gottes und unsere Intelligenz haben „keinen Anfang; sie haben zuvor existiert, sie werden kein Ende haben, sie werden hernach existieren, denn sie sind n-olam oder ewig.“ (KP, Abraham 3:18.) Gott hat als erhöhter Mensch auch dieses Ich, diese Intelligenz, die sich jedoch von unseren Ichs unterscheidet. Gott sprach über diesen Unterschied zu Abraham in einer Vision folgendermaßen:
„[E]s gibt noch einen weiteren, der intelligenter ist als sie; ich bin der Herr, dein Gott, ich bin intelligenter als sie alle.“ (KP, Abraham 3:19.)
Obwohl Gott und die Menschen alle ein Ich haben, eine Intelligenz, die ewig und unerschaffen ist, steht Gott doch über den Menschen. Das heißt, dass Gott intelligenter ist als die anderen Intelligenzen, die Gott dem Abraham gezeigt hat. Gott ist intelligenter, hat mehr Erkenntnis, als wir Menschen.



Fazit

Ich habe versucht zu zeigen, woran die Mormonen hinsichtlich Götter, Dreieinigkeit, Gottwerdung und Gott Vaters menschliches Dasein auf einer Erde glauben bzw. was die mormonische Lehre auf Grundlage der Heiligen Schriften und der Lehren Joseph Smiths sind.

Wir glauben an eine Dreieinigkeit von drei Göttern, deren Einssein nicht substanziell, sondern in Hinsicht der Absicht und Lehre ist. Sie bilden die Gottheit (engl. godhead), die auch als Gott bezeichnet wird. Gott Vater und Gott Sohn haben einen fühlbaren Körper aus Fleisch und Gebein, Gott Heilige Geist hat einen Körper aus Geist, ohne Fleisch und Gebein.

Die himmlischen Gefilden sind unendlich und uns Menschen wurde nur ein Teil von dem offenbart, was es im Himmel gibt. Jedoch wissen wir durch Offenbarung, dass es im Himmel mehrere Götter gibt, sogar mehr Götter als die drei Götter namens Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist. Auch unser Vater im Himmel (= Gott Vater) hat einen Vater, welcher ein weiterer Gott ist. Jedoch haben wir mit den anderen Göttern nichts zu tun. Für uns Menschen sind nur Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist von wirklicher Bedeutung. Nur sie können uns helfen, Errettung zu erhalten und Erhöhung durch die Gnade Christi (= Gott Sohn) zu erlangen. Von daher könnte man unseren Glauben auch als eine besondere Form der Monolatrie bezeichnen, d.h. wir verehren nur die eine Gottheit bestehend aus Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist, ohne dabei die Existenz anderer Götter zu leugnen, im Gegenteil, wir wissen, dass es sie gibt.

Mormonen glauben, wie die frühen Christen an die Gottwerdung. Der Mensch kann Fortschritt machen und sich somit alle göttlichen Eigenschaften durch die Gnade Christi (durch Christi Sühnopfer) aneignen. Wir Menschen können ein Gott werden, aber Gott wird trotzdem immer über uns stehen. An der Beziehung zwischen uns Menschen als Kinder Gottes und unserem Gott, den himmlischen Vater, und Jesus Christus wird sich niemals etwas ändern. Diese Lehre der fortschreitenden Vergöttlichung wurde auch im frühen Christentum vertreten. Der deutsch Theologe Ernst W. Benz, der kein Gelehrter der HLT-Kirche ist, bestätigt diese Auffassung:
„Man kann von der Lehre der fortschreitenden Vergöttlichung denken was man will, aber eines ist gewiss: Mit dieser Anthropologie liegt Joseph Smith näher an der Sicht des Menschen, wie sie die alte Kirche hatte, als die Vorläufer der augustinischen Lehre von der Erbsünde“. (Ernst W. Benz: Imago Dei. Übersetzung von Rocky.)[14]

Mormonen glauben letztlich auch, dass Gott Vater einmal ein Mensch war, auf einer Erde lebte und Gott wurde. Gott Vater verliert durch diesen Existenzgang genauso wenig seine Göttlichkeit wie Jesus Christus, der im Vorherdasein ein Gott war, dann Mensch wurde, starb, auferstand, dem alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben wurde – was bedeutet, dass er diese Allmacht zu einem früheren Zeitpunkt nicht hatte – und in den Himmel aufgefahren ist; obwohl es doch von Christus heißt, dass er „derselbe gestern, heute und in Ewigkeit“ (BI, Hebräer 13:8) ist. Gott Vater ist auch schon seit Ewigkeit her gewesen. Er besteht aus sich selbst heraus. Sein Ich, seine Intelligenz ist – wie jede Intelligenz – unerschaffen und ewig.





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Fußnoten
1 Die Köstliche Perle. Eine Auswahl aus den Offenbarungen, Übersetzungen und Schriften von Joseph Smith, erster Prophet, Seher und Offenbarer für die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. o.O. 2003: Intellectual Reserve, Inc. https://www.lds.org/scriptures/pgp?lang=deu, 2014-06-18. Alle weiteren Verse aus dem Buch 'Köstliche Perle' [abgekürzt: KP], wurden von der gleichen Quelle und am selben Tag entnommen.

2 Lehre und Bündnisse der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Offenbarungen enthaltend, die Joseph Smith, dem Propheten, gegeben wurden, nebst einigen Hinzufügungen seiner Nachfolger in der Präsidentschaft der Kirche. o.O. 2003: Intellectual Reserve, Inc. https://www.lds.org/scriptures/dc-testament?lang=deu, 2014-06-18. Alle weiteren Verse aus dem Buch 'Lehre und Bündnisse' wurden von der gleichen Quelle und am selben Tag entnommen.

3 Ansprache des Propheten Joseph Smith auf einer Versammlung am 16. Juni 1844. In: DHC 6:473-479. Aus: Joseph Fielding Smith (Hg.): Lehren des Propheten Joseph Smith, Frankfurt am Main 1983: Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, S. 376-382.

4 Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Hg.): Das Buch Mormon. Ein Bericht, von Mormon mit eigener Hand auf Platten geschrieben, den Platten Nephis entnommen. Aus dem Original von den Platten ins Englische übersetzt von Joseph Smith jun. Deutsche Übersetzung aus dem Englischen. 2003 Intellectual Reserve, Inc. https://www.lds.org/scriptures/bofm?lang=deu, 2014-06-22. Hervorhebung hinzugefügt. Alle weiteren Verse und Textstellen aus dem Buch Mormon [abgekürzt: BM] wurden von der gleichen Quelle am selben Tag entnommen.

5 Schriftenführer der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. https://www.lds.org/scriptures/gs?lang=deu, 2014-06-23, 23:22.

6 Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, Stuttgart 1980: Katholische Bibelanstalt. http://www.bibleserver.com/start, 2014-06-22. Alle weiteren Verse aus der Bibel [abgekürzt: BI] stammen – falls nicht anders angegeben – aus der gleichen Übersetzung.

7 Siehe auch Wikipedia-Artikel: „Dreifaltigkeit“. Letzte Änderung des Artikel am 19. Juni 2014 um 19:33 Uhr. http://de.wikipedia.org/wiki/Dreieinigkeit, 2014-06-20, 22:03.

8 Revidierte Elberfelder Bibel (Rev. 26), Witten 1985/1991/2008: SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag GmbH & Co. KG. http://www.bibleserver.com/start, 2014-06-18. Alle weiteren Verse aus der Elberfelder Bibel [abgekürzt: ELB] wurden von der gleichen Quelle am selben Tag entnommen.

9 Erklärende Zusätze auf Grundlage der Einheitsübersetzung (siehe Fußnote 6) und folgender Bibeln:
─ La Sainte Bible qui comprend l'ancien et le nouveau testament, traduit des testes originaux par J. N. Darby, Valence 2005.
─ Hebrew Interlinear Bible (OT). http://www.scripture4all.org/OnlineInterlinear/Hebrew_Index.htm, 2014-06-21.

10 Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984. Durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung. Stuttgart 1984: Deutsche Bibelgesellschaft. http://www.bibleserver.com/start, 2014-06-22.

11 Greek New Testament (UBS GNT), 4. Aufl., Stuttgart 1983/2001: Deutsche Bibelgesellschaft. https://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/greek-new-testament-ubs-gnt/lesen-im-bibeltext/, 2014-06-22.

12 Übersetzung von Rocky auf Grundlage griechisch-deutscher Wörterbücher und der englischen Interlinearübersetzung der Greek Interlinear Bible (NT). http://www.scripture4all.org/OnlineInterlinear/Greek_Index.htm, 2014-06-22.

13 DHC 5:423-427. Aus: Joseph Fielding Smith (Hg.): Lehren des Propheten Joseph Smith, Frankfurt am Main 1983: Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, S. 313-318.

14 Ernst W. Benz: Imago Dei: Man in the Image of God. In: Truman G. Madsen (Ed.): Reflections on Mormonism: Judaeo-Christian Parallels (Provo, UT: Religious Studies Center, Brigham Young University, 1978), S. 201–222. BYU Religious Education: Religious Studies Center: http://rsc.byu.edu/ > Religious Studies Center > Reflections on Mormonism: Judaeo-Christian Parallels > 12. Imago Dei: Man in the Image of God. http://rsc.byu.edu/archived/reflections-mormonism-judaeo-christian-parallels/12-imago-dei-man-image-god, 2014-06-09, 23:00.

15 Henry Bettenson, The Early Christian Fathers: A Selection from the Writings of the Fathers from St. Clement of Rome to St. Athanasius, London 1956: Oxford University Press, S. 16f. Aus: FAIRMORMON: Mormonismus und die Natur Gottes/Theosis. http://de.fairmormon.org/Mormonismus_und_die_Natur_Gottes/Theosis, 2014-06-18, 22:04.
(Siehe auch: FAIRMORMON: Mormonism and the nature of God/Deification of man/Unbiblical, false, and arrogant. http://en.fairmormon.org/Mormonism_and_the_nature_of_God/Deification_of_man/Unbiblical,_false,_and_arrogant, 2014-06-18, 22:07.)

16 Henry Bettenson: The Early Christian Fathers: A Selection from the Writings of the Fathers from St. Clement of Rome to St. Athanasius, London 1956: Oxford University Press.  Aus: FAIRMORMON: Mormonismus und die Natur Gottes/Theosis. http://de.fairmormon.org/Mormonismus_und_die_Natur_Gottes/Theosis, 2014-06-18, 22:04.
(Siehe auch: FAIRMORMON: Mormonism and the nature of God/Deification of man/Unbiblical, false, and arrogant. http://en.fairmormon.org/Mormonism_and_the_nature_of_God/Deification_of_man/Unbiblical,_false,_and_arrogant, 2014-06-18, 22:07.)

17 Clement of Alexandria: Exhortation To The Heathen, Chapter 1. Ins Englische von Robert Donaldson übersetzt. In: Kirby, Peter: „Clement of Alexandria.“ Early Christian Writings. 2014. http://www.earlychristianwritings.com/clement.html, 2014-06-19. Aus dem Englischen ins Deutsche von Rocky übertragen.

18 Joseph Smith, Ansprache gegeben zur Generalkonferenz der Kirche am 7. April 1844. Erstmalig in Times and Seasons 15. August 1844 abgedruckt. Aus: Joseph Fielding Smith (Hg.): Lehren des Propheten Joseph Smith, Frankfurt am Main 1983: Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, S. 350-368.

19 KP, Abraham 3:19 „Und der Herr sprach zu mir: Diese zwei Tatsachen bestehen, daß es zwei Geister gibt, und der eine ist intelligenter als der andere; es gibt noch einen weiteren, der intelligenter ist als sie; ich bin der Herr, dein Gott, ich bin intelligenter als sie alle.“
─ Joseph Smith, Ansprache gegeben zur Generalkonferenz der Kirche am 7. April 1844. Erstmalig in Times and Seasons 15. August 1844 abgedruckt. Aus: Joseph Fielding Smith (Hg.): Lehren des Propheten Joseph Smith, Frankfurt am Main 1983: Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, S. 350-368, S. 355.
─ Ansprache des Propheten Joseph Smith auf einer Versammlung am 16. Juni 1844. In: DHC 6:473-479. Aus: Joseph Fielding Smith (Hg.): Lehren des Propheten Joseph Smith, Frankfurt am Main 1983: Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, S. 376-382, S. 379.
─ Antwort der Kirche auf die zehnte Frage in: FOXNews.com: 21 Questions Answered About Mormon Faith, veröffentlicht am 18. Dez. 2007. http://www.foxnews.com/story/2007/12/18/21-questions-answered-about-mormon-faith/, 2013-11-24, 23:33.

20 BI, Johannes 1:1-4, 9-10, 14 „1Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. 2Im Anfang war es bei Gott. 3Alles ist durch das Wort geworden und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist. 4In ihm war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen.
    9Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. 10Er war in der Welt und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht.
    14Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.“

21 BI, Lukas 2:52 „Jesus aber wuchs heran und seine Weisheit nahm zu und er fand Gefallen bei Gott und den Menschen.“

22 BI, Lukas 23: 46-47 „46und Jesus rief laut: Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist. Nach diesen Worten hauchte er den Geist aus. 47Als der Hauptmann sah, was geschehen war, pries er Gott und sagte: Das war wirklich ein gerechter Mensch.“

23 BI, Matthäus 28:1-6 „1Nach dem Sabbat kamen in der Morgendämmerung des ersten Tages der Woche Maria aus Magdala und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen. 2Plötzlich entstand ein gewaltiges Erdbeben; denn ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat an das Grab, wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. 3Seine Gestalt leuchtete wie ein Blitz und sein Gewand war weiß wie Schnee. 4Die Wächter begannen vor Angst zu zittern und fielen wie tot zu Boden. 5Der Engel aber sagte zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. 6Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat. …“

24 BI, Matthäus 28:18 „Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde.“

* Bildquelle: LDS Media Library. Intellectual Reserve, Inc. https://www.lds.org/media-library/images/god-christ-art-lds-37728?lang=eng&category=, 2014-06-25, 11:45.

# Bildquelle: LDS Media Library. Intellectual Reserve, Inc. https://www.lds.org/media-library/images/city-of-zion-taken-up-82612?category=gospel-art/old-testament&lang=eng, 2014-06-25, 12:20.

+ Bildquelle: LDS Media Library. Intellectual Reserve, Inc. https://www.lds.org/media-library/images/mary-joseph-with-baby-jesus-39533?lang=eng&category=, 2014-06-25, 12:59.

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