Dienstag, 23. Dezember 2014

Der vierte Advent: die vierte Kerze für die Weisen aus dem Morgenland



„[S]iehe, da kamen Magier aus dem Morgenland nach Jerusalem“.
(BI Matthäus 2:1,
Übersetzung nach Hamp, Stenzel u. Kürzinger.)[1]


Im BI Matthäus 2:1-12 lesen wir von der Begebenheit der Weisen aus dem Morgenland:

Bildquelle:LDS Media Librarz. IRI.
„1Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem 2und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. 3Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem. 4Er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden solle. 5Sie antworteten ihm: In Betlehem in Judäa; denn so steht es bei dem Propheten: 6Du, Betlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel. 7Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war. 8Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige. 9Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen. 10Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt. 11Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar. 12Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.“[2]

In der deutschen Einheitsübersetzung ist von Sterndeutern die Rede. In anderen Übersetzungen und Überlieferungen ist von Weisen oder Königen die Rede. Im griechischen Original liest man aber im ersten und zweiten Vers:

„1Τοῦ δὲ Ἰησοῦ γεννηθέντος ἐν Βηθλέεμ τῆς Ἰουδαίας ἐν ἡμέραις Ἡρῴδου τοῦ βασιλέως, ἰδοὺ μάγοι ἀπὸ ἀνατολῶν παρεγένοντο εἰς Ἱεροσόλυμα 2λέγοντες, Ποῦ ἐστιν ὁ τεχθεὶς βασιλεὺς τῶν Ἰουδαίων; εἴδομεν γὰρ αὐτοῦ τὸν ἀστέρα ἐν τῇ ἀνατολῇ καὶ ἤλθομεν προσκυνῆσαι αὐτῷ.“ (BI Matthäus 2:1-2, UBS GNT.)[3]

In der Interlinearübersetzung, eine Wort-für-Wort-Übersetzung in der Wortstellung der Fremdsprache, heißt es:

„1Von-dem doch Jesus geborenen in Betlehem von-dem Judäa in Tagen von-Herod der König seid-achtsam/nehmt-wahr Magier aus Osten kamen-vorbei hinein-in Jerusalem 2sagend Wo ist der hervorgebrachte König von-den Juden wir-nahmen-wahr denn von-ihm den Stern/Glanz in dem Osten und wir-kamen zu-anbeten/zu-verehren zu-ihm“[4]

In einer besseren Übersetzung, die dem heutigen Deutsch eher angepasst ist, würde es ungefähr so heißen:

„1Über den doch geborenen Jesus in Betlehem, <welches> in Judäa <liegt>, in den Tagen des Königs Herod – Gewahrt!/Erkennt!/Siehe!, Magier (= Religiöse, Ratgeber, Sternendeuter, Weise) kamen aus dem Osten vorbei, hinein in Jerusalem 2<und> sagten: Wo ist der hervorgebrachte König der Juden, denn wir gewahrten/erkannten seinen Stern/Glanz im Osten und wir kamen, um ihn anzubeten/ihn zu verehren?“

Im Vergleich zu meiner Übersetzung siehe auch die Übersetzung von Prof. Dr. Vinzenz Hamp, Prof. Dr. Meinrad Stenzel und Prof. Dr. Josef Kürzinger:

„1Als nun Jesus geboren war, zu Bethlehem in Judäa, in den Tagen des Königs Herodes, siehe, da kamen Magier aus dem Morgenland nach Jerusalem 2und sprachen: »Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir sahen nämlich seinen Stern im Aufgang und sind gekommen, ihm zu huldigen.«“ (BI Matthäus 2:1-2, Übersetzung nach Hamp, Stenzel u. Kürzinger.)[1]

Diese beiden letzten Übersetzung sind meiner Meinung nach viel genauer und haben viel mehr Inhalt, als die deutsche Einheitsübersetzung. Der erste Vers besteht aus zwei Teilen.

Der erste Teil ist eine Einleitung, um einen Kontext für den zweiten Teil zu geben. Der erste Teil lautet: „Über den doch geborenen Jesus in Betlehem, <welches> in Judäa <liegt>, in den Tagen des Königs Herod“. Matthäus, der Schreiber, möchte darauf hinweisen, dass Jesus wirklich geboren wurde, nämlich in der jüdischen Stadt Betlehem. Matthäus gibt somit Zeugnis von der Geburt und Existenz Jesu im ersten Teil des ersten Verses im zweiten Kapitel des Matthäusevangeliums.

Der zweite Teil beginnt mit „Gewahrt!/Erkennt!/Siehe!“. Ein eindeutiger Aufruf auf das darauf Folgende: „Magier (= Religiöse, Ratgeber, Sternendeuter, Weise) kamen aus dem Osten vorbei, hinein in Jerusalem <und> sagten: Wo ist der hervorgebrachte König der Juden, denn wir gewahrten/erkannten seinen Stern/Glanz im Osten und wir kamen, um ihn anzubeten/ihn zu verehren?“

Der Begriff der Magier (griech.: mágoi) bezeichnete Mitglieder einer persischen Priesterkaste, die sich mit Sternkunde und Astrologie befassten, als auch babylonische und sonstige Astrologen. All diese Astrologen wirkten oft als Berater von Königen, Fürsten und reichen Leuten. [5][6]

Das Wort mágoi konnte auch zur Zeit des Matthäus alle Arten von praktizierenden Gläubigen bezeichnen.[6]

Diese praktizierenden Gläubigen oder Weisen kamen, um Jesus, den König der Juden, zu verehren. Ich glaube, dass Matthäus darauf aufmerksam machen will, dass sogar scheinbar Fremde aus der Ferne Jesus erkannten und wussten, wie sie zu ihm kommen konnten. Während die örtlichen politischen und religiösen Führer in Jerusalem nicht den Stern im Himmel bzw. den Glanz oder die Herrlichkeit in den himmlischen Gefilden erkannten – einen Stern, einen Glanz, der die Ankunft des Messias bezeugte, eine Herrlichkeit, die dem wahrhaft Gläubigen nicht entging – kamen praktizierende Gläubige, Fremde, und verehrten DEN GESALBTEN Gottes.

Wenn man diese Stelle mit der inspirierten Übersetzung der Bibel von Joseph Smith vergleicht, dann fällt Folgendes auf: Im zweiten Vers sagen die Weisen, dass sie ein neugeborenes Kind, den Messias der Juden, suchen. Hier die Frage der Weisen im Vergleich:

Wo ist der neugeborene König der Juden?“ (BI Matthäus 2:2,Einheitsübersetzung.)[2] 

Wo ist das Kind, dass geboren wurde, der Messias der Juden?“ (BI Matthäus2:2, Joseph-Smith-Übersetzung.)[7]

Das Wort „Messias“ kommt aus dem Hebräischen und hat die gleiche Bedeutung wie das aus dem Griechischen kommende „Christus“, nämlich „Gesalbter“. Gesalbt wurden Propheten und Könige. Christus war der verheißene Gesalbte mit der besonderen Mission, Israel und alle Welt zu erretten.

Als diese Weisen, diese praktizierenden Gläubigen, zu Jesus ins Haus (er war nicht mehr in einem Stall)[8] kamen, gaben sie ihm drei Geschenke: Gold, Weihrauch und Myrrhe.

Warum gerade diese drei Geschenke? Dies ist meine persönliche Deutung:

GOLD für den König über alle Könige, der wahre Herrscher der Welt, unser Herr und Gott.

WEIHRAUCH für den Priester über alle Priester, der uns den Weg zu Gott und unsere Kommunion mit Gott ermöglicht.

MYRRHE für das Opfer seiner Selbst, das uns heilt und heiligt.

Myrrhe wurde zu Salbe verarbeitet und für die Salbung des Offenbarungszeltes, der Bundeslade und anderer Gegenstände und Geräte, die zum Offenbarungszelt gehörten, benutzt. Auch die Söhne Aarons wurden mit dieser Würzsalbe aus Myrrhe zu Priestern, zu Heiligen gesalbt – eine Salbung, die nur ihnen zustand. (Siehe BI Exodus 30:22-33.)[9]

Myrrhe wurde auch als Heilpflanze angesehen, aus der Arznei hergestellt wurde.[10]

Es war auch eine Salbe aus Myrrhe, die Nikodemus zum Leichnam Jesu brachte (BI Johannes 19:39)[11]. Die Myrrhe deutet also auch auf den Tod und das Opfer Jesu.

Daher MYRRHE für Jesus, der sich selbst als Opferlamm opfert – er, der wahre Priester und wahre Heilige Israels, bringt Heilung und Heiligung aller Welt durch die Opferung seiner Selbst.

Welch tiefes Verständnis mussten diese Weisen von der Mission Christi gehabt haben. Ihr Glaube und Verständnis war so groß, dass sie das Zeichen seines Kommens erkannten. Sie waren wirkliche Gläubige, die ihren Glauben praktizierten und losgingen und schließlich den Messias, nämlich den König des Himmels und der Welt, ja, des Alls fanden. Sie fanden den wahren Priester. Sie fanden das vorbereitete Opferlamm, wodurch aller Welt Heil zukommt. Kein Wunder, dass sie „von sehr großer Freude erfüllt“ (BI Matthäus 2:10) wurden.

Oh wie sehr ich mich sehne, so zu sein wie diese Weisen und praktizierenden Gläubigen, die ihren Erretter fanden.

Lasst uns der Welt ein Licht sein, indem wir wirklich nach dem wahren Licht und Glanz der Welt suchen, indem wir unseren Glauben wirklich von ganzem Herzen praktizieren.


Möge unser Lebensweg eine Pilgerfahrt zum Lamm Gottes, unserem Erretter, unserem Herrn und Gott, nämlich Jesus Christus, sein. Möge unsere Pilgerfahrt ein Licht für alle Menschen sein, ein Licht, das einlädt, zu Jesus Christus zu kommen.

Lies auch meine weiteren Artikel: 





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Fußnoten

1 Die Bibel. Illustriert mit Werken von Albrecht Dürer. Vollständige Ausgabe des Alten und Neuen Testamentes nach den Grundtexten übersetzt und herausgegeben von Prof. Dr. Vinzenz Hamp, Prof. Dr. Meinrad Stenzel, Prof. Dr. Josef Kürzinger, 2006 München: Pattloch Verlag.

2 Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, 1980 Stuttgart: Katholische Bibelanstalt. http://www.bibleserver.com/start, 2015-01-03. Alle weiteren Verse aus der Bibel [abgekürzt: BI] sind, falls nicht anders angegeben, von der gleichen Übersetzung und am selben Tag von der gleichen Quelle entnommen.

3 Greek New Testament (UBS GNT), 5. Aufl., 2014 Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft.
http://www.bibelwissenschaft.de/de/online-bibeln/greek-new-testament-ubs5/lesen-im-bibeltext/,
2015-01-03.

4 Deutsche Übersetzung auf Grundlage der Greek Interlinear Bible (NT) (http://www.scripture4all.org/OnlineInterlinear/Greek_Index.htm, 2015-01-03) und Griechisch-Deutsch-Wörterbücher.

5 Fußnote zu Matthäus 2:1 in: Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, 1980 Stuttgart: Katholische Bibelanstalt. http://www.bibleserver.com/start, 2015-01-03.

6 The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints (Ed.): New Testament Student Manual (Religion 211-212), 2014 Salt Lake City: Intellectual Reserve, Inc, p. 15.
https://www.lds.org/bc/content/shared/content/english/pdf/language-materials/10734_bookmarked-eng.pdf, 2015-01-04, 00:41.

7 Joseph-Smith-Übersetzung der Bibel. Fußnote a in BI Matthäus 2:2 in: The Holy Bible. Containing the Old and New Testament. Authorized King James Version. With Explanatory Notes and Cross References to the Standard Works of The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints. Published by The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints in Salt Lake City, Utah, USA. https://www.lds.org/scriptures/bible?lang=eng, 2015-01-04, 01:37. Deutsche Übersetzung dieser Bemerkung in der zuvor genannten Fußnote von Rocky.

8 Man vergleiche die Schriftstellen BI Lukas 2:7 und BI Matthäus 2:1

        BI Lukas 2:7 „und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.“
        BI Matthäus 2:11 „Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.“
        Siehe auch: Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tagen (Hg.): Das Leben und die Lehren Jesu Christi und seiner Apostel. Studienanleitung (Religion 211-212), Übersetzung aus dem Englischen 1979, gedruckt in Deutschland, Coyright by The Curch of jesus Christ of Latter-day Saints, S. 22. https://si.lds.org/bc/seminary/content/library/manuals/institute-student/32474_150_deu.pdf, 2015-01-04, 00:49.

9 BI Exodus 30:22-33 „22Der Herr sprach zu Mose: 23Nimm dir Balsam von bester Sorte: fünfhundert Schekel erstarrte Tropfenmyrrhe, halb so viel, also zweihundertfünfzig Schekel, wohlriechenden Zimt, zweihundertfünfzig Schekel Gewürzrohr 24und fünfhundert Schekel Zimtnelken, nach dem Schekelgewicht des Heiligtums, dazu ein Hin Olivenöl, 25und mach daraus ein heiliges Salböl, eine würzige Salbe, wie sie der Salbenmischer bereitet. Ein heiliges Salböl soll es sein. 26Damit salbe das Offenbarungszelt und die Lade der Bundesurkunde, 27den Tisch und den Leuchter mit ihren Geräten und den Rauchopferaltar, 28ferner den Brandopferaltar samt allen seinen Geräten und das Becken mit seinem Gestell. 29So sollst du sie weihen, damit sie hochheilig seien; ein jeder, der sie berührt, wird heilig. 30Auch Aaron und seine Söhne sollst du salben und sie weihen, damit sie mir als Priester dienen. 31Zu den Israeliten aber sag: Das soll euch als ein mir heiliges Salböl gelten von Generation zu Generation. 32Auf keinen menschlichen Körper darf es gegossen werden und ihr dürft auch keines in der gleichen Mischung herstellen; denn heilig ist es, heilig soll es euch sein. 33Wer eine solche Mischung herstellt oder damit einen Laien salbt, soll aus seinen Stammesgenossen ausgemerzt werden.“


10 Wikipedia-Artikel „Heilige Drei Könige“. Zuletzt am 2. Januar 2015 um 18:49 Uhr geändert. http://de.wikipedia.org/wiki/Heilige_Drei_Könige, 2015-01-04, 02:17.


11 BI Johannes 19:39 „Es kam auch Nikodemus, der früher einmal Jesus bei Nacht aufgesucht hatte. Er brachte eine Mischung aus Myrrhe und Aloe, etwa hundert Pfund.“


12 Rocky: Der erste Advent: Die erste Kerze für Maria, veröffentlicht am 1. Dez. 2014. http://rockyansprachen.blogspot.de/2014/12/der-erste-advent-die-erste-kerze-fuer-maria.html.


13 Rocky: Der zweite Advent: die zweite Kerze für Josef, veröffentlicht am 8. Dez. 2014. http://rockyansprachen.blogspot.de/2014/12/der-zweite-advent-die-zweite-kerze-fuer-josef.html.


14 Rocky: Der dritte Advent: die dritte Kerze für die Hirten, veröffentlicht am 15. Dez. 2014. http://rockyansprachen.blogspot.de/2014/12/der-dritte-advent-die-dritte-kerze-fuer-die-hirten.html.


15 Bildquelle: LDS Media Library. Intellectual Reserve, Inc. https://www.lds.org/media-library/images/wise-men-star-62875?lang=eng&category=, 2014-07-30, 22:39.


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Letzte Änderung am 6. Jan. 2015, 01:09.

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