Euripides:
„Niemand kann zuversichtlich sagen, dass er am nächsten Tag noch
leben wird.“1
Am
frühen Dienstagmorgen ist ein Missionar, der in unserer Gemeinde
tätig war, im städtischen Krankenhaus an schweren Hirnblutungen
verstorben.
Dieser hatte zuletzt telefonischen Kontakt mit anderen
Missionaren am Donnerstagabend. Seit Freitag wurde er telefonisch
nicht erreicht. Am Sonntag ist er nicht zur Kirche gekommen.
Sonntagabend habe ich dann den Missionspräsidenten angerufen und ihn
über die Situation informiert. Nach einigen Telefonaten wurde durch
den Schlüsseldienst dessen Wohnung aufgebrochen, und da lag er
schwer atmend auf dem Boden. Der Notruf wurde verständigt. Die
Notärzte waren schnell da und haben ihn abgeholt. Im Krankenhaus
stellte sich heraus, dass er an starke Hirnblutungen litt, so stark,
dass er nicht operiert werden konnte. Am frühen Dienstagmorgen
verstarb er dann. Es stellte sich heraus, dass er in seiner Wohnung
seit mindestens drei Tagen dort lag. Wir konnten nichts mehr machen.
Sein Anblick, wie er dort auf dem Boden lag, ließ mich nicht los. In
den darauffolgenden Tagen kam mir dieses Bild immer wieder vor Augen.Bildquelle: LDS Media Library. IRI.[~] |
„Brüder
und Schwestern, wir alle müssen sterben. Der Tod ruft die Betagten,
die schon schwach auf den Füßen sind. Er kommt aber auch zu
denjenigen, die mitten im Leben stehen, und oft bringt er sogar das
Lachen eines kleinen Kindes zum Schweigen. Jeder muss sterben. Das
ist eine Tatsache, die keiner leugnen und der keiner entkommen kann.
Oft
kommt der Tod als Eindringling. Er ist ein Feind, der plötzlich
mitten im Fest des Lebens auftaucht und das Licht und den Frohsinn
auslöscht. Der Tod legt seine schwere Hand auf unsere Lieben und
lässt uns mitunter verwirrt und voller Fragen zurück. In manchen
Situationen, beispielweise bei schwerem Leid und bei Krankheit, kommt
der Tod als Engel der Barmherzigkeit. Doch in den meisten Fällen
betrachten wir ihn als Feind des Menschenglücks.
Das
Dunkel des Todes kann aber durch das Licht offenbarter Wahrheit auf
immer vertrieben werden. "Ich bin die Auferstehung und das
Leben", hat der Herr gesagt. "Wer an mich glaubt, wird
leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt,
wird auf ewig nicht sterben."+
Diese
Zusicherung – diese heilige Bestätigung vielmehr –, dass es
nämlich ein Leben jenseits des Grabes gibt, kann ganz gewiss jenen
Frieden schenken, den der Erretter seinen Jüngern mit folgenden
Worten verheißen hat: "Frieden hinterlasse ich euch, meinen
Frieden gebe ich euch; nicht einen Frieden, wie die Welt ihn gibt,
gebe ich euch. Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht."#
Inmitten
der Finsternis und des Schreckens von Golgota konnte man die Stimme
des Lammes vernehmen: "Vater, in deine Hände lege ich meinen
Geist."*
Dann war die Finsternis nicht länger dunkel, denn er war bei seinem
Vater. Er war von Gott gekommen und zu ihm zurückgekehrt. Und wer
mit Gott durch das Erdenleben geht, der weiß aus eigener, heiliger
Erfahrung, dass Gott seine Kinder nicht im Stich lässt, sofern sie
ihm vertrauen. In der Nacht des Todes ist Gottes Gegenwart "besser
als ein Licht und sicherer als jeder Weg, den man gut kennt".‡
[...]
Da das Leben so zerbrechlich und der Tod unausweichlich ist, müssen
wir aus jedem Tag das Beste machen.“5
Ich
weiß nicht, wie ich mich an diese Worte von der
Oktober-Generalkonferenz 2001 erinnern konnte. Oktober 2001 war meine
erste Generalkonferenz. Ich weiß noch, wie ich dort die Konferenz
geschaut habe. Ich weiß noch, dass ich die Farbgestaltung der Räume
in der Kirche als recht komisch empfand. Aber ich kann mich nicht
daran erinnern, was dort gesagt wurde, oder wer dort gesprochen
hatte. Aber in diesem Moment, als ich Hilfe brauchte, half mir Gott
durch seinen Geist.
Es
ist wahr, dass der Geist uns an die Dinge des Evangeliums erinnert,
die wir mal gelesen, gehört oder gelernt haben. Dies war die
Verheißung, die Jesus seinen Jüngern gab: „Der Beistand
aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird,
der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch
gesagt habe.“ (Johannes 14:26.)6
In dem Moment, als ich seiner bedurfte, half er mir, mich der
Trostworte von Pr. Monson zu erinnern.
Jedem
kann diese Bestätigung des Geistes gegeben werden. Jeder kann schon
in diesem Leben erfahren, dass Gott da ist, und dass es ein Leben
nach dem Tod gibt. Ich bin Gott so dankbar, dass wir nach unserem
Leben nicht aufhören zu existieren. Ich bin ihm dankbar, dass durch
Gehorsam gegenüber dem Evangelium und durch die Gnade Gottes, wir
mit unserer Familie auf ewig beisammen sein können. Diese Hoffnung
erhellt unsere Sicht auf das Leben und Sterben. Sie gibt unserem
Dasein einen Sinn. Sie spornt uns an, aus jedem Tag das Beste zu
machen.
Diese
Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod, das im Familienbunde und in der
Gegenwart Gottes ist, kommt aus dem Zeugnis von Jesus Christus. Er
ist unser Erlöser. Er löst uns von den Ketten des physischen Todes,
indem wir dank seines Sühnopfers und seiner Auferstehung auferstehen werden. Er löst uns von den Ketten der Hölle,
d.h. er hebt unser Getrennt-sein-von-Gott auf, durch sein Sühnopfer,
durch seine Gnade und durch unseren Glauben an ihn. In seinem Licht
verliert der Tod seinen Schrecken. Es ist mein Wunsch, dass unser
Glaube in seinem Inhalt und seiner Stärke dem Glauben des Volkes
Ammon im Buch Mormon gleicht. Denn von diesem Volk heißt es: „[S]ie
betrachteten den Tod, wegen ihrer Hoffnung auf Christus und ihrer
Ansichten von ihm und der Auferstehung, niemals auch nur mit dem
mindesten Schrecken; darum war der Tod für sie im Sieg Christi
darüber verschlungen.“ (Buch Mormon, Alma 27:28.)
_________________________________________________________
1Dieses
Zitat wird dem griechischen Philosophen Euripides zugesprochen.
Quellen: http://www.quotegarden.com/death.html,
2013-09-08, 23:01. http://en.wikiquote.org/wiki/Talk:Euripides,
2013-09-08, 23:03. Deutsche Übersetzung aus dem Englischen von
Rocky.
2Hiob
1:8, Elberfelder Übersetzung 2006:
http://www.die-bibel.de/online-bibeln/elberfelder-bibel/bibeltext/.
Wenn nicht anders angegeben, kommen die nachfolgenden Bibelstellen
von derselben Übersetzung.
3Hiob
14:10.
4Hiob
14:14.
+Johannes
11:25f.
#Johannes
14:27.
*Lukas
23:46.
‡Minnie
Louise Haskins, "The Gate of the Year", in: Masterpieces
of Religious Verse, Hg. James Dalton Morrison (1948), Seite 92.
5Thomas
S. Monson: Jetzt ist die Zeit. In: Generalkonferenz der Kirche Jesu
Christi der Heiligen der Letzten Tage, Oktober 2001. Aus: Kirche
Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Hg.): Liahona, November
2001. http://www.lds.org/liahona/2001/11/24?lang=deu,
2013-09-03, 20:56.
6Einheitsübersetzung
1972/1974, Revision 1979/80.
http://www.die-bibel.de/online-bibeln/einheitsuebersetzung/bibeltext/.
~ Bildquelle: LDS Media Library. Intellectual Reserve, Inc. https://www.lds.org/media-library/images/cemetery-766497?lang=eng&category=, 2014-07-31, 00:31.
~ Bildquelle: LDS Media Library. Intellectual Reserve, Inc. https://www.lds.org/media-library/images/cemetery-766497?lang=eng&category=, 2014-07-31, 00:31.
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