Sonntag, 13. Oktober 2013

Der Zehnte - ein Segen Gottes zu unserem Wohl

Wenn wir die Zehnten opfern, dann öffnet Gott uns die Fenster des Himmels und schüttet Segen in Fülle herab. Offensichtliche Segen und unscheinbare Segen. Segen Gottes zu unserem Wohl.“


(Ansprache von Rocky; gegeben am Sonntag, den 13. Oktober 2013. Diese Fassung enthält die minimalen Veränderungen der Nachbearbeitung vom 13. Oktober 2013 und 16. Juni 2014.)

Im Markusevangelium lesen wir von folgender Begebenheit:
41Als Jesus einmal dem Opferkasten gegenübersaß, sah er zu, wie die Leute Geld in den Kasten warfen. Viele Reiche kamen und gaben viel. 42Da kam auch eine arme Witwe und warf zwei kleine Münzen hinein. 43Er rief seine Jünger zu sich und sagte: Amen, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Opferkasten hineingeworfen als alle andern.“ (Markus 12:41-43.)[1]
Das Geld, das in dem Opferkasten geworfen wurde, war ein Tempelopfer, ein Opfer zur Unterhaltung des Tempels. In diesen Kasten gaben die Reichen viele Münzen, aber nicht alles. Die arme Witwe gab jedoch bloß zwei Münzen.

Witwen haben zur damaligen Zeit keine Rente bezogen. In der dadurch entstandenen Not haben sich die zurückgelassenen Frauen sicherlich oft gewünscht, sie wären zusammen mit ihrem Mann gestorben. Die zwei Münzen, genauer: 2 Lepta, die diese Witwe in den Opferkasten tat, reichten zur damaligen Zeit gerade mal für zwei Mahlzeiten. 2 Lepta erhielten Witwen zur damaligen Zeit einmal wöchentlich von der Armenführsorge. Den Rest mussten sie sich erbetteln. [2]

Obwohl die zwei Lepta für die Bauunterhaltung des Tempels praktisch unbedeutend waren, war es von großer Bedeutung für diese Witwe. Für ihre Verhältnisse hat die Frau alles, was sie momentan zum Leben hatte, gegeben.

Deswegen hatte Jesus den Jüngern erklärt:
„Amen, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Opferkasten hineingeworfen als alle andern. Denn sie alle [d.h. die Reichen] haben nur etwas von ihrem Überfluss hergegeben; diese Frau aber, die kaum das Nötigste zum Leben hat, sie hat alles gegeben, was sie besaß, ihren ganzen Lebensunterhalt.“ (Markus 12:43f.)[3]
Die Witwe gab nicht von ihrem Überfluss. Nein! Sie gab ihren ganzen Lebensunterhalt. Sie gab von ihrem Leben. Sie gab ihr Leben.

Es ist interessant, dass diese Begebenheit kurz vor dem Bericht über Jesu Leiden, Tod und Auferstehung steht. Die Geschichte deutet also auf Jesus, der alles gegeben hat, der sein Leben für seine Freunde niedergelegt hat, der sich selbst ganz geopfert hat.

Seit Anbeginn der Welt ist das Opfer von fundamentaler Bedeutung für unsere Errettung und Erhöhung. Adam wurde, nachdem er aus dem Garten von Eden ausgestoßen wurde, geboten, die Erstlinge seiner Herden zu opfern (Köstliche Perle: Mose 5:4-7)[4]. Diese Opfer sollten ein Sinnbild für das kommende Opfer von Jesus Christus, dem Sohn Gottes, sein, dass der gefallenen Welt Errettung schenkt und Erhöhung ermöglicht.[5] Das Opfern selbst ist Ausdruck des Glaubens an Gott und seine Verheißungen.

Der Grundsatz des Opferns zeigt sich in dem Opfer Adams und bestand durch alle Jahrhunderte im Alten Testament. Man denke an die Opfer von Tieren und Früchten als Sühn- und Dankopfer im mosaischen Gesetz. 

Der Grundsatz des Opferns bestand auch im Neuen Testament. Man denke hier an die sozialen Implikationen, die das Evangelium Jesu Christi in sich barg und birgt. Das Christentum war zur Zeit der Apostel im ersten Jahrhundert nach Christus und auch danach eine jüdische Sekte. Christen haben in dieser Zeit viel opfern müssen, um ihren Glauben zu leben. Jesus selbst sagte: 
34Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert. 35Denn ich bin gekommen, um den Sohn mit seinem Vater zu entzweien und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter; 36und die Hausgenossen eines Menschen werden seine Feinde sein. 37Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig. 38Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig. 39Wer das Leben gewinnen will, wird es verlieren; wer aber das Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.“ (Matthäus 10:34-39.)
Und er besteht auch heute noch. Dieser Grundsatz des Opferns besteht darin, dass wir etwas hergeben, das wir zum Leben brauchen und durch diese Tat bezeugen, dass wir auf Gott und seine Verheißungen vertrauen. Wir erkennen an, dass unser Leben, physisch wie auch geistig, in Gottes Hand ist.

Ein Opfer solcher Art ist bspw. das Gebot des Zehnten. Dieses Gebot wurde schon durch den Propheten Mose dem Volk Israel in alter Zeit gegeben: 
„Jeder Zehnt des Landes, der vom Ertrag des Landes oder von den Baumfrüchten abzuziehen ist, gehört dem Herrn; es ist etwas Heiliges für den Herrn.“ (Levitikus 27:30.) 
Selbst vor Mose hatte Abraham dem Hohepriester Melchisedek den Zehnten von allem, was er besaß, gegeben (Genesis 10:18-20; Alma 13:14f.)[6] Und auch in unserer Zeit hat der Herr durch seinen Propheten Joseph Smith uns geboten, den Zehnten zu opfern. So heißt es in Lehre und Bündnisse, dass alle Mitglieder „jährlich ein Zehntel all ihres Ertrags bezahlen [sollen]; und das soll für sie … ein feststehendes Gesetz sein immerdar, spricht der Herr.“ (Lehre undBündnisse 119:4.)[7]

Bildquelle: LDS Media Library. IRI.[*]
Wenn wir dies tun, dann werden – wie Gott uns durch den Propheten Maleachi verhieß – uns die Fenster des Himmels geöffnet werden und Segen auf uns herabschütten in Fülle. (Maleachi 3:10, Lutherbibel 1984.)[8]

Elder Bednar, der letzte Woche zu uns in der Generalkonferenz sprach, sagte über diese Verheißung:

„Das Bild der ''Fenster'' des Himmels, dessen Maleachi sich bedient, ist äußerst lehrreich. Durch ein Fenster kann natürliches Licht ins Innere eines Gebäudes dringen. Ebenso strömen geistige Erleuchtung und eine geistige Sichtweise durch die Fenster des Himmels in unser Leben, wenn wir das Gesetz des Zehnten befolgen.“[9]
Er wies weiter darauf hin, dass diese Segen der Fülle nicht nur in materiellen Segnungen bestehen, sondern auch in den bedeutenden aber unscheinbaren mannigfaltigen Segnungen, die wir erhalten, wenn wir dieses Gebot befolgen.[10]

Eines dieser bedeutenden aber unscheinbaren Segnungen ist die Dankbarkeit für das, was wir haben und die Gabe, mit dem auszukommen, was wir haben. Denken wir an die mahnenden Worte von Christus, der gesagt hat:
Gebt Acht, hütet euch vor jeder Art von Habgier. Denn der Sinn des Lebens besteht nicht darin, dass ein Mensch aufgrund seines großen Vermögens im Überfluss lebt.“ (Lukas 12:15.)
Wir brauchen Augen und Ohren des Glaubens, die uns befähigen wichtige Segnungen zu erlangen. Solch ein Glaube kommt jedoch nur, wenn wir opfern, was wir zum Leben brauchen.

Schließlich wies Elder Bednar uns auf folgendes hin:
„Manchmal bitten wir Gott um Erfolg, und er gibt uns körperliches und seelisches Durchhaltevermögen. Vielleicht flehen wir um Wohlstand und erhalten einen erweiterten Blickwinkel und mehr Geduld, oder wir bitten um Wachstum und werden mit dem Geschenk der Gnade gesegnet. Er mag uns mit Überzeugung und Selbstvertrauen segnen, wenn wir uns bemühen, lohnende Ziele zu erreichen. Und wenn wir darum flehen, er möge körperliche, seelische oder geistige Schwierigkeiten lindern, verhilft er uns vielleicht zu größerer Entschlossenheit und Belastbarkeit.“[10]
Die Segnungen der Fülle, die aus den Himmelsfenstern auf uns herabschütten, können offensichtlich sein. Sie können auch unscheinbar sein. Aber egal ob offensichtlich oder unscheinbar, Gott segnet uns immer mit dem, was wir brauchen, wenn wir sein Gesetz des Zehnten halten.[11]

Wenn wir noch einmal an das Opfer der armen Witwe denken, dann fällt uns vielleicht folgendes auf: Viele von uns kommen mit zehn Prozent weniger Einkommen gut aus. Eigentlich ist es gar kein so großes Opfer. Verglichen mit dieser Begebenheit sind wir die Reichen, die von ihrem Überfluss geben. Aber sollten wir dann nicht alles geben?

Das Gesetz des Zehnten ist ein vorbereitendes Gesetz. Es hilft uns, dereinst ein höheres Gesetz zu leben. Alle, die sich im Buch 'Lehre und Bündnisse' auskennen oder auch durch den Tempel gegangen sind, kennen es: Im Tempel gelobten wir, das Gesetz der Weihung zu befolgen, das darin besteht, alles, womit der Herr uns gesegnet hat und womit er uns noch segnen wird, der Kirche Jesu Christi zu weihen, zum Aufbau des Reiches Gottes und zur Errichtung Zions. Gott möchte, dass wir letztlich alles geben. Nicht nur zehn Prozent unseres Einkommens.

Das Zahlen unseres Zehnten, sprich zehn Prozent unseres Einkommens, und anderer Spenden, helfen uns so zu werden, wie Jesus Christus ist. Sein Leben war nicht auf sein eigenes Ego bezogen. Nein! Er weihte alles zum Aufbau des Reiches Gottes. Er wandte sich der Welt zu, er heilte und gab, um das Reich Gottes auf Erden zu errichten. Letztlich opferte er alles, was er hatte, sogar sein Leben, damit das Reich Gottes auf Erden dereinst auf Erden errichtet wird, das in der Errettung der gesamten Menschheit und in der Erhöhung der Gläubigen besteht. Durch das Zahlen der Zehnten überwinden wir uns selbst, geben alles, was wir haben, und werden so wie Jesus: rechtschaffen und voller Liebe zu Gott und allen Menschen.

Rechtschaffenheit, Liebe zu Gott und Liebe zu allen Menschen – diese Drei sind der Grund, warum wir den Zehnten zahlen. Diese sind die Verheißungen, die uns gegeben werden, wenn wir die Zehnten zahlen. Darin besteht das Wesen des Opferns.

Ich gebe ihnen mein Zeugnis, dass das Gesetz des Zehnten ein Gebot Gottes und nicht der Menschen ist. Alle, die daran zweifeln lade ich ein, zwei Dinge zu tun:
(1.) Denken sie über den folgenden Gottesspruch durch den Propheten Jesaja nach: „8Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken / und eure Wege sind nicht meine Wege - / Spruch des Herrn. 9So hoch der Himmel über der Erde ist, / so hoch erhaben sind meine Wege über eure Wege / und meine Gedanken über eure Gedanken.“ (Jesaja 55:8f.)
(2.) Zahlen Sie den Zehnten. Probieren Sie es aus und prüfen Sie Gott dadurch, ob er nicht die Fenster des Himmels öffnet und Segen in Fülle herabschüttet. Offensichtliche Segen und unscheinbare Segen. Segen Gottes zu unserem Wohl.

Im Namen Jesu Christi, Amen.



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Fußnoten
1 Dieser und andere Bibelverse, wenn nicht anders angemerkt, sind aus der Einheitsübersetzung der Bibel 1972/1974, Revision 1979/80 von folgender Onlineversion vom selben Tag: http://www.die-bibel.de/online-bibeln/einheitsuebersetzung/bibeltext/, 2013-10-12.


2 Predigt zum 27.03.2011 von Pastor Hans-Ulrich Hofmann:


3 Erklärende Einfügung in eckigen Klammern vom Autor dieser Ansprache.

 
4 Köstliche Perle: 1. Mose 5:4-7 „4Und Adam und Eva, seine Frau, riefen den Namen des Herrn an, und sie vernahmen die Stimme des Herrn aus der Richtung vom Garten von Eden her, wie er zu ihnen sprach; und sie sahen ihn nicht, denn sie waren aus seiner Gegenwart ausgeschlossen. 5Und er gab ihnen Gebote, daß sie den Herrn, ihren Gott, anbeten sollten und die Erstlinge ihrer Herden dem Herrn als Opfer opfern sollten. Und Adam war den Geboten des Herrn gehorsam. 6Und nach vielen Tagen erschien Adam ein Engel des Herrn und sprach: Warum bringst du dem Herrn Opfer dar? Und Adam sprach zu ihm: Ich weiß nicht, außer daß der Herr es mir geboten hat. 7Und dann sprach der Engel, nämlich: Dies ist ein Sinnbild für das Opfer des Einziggezeugten des Vaters, der voller Gnade und Wahrheit ist.“
(Die Köstliche Perle. Eine Auswahl aus den Offenbarungen, Übersetzungen und Schriften von Joseph Smith, erster Prophet, Seher und Offenbarer für die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. 2003 Intellectual Reserve, Inc. https://www.lds.org/scriptures/pgp?lang=deu, 2013-10-12.)


5 Zur Unterscheidung zwischen >Errettung< und >Erhöhung< siehe meine Ansprache ''Drei Häuser auf dem Weg zu Gott''. http://rockyansprachen.blogspot.de/2013/07/drei-hauser-auf-dem-weg-zu-gott.html.




6 Genesis 10:18-20 „18Melchisedek, der König von Salem, brachte Brot und Wein heraus. Er war Priester des Höchsten Gottes. 19Er segnete Abram und sagte: Gesegnet sei Abram vom Höchsten Gott, / dem Schöpfer des Himmels und der Erde, 20und gepriesen sei der Höchste Gott, / der deine Feinde an dich ausgeliefert hat. Darauf gab ihm Abram den Zehnten von allem.“
─ Buch Mormon: Alma 13:14f. „14Ja, demütigt euch ebenso wie das Volk in den Tagen Melchisedeks, der auch ein Hoherpriester nach dieser gleichen Ordnung war, von der ich gesprochen habe, der auch das Hohe Priestertum immerdar auf sich nahm. 15Und es war dieser selbe Melchisedek, dem Abraham den Zehnten zahlte; ja, selbst unser Vater Abraham zahlte als Zehnten den zehnten Teil all dessen, was er besaß.“ 
(Das Buch Mormon. Ein Bericht, von Mormon mit eigener Hand auf Platten geschrieben, den Platten Nephis entnommen. Aus dem original von den Platten ins Englische übersetzt von Joseph Smith jun. Deutsche Übersetzung aus dem Englischen. 2003 Intellectual Reserve, Inc. https://www.lds.org/scriptures/bofm?lang=deu, 2013-10-12.)


7 Lehre und Bündnisse der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Offenbarungen enthaltend, die Joseph Smith, dem Propheten, gegeben wurden, nebst einigen Hinzufügungen seiner Nachfolger in der Präsidentschaft der Kirche. 2003 Intellectual Reserve, Inc. https://www.lds.org/scriptures/dc-testament?lang=deu, 2013-10-12.


8 Maleachi 3:10 „Bringt aber die Zehnten in voller Höhe in mein Vorratshaus, auf dass in meinem Hause Speise sei, und prüft mich hiermit, spricht der HERR Zebaoth, ob ich euch dann nicht des Himmels Fenster auftun werde und Segen herabschütten die Fülle.“
(Lutherbibel 1984: http://www.die-bibel.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/bibeltext/, 2013-10-12.)


9 Elder David A. Bednar: The Windows of Heaven. In: General Conference of The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints, October 2013. http://www.lds.org/general-conference/2013/10/the-windows-of-heaven?lang=eng&clang=eng, 2013-10-12, 22:51. Übersetzung vom Autor dieser Ansprache auf Grundlage der deutschen Übersetzung: Elder A. Bednar: Die Schleusen des Himmels. In: Generalkonferenz der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, Oktober 2013. http://www.lds.org/general-conference/2013/10/the-windows-of-heaven?lang=eng&clang=deu, 2013-10-12, 22:51.


10 Elder David A. Bednar: Die Schleusen des Himmels. In: Generalkonferenz der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, Oktober 2013. http://www.lds.org/general-conference/2013/10/the-windows-of-heaven?lang=eng&clang=deu, 2013-10-12, 22:51.




11 Ich muss in diesem Fall immer an Matthäus 7:7-11 denken:
7Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet. 8Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet. 9Oder ist einer unter euch, der seinem Sohn einen Stein gibt, wenn er um Brot bittet, 10oder eine Schlange, wenn er um einen Fisch bittet? 11Wenn nun schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gebt, was gut ist, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn bitten.“

* Bildquelle: LDS Media Library. Intellectual Reserve, Inc. https://www.lds.org/media-library/images/window-kirtland-temple-885929?lang=eng&category=, 2014-06-16, 21:39.

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