Mittwoch, 19. März 2014

„Jesus und die endgültig verschlossene Tür gehört auch zur Botschaft Jesu“


Sucht den HERRN, all ihr Demütigen des Landes,
die ihr sein Recht übt.
Sucht Gerechtigkeit, sucht Demut,
vielleicht werdet ihr versteckt
am Tag des Zorns des HERRN.“
(BI, Zefanja 2:3.)[1]


In den letzten Blogbeiträgen und Ansprachen, die ich gegeben habe, habe ich immer wieder betont, wie wichtig es ist, sich dem Herrn voll und ganz zu weihen, also den eigenen Willen dem des Herrn voll und ganz unterzuordnen, sprich Gott und seinem Wort zu gehorchen. Ich habe mit Freunden aus der Kirche über Gehorsam und Weihung gesprochen. In meinen Gesprächen fiel mir auf, dass viele kein so gutes Verhältnis mit den Wörtern 'Gehorsam' und 'Weihung' haben.

Generell fällt mir auf, dass viele Christen sich einen Gott vorstellen, der nur zur Liebe fähig ist, der immer vergibt, der niemals böse erscheint, der niemals straft.

Ich denke, dass viele Christen hier in Deutschland nicht verstanden haben, wer Gott ist (und da zähle ich die Mormonen auch dazu). Ich denke, dass wir Christen nicht verstehen, was ein liebender Vater ist. Gott ist unser liebender Vater. Das ist richtig. Aber aus seiner Liebe heraus, hat er starke Emotionen, die die Menschen als Zorn oder Eifer(sucht) deuten.[2] Gott kann strafen. Er kann verdammen. Das haben Christus und seine Propheten immer wieder betont.

Eines meiner Lieblingsverse aus dem alten Testament ist solch ein Beispiel:
1Kommt zusammen und sammelt euch, du Nation, die keine Scham kennt, 2bevor ausgeführt wird, was beschlossen ist – wie Spreu zieht der Tag vorüber!, bevor über euch kommt der glühende Zorn des HERRN, bevor über euch kommt der Tag des Zorns des HERRN. 3Sucht den HERRN, all ihr Demütigen des Landes, die ihr sein Recht übt. Sucht Gerechtigkeit, sucht Demut, vielleicht werdet ihr versteckt am Tag des Zorns des HERRN.“ (BI, Zefanja 2:1-3.)
Quelle: LDS Media Library.*
Ich liebe diese Verse aus Zefanja, und ich habe sie für mein Coverbild auf meiner Page 'Rocky HLT-Mitglied' gewählt, weil ich mich mit diesem Volk identifiziere. Ich fühle mich eher persönlich angesprochen, wenn die Dinge beim Namen genannt werden. Ich erkenne, dass ich nicht so bin, wie ich sein sollte. Dass ich gewissermaßen schamlos gegenüber Gott bin und nicht alle, aber wirklich alle meine Sünden erkenne. Dennoch versuche ich sein Recht zu üben, d.h. seine Gebote zu halten und zu leben. Zefanja warnt das schamlose Gottesvolk, und ruft in eindeutigen Worten zur Umkehr auf, damit diese nicht die Strafe Gottes erhalten.

Jesus Christus hat gesagt:
Setzt alles daran, durch die enge Tür einzutreten! Denn viele, sage ich euch, werden es versuchen, und es wird ihnen nicht gelingen.“ (BI, Lukas 13:24.)

Es ist interessant, dass Jesus klare Worte gebraucht hat, um zu sagen, dass nicht alle Menschen es schaffen werden, zu Gott, ihrem Vater, zu kommen.

An anderer Stelle hat Jesus gesagt:
13Tretet ein durch das enge Tor! Denn weit ist das Tor und breit der Weg, der ins Verderben führt, und viele sind es, die da hineingehen. 14Wie eng ist das Tor und wie schmal der Weg, der ins Leben führt, und wenige sind es, die ihn finden!“ (BI, Matthäus 7:13f.)

Und warum finden viele nicht den Weg zu Gott und dem Ewigen Leben? Die Antwort befindet sich in einer Offenbarung, die Joseph Smith am 12. Juli 1843 aufgezeichnet hat:
22Denn eng ist die Pforte und schmal der Weg, der zur Erhöhung und zur Fortsetzung der Leben führt, und wenige sind es, die ihn finden, weil ihr mich in der Welt nicht empfangt und mich auch nicht kennt. 23Aber wenn ihr mich in der Welt empfangt, dann werdet ihr mich erkennen und werdet eure Erhöhung empfangen, damit, wo ich bin, auch ihr sein werdet. 24Das sind die ewigen Leben: den allein weisen und wahren Gott zu erkennen, und Jesus Christus, den er gesandt hat. Ich bin es. Empfangt darum mein Gesetz. 25Weit ist die Pforte und breit der Weg, der zu den Toden führt, und viele sind es, die da hineingehen, weil sie mich nicht empfangen und auch nicht nach meinem Gesetz leben.“ (Lehre und Bündnisse 132:22-25.)[3]

Durch Offenbarung wissen wir, dass Jesus, als er vom „Weg, der ins Leben führt“[4] sprach, die „Erhöhung“ und „Fortsetzung der Leben“ meinte. Erhöhung heißt hier, soviel Herrlichkeit und Macht zu erhalten, dass man wie Gott ist, man also ein Gott ist. Mit 'Fortsetzung der Leben' ist gemeint, dass man nicht nur unsterblich ist, sondern selber Leben erschaffen kann. Man kann dann Geistkinder mit seinem Ehepartner zeugen.

Es fällt auf, dass die Heiligen Schriften voll von Ermahnungen und Strafandrohungen sind. Paulus schreibt sogar:
4Ihr habt im Kampf gegen die Sünde noch nicht bis aufs Blut Widerstand geleistet 5und ihr habt die Mahnung vergessen, die euch als Söhne anredet: Mein Sohn, verachte nicht die Zucht des Herrn, / verzage nicht, wenn er dich zurechtweist. 6Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er; / er schlägt mit der Rute jeden Sohn, den er gern hat. 7Haltet aus, wenn ihr gezüchtigt werdet. Gott behandelt euch wie Söhne. Denn wo ist ein Sohn, den sein Vater nicht züchtigt? 8Würdet ihr nicht gezüchtigt, wie es doch bisher allen ergangen ist, dann wäret ihr nicht wirklich seine Kinder, ihr wäret nicht seine Söhne.“ (BI, Hebräer 12:4-8, Einheitsübersetzung)[5]

Das Unheil, das über uns hereinbricht, kann eine Strafe Gottes sein, weil wir nicht auf ihn gehört haben. Noch interessanter ist, dass Paulus zu erklären versucht, dass das Unheil Gottes, dass Gottes Zorn nicht über uns hereinbricht, weil Gott böse ist, sondern weil er uns als Söhne und Töchter sieht. Gott züchtigt uns, weil er uns liebt. In seiner Liebe ist er eifrig dabei, uns zum richtigen Weg zu erziehen. Deswegen hat er von sich gesagt:
[I]ch, der HERR, dein Gott, bin ein eifernder Gott.“ (BI, Exodus 20:5, Luther-Bibel.)[6]

In der heutigen Welt kann man sich solch einen Gott nicht mehr vorstellen. Zu altmodisch scheint dieses Bild vom zürnenden Gott zu sein. Zu belastet durch die Geschichte der katholischen und protestantischen Kirche und auch durch die Geschichte anderer Religionen, die Gottes Zorn als Deckmantel für die eigene Herrschaftsausweitung benutzt haben oder einfach nur fanatisch waren.

Deswegen sollte man aber Jesu Botschaft, seine Ermahnungen und die Ermahnungen seiner Propheten nicht einfach als Humbug abtun. Jesus zog mindestens drei Jahre umher, um das Evangelium zu predigen, um die Kranken zu heilen, um Erbarmen zu zeigen und um zu ermahnen.[7] Er zog umher und tat nur Gutes.[8]

Er mahnte:
Quelle: LDS Media Library.#
Wenn sich der Hausherr erhoben und die Tür verschlossen hat und ihr noch draussen steht und erst dann anfangt, an die Tür zu klopfen und zu sagen: Herr, öffne uns!, wird er euch antworten: Ich weiss nicht, woher ihr seid!“ (BI, Lukas 13:25.)[9]

Wir müssen bedenken:
Jesus und die endgültig verschlossene Tür gehört auch zur Botschaft Jesu.“ (P. Dr. Bernhard Sirch)[10]








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Fußnoten
1 Zürcher Bibel 2007. http://www.die-bibel.de/online-bibeln/zuercher-bibel/bibeltext/, 2014-03-18. Alle weiteren Schriftstellen aus der Bibel [abgekürzt 'BI'] wurden, falls nicht anders angegeben, von der gleichen Übersetzung von der gleichen Quelle am selben Tag entnommen.


2 In BI, Exodus 20:5 der Einheitsübersetzung heißt es: „Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott“. [Einheitsübersetzung der Bibel 1972/1974, Revision 1979/80. http://www.die-bibel.de/online-bibeln/einheitsuebersetzung/bibeltext/, 2014-03-18.]
„Das hebräische Wort kinah bedeutet ''brennender Eifer, Eifersucht''. Hier ist gemeint, daß der Herr den Götzendienst verabscheut. Der Grund ist wohl klar. Die einzige Macht, die den Menschen von der Sünde befreien kann, kommt von Gott. Jeglicher Götzendienst schneidet den menschen von dieser Macht ab. Da Gott seine Kinder liebt und nur ihr ewiges Wohlergehen im Sinn hat, ist er eifersüchtig, wenn sie irgendwelche Götzen verehren.“
[Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Hg.): ALTES TESTAMENT GENESIS – 2 SAMUEL. Leitfaden für den Studenten (Religion 301), 1987 Frankfurt am Main.]

* LDS Media Library. https://www.lds.org/media-library/images/hands-scriptures-917540?category=prayer&lang=eng, 2014-03-12, 21:51.


3 Lehre und Bündnisse der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Offenbarungen enthaltend, die Joseph Smith, dem Propheten, gegeben wurden, nebst einigen Hinzufügungen seiner Nachfolger in der Präsidentschaft der Kirche. 2003 Intellectual Reserve, Inc. https://www.lds.org/scriptures/dc-testament?lang=deu, 2014-03-18.


4 BI, Matthäus 7:14. Hervorhebung durch Kursivschrift von Rocky hinzugefügt.


5 Einheitsübersetzung der Bibel 1972/1974, Revision 1979/80. http://www.die-bibel.de/online-bibeln/einheitsuebersetzung/bibeltext/, 2014-03-18.


6 Luther-Bibel, Revision 1984. http://www.die-bibel.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/bibeltext/, 2014-03-18.


7 BI, Matthäus 9:35f. „35Und Jesus zog umher in allen Städten und Dörfern, lehrte in ihren Synagogen, verkündigte das Evangelium vom Reich und heilte jede Krankheit und jedes Gebrechen. 36Als er die vielen Menschen sah, taten sie ihm leid, denn sie waren erschöpft und schutzlos, wie Schafe, die keinen Hirten haben.
BI, Matthäus 4:17 „Von da an begann Jesus zu verkündigen und sprach: Kehrt um! Denn nahe gekommen ist das Himmelreich.“


8 BI, Apostelgeschichte 10:38 „Ihr kennt Jesus von Nazaret und wisst, wie Gott ihn mit heiligem Geist und mit Kraft gesalbt hat; er zog umher und tat Gutes und heilte alle, die vom Teufel unterdrückt wurden, weil Gott mit ihm war.“


9 Die Schreibfehler wurden vom Original übernommen.

# Quelle: LDS Media Library. https://www.lds.org/media-library/images/salt-lake-temple-lds-661115?lang=eng&category=, 2014-03-19, 22:36.



10 P. Dr. Bernhard Sirch: Wen der Herr liebt, den züchtigt er. Betrachtung zum 21. Sonntag im Jahreskreis, Erzabtei Beuron Schott. Veröffentlicht am 19. August 2010, 11:30 auf www.kath.net. http://www.kath.net/news/27732, 2014-03-18:21:21. (Ich distanziere mich hiermit von seiner Meinung über die Kindererziehung und der Missbrauchsfälle. Solch eine Meinung empfinde ich unmenschlich. Es sollte verstanden werden, dass die katholische Kirche keinerlei geistliche Authorität für die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage hat. Nichtsdestotrotz hat er aber recht, wenn er sagt: „Jesus und die endgültig verschlossene Tür gehört auch zur Botschaft Jesu.“)

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