Mittwoch, 6. August 2014

Persönliche Offenbarung niederschreiben


„Entscheide dich zu schreiben, wenn dir die Wahl gegeben wird. Nimm dir Zeit um geistige Erlebnisse niederzuschreiben.“[*]



Vor einem Jahr fing ich mit dem Schreiben dieses Blogs an. Ursprünglich wollte ich nur meine Ansprachen hier posten. Doch dann kam die Idee, meinen Weg zur HLT-Kirche niederzuschreiben und hier zu veröffentlichen. Dann wollte ich auch noch über Joseph Smiths letzten Traum schreiben. Dann fühlte ich mich inspiriert über meine Gefühle hinsichtlich des Tempels zu schreiben. Und so begann ich peut à peut nicht nur Ansprachen hier zu veröffentlichen, sondern Artikel zu den unterschiedlichsten Themen. Im Laufe der Zeit habe ich mir das Ziel gesetzt, alle 8 Tage einen neuen Artikel zu posten.

In diesem Jahr habe ich viel gelernt. Durch das Schreiben und Nachdenken habe ich mich mit verschiedenen Themen auseinandergesetzt. Und ich hatte nun die Möglichkeit, meine Gedanken, die ich seit meiner Zeit als Missionar in Frankreich habe, zu verschriftlichen.

Das Schreiben hilft, Offenbarung zu empfangen und Heiliges nicht zu vergessen. Und wenn wir das tun, dann
Entscheide dich zu schreiben, wenn dir die Wahl gegeben
wird. Nimm dir Zeit um geistige Erlebnisse
niederzuschreiben.

Foto von Matt Reer. Bildquelle: LDS Media Library. IRI.[*]
wird uns Gott mit mehr heiliger Offenbarung vertraut machen. Er wird sich uns mehr und mehr durch die Schriften, im Gebet und durch das Nachsinnen offenbaren. Wir erhalten dann Erkenntnis auf Erkenntnis.

Das ist eine Bedeutung der Belehrung Gottes an die Ältesten der Kirche im Jahre 1831 zu Kirtland, Ohio:
„Was von Gott ist, das ist Licht; und wer Licht empfängt und in Gott verbleibt, empfängt mehr Licht; und jenes Licht wird heller und heller bis zum vollkommenen Tag.“ (Lehre und Bündnisse 50:24.)[1]

In der Herbstgeneralkonferenz 2009 erzählte Elder Richard G. Scott von einem Erlebnis, das ihm lehrte, wie man geistige Führung erlangt:
„Ich möchte Ihnen ein Erlebnis erzählen, durch das ich eine Möglichkeit erkannt habe, wie man geistige Führung erlangt. Eines Sonntags besuchte ich die Priestertumsversammlung eines spanischen Zweiges in Mexiko-Stadt. Ich erinnere mich lebhaft daran, wie schwer es einem einfachen mexikanischen Priestertumsführer fiel, die Evangeliumswahrheiten in seinem Unterricht zu vermitteln. Ich erkannte, wie stark sein Wunsch war, diese für ihn so wertvollen Grundsätze an die Mitglieder des Kollegiums heranzutragen. Ihm war bewusst, dass sie für die anwesenden Brüder von großem Wert waren. In seinem Verhalten zeigte sich reine Liebe zu seinem Erretter und Liebe zu denen, die er unterrichtete.

Seine Aufrichtigkeit, seine lauteren Absichten und seine Liebe erfüllten den Raum mit geistiger Stärke. Ich war sehr bewegt. Dann empfing ich eigene Eingebungen, welche die Grundsätze erweiterten, die dieser einfache Lehrer vermittelte. Sie waren persönlich und hatten mit den Aufträgen in diesem Gebiet zu tun. Sie waren die Antwort auf meine anhaltenden, gebetserfüllten Anstrengungen, zu lernen.

Jede Eingebung schrieb ich sorgsam auf. Dabei empfing ich kostbare Wahrheiten, die ich dringend brauchte, damit ich dem Herrn ein besserer Diener sein konnte. Die Einzelheiten dieser Eindrücke waren heilig und – wie der Patriarchalische Segen – zu meinem persönlichen Nutzen. Ich erhielt konkrete Führung, Anweisungen und bedingte Verheißungen, die den Verlauf meines Lebens positiv verändert haben.

Kurz darauf besuchte ich die Sonntagsschulklasse in meiner Gemeinde, wo ein sehr gebildeter Lehrer den Unterricht hielt. Was ich dort erlebte, war ein krasser Gegensatz zu meinem Erlebnis in der Priestertumsklasse. Es schien, dass der Lehrer absichtlich unbekannte Quellen und ungewöhnliche Beispiele ausgesucht hatte, um die Grundsätze der Lektion zu veranschaulichen. Ich hatte den deutlichen Eindruck, dass dieser Lehrer die Unterrichtssituation ausnutzte, um die Klasse mit seinem gewaltigen Wissen zu beeindrucken. Jedenfalls schien ihm nicht so viel daran zu liegen, Grundsätze zu vermitteln, wie es der einfache Priestertumsführer getan hatte.

Auch in dieser Situation strömten starke Eindrücke auf mich ein. Ich schrieb sie nieder. In dieser Botschaft erhielt ich speziellen Rat, wie ich ein wirksameres Werkzeug in der Hand des Herrn werden könne. Ich empfing eine solche Fülle von Eindrücken, die sehr persönlich waren, dass ich es nicht für angebracht hielt, sie mitten im Sonntagsschulunterricht niederzuschreiben. Ich suchte mir einen stilleren Ort, wo ich die Gefühle, die mir in Herz und Sinn kamen, so genau wie möglich aufschrieb. Nachdem ich jede machtvolle Eingebung aufgeschrieben hatte, sann ich nach und überlegte, ob ich die Eindrücke, die ich empfangen hatte, mit den richtigen Worten festgehalten hatte. Das hatte zur Folge, dass ich noch ein paar kleine Änderungen vornahm. Dann betrachtete ich die Bedeutung dieser Eingebungen genau und überlegte, wie ich sie umsetzen konnte.

Später betete ich und besprach mit dem Herrn, was der Geist mich meiner Meinung nach gelehrt hatte. Ich verspürte Frieden und dankte Gott für die Führung, die er mir gegeben hatte. Dann hatte ich den Eindruck, ich solle fragen, ob ich noch mehr erhalten solle. Ich erhielt weitere Eingebungen, und erneut schrieb ich die Eindrücke nieder, dachte darüber nach und betete um eine Bestätigung. Wieder hatte ich das Gefühl, ich solle fragen: „Gibt es noch mehr, was ich wissen muss?“ Es gab noch mehr. Nach diesem letzten und heiligsten Erlebnis hatte ich einige der kostbarsten, präzisesten und persönlichsten Anweisungen erhalten, auf die man in diesem Leben hoffen kann. Wenn ich nicht auf die ersten Eindrücke reagiert und sie niedergeschrieben hätte, dann hätte ich die letzte, viel wertvollere Weisung nicht erhalten.

Was ich beschrieben habe, ist kein einmaliges Erlebnis. Es umfasst mehrere wahre Grundsätze dazu, wie sich der Herr seinen Kindern hier auf der Erde kundtut. Die wertvollste persönliche Führung durch den Geist bleibt unbeachtet, wenn man nicht auf die ersten Eingebungen, die man erhält, reagiert, sie aufschreibt und sie umsetzt.“[2]

Diese Grundsätze hatte Elder Richard G. Scott gelehrt, als er die Vollzeitmissionare in Frankreich 2007 besuchte und belehrte. Zu dieser Zeit war ich dort ein Vollzeitmissionar und ich durfte seinen Worten lauschen.

Er sagte, dass Gott uns Offenbarungen in kleinen Päckchen gibt. Wir erhalten Paket für Paket Erkenntnis, damit wir daraus lernen. Ich glaube, dass Gott das so macht, weil wir eine vollständige Offenbarung eines Sachverhalts nicht auf einmal begreifen können:
„Selten werden Sie sofort eine vollständige Antwort erhalten. Sie kommt Stück für Stück, portionsweise (engl: in packets), sodass Ihre Aufnahmefähigkeit erweitert wird. Wenn Sie jedes Stück glaubensvoll umsetzen, werden Sie zum nächsten geführt, bis Sie dann die ganze Antwort haben.“ (Elder Richard G. Scott)[3]

Er zitierte dann das Buch Mormon, indem es heißt:
„Denn siehe, so spricht der Herr, Gott: Ich werde den Menschenkindern Zeile um Zeile geben, Weisung um Weisung, hier ein wenig und dort ein wenig; und gesegnet sind, die auf meine Weisungen hören und meinem Rat ihr Ohr leihen, denn sie werden Weisheit lernen; denn dem, der empfängt, werde ich mehr geben; und denen, die sprechen: Wir haben genug, denen wird selbst das weggenommen, was sie haben.“ (BM 2 Nephi 28:30.)[4]

Er lehrte uns weiterhin, dass, wenn wir die empfangenen Offenbarungen sofort aufschreiben, dann werden sie nicht verloren gehen. Denn wenn wir seine Offenbarung nicht heiligen, indem wir sie aufschreiben und angemessen verwahren, dann wird er uns diese Offenbarung nicht erneut geben, wenn wir sie einmal vergessen haben.

Die Grundsätze, die Elder Scott durch sein Erlebnis in einem Zweig in Mexiko-Stadt lehrte, sind die gleichen, die er mir als Missionar 2007 lehrte: Wenn Eingebungen empfangen werden, sollten sie aufgeschrieben werden – am Besten sofort. Dann sollte man über diese Eingebungen nachdenken, beten, weitere Eingebungen verschriftlichen, nachdenken, beten, verschriftlichen, anwenden, nachdenken, beten usw. Wenn man sich die Zeit nimmt, seine Gedanken, Empfindungen und Eingebungen zu verschriftlichen, und die Eingebungen anzuwenden, werden wir geistig wachsen, dann können wir uns ändern und Gott wirklich ähnlicher werden und dadurch Gott näherkommen.

Ich glaube, dass Gott immer zu uns spricht. Wir sind es, die nur nicht zuhören. Und wenn wir zuhören, dann schätzen wir seine Eingebungen nicht wert. Wir verschriftlichen sie nicht und wir wenden sie nicht an.

Gott spricht in vielen Situationen zu uns. Er spricht in der Kirche zu uns. Egal ob der Lehrer einfache Worte benutzt oder sehr beredt ist, egal ob der Lehrer ungebildet oder gebildet ist, egal ob Ansprachen spannend oder todlangweilig sind – Gott kann in all diesen Situationen zu uns sprechen. Und er tut das auch, wenn wir nur zuhören. Genauso wie wir physische Ohren haben, die Geräusche wahrnehmen, genauso haben wir auch geistige Ohren, die die Stimme Gottes wahrnehmen können, wenn wir nur wollen.

Und wenn wir diese Erkenntnisse mit anderen teilen, können auch andere erbaut werden. Deswegen führe ich auch einen Blog. Einerseits ist mein Blog ein kleines Tagebuch, wo ich meine Gedanken und Eingebungen festhalte, andererseits kann ich durch meinen öffentlichen Blog auch viele Menschen erreichen, die wissen wollen, woran so ein Mormone glaubt.

Natürlich schreibe ich hier nicht alle meine Gedanken und Erfahrungen auf. Manche von diesen sind zu heilig, als dass ich sie veröffentliche. Diese werden in meinem privaten Tagebuch festgehalten.


Die letzten 12 Monate waren wirklich interessant. Mit etwa 4 Blogpost pro Monat wurde mein Blog im Zeitraum vom 30. Juli 2013 bis 31. Juli 2014 insgesamt 5226 mal besucht, was in etwa 14 Seitenaufrufe pro Tag macht. Danke dafür! Ich hoffe, es hat einigen von euch etwas gebracht.

Bildquelle: Eigene Darstellung.



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Fußnoten
1 Lehre und Bündnisse der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Offenbarungen enthaltend, die Joseph Smith, dem Propheten, gegeben wurden, nebst einigen Hinzufügungen seiner Nachfolger in der Präsidentschaft der Kirche. o.O. 2003: Intellectual Reserve, Inc. www.lds.org/?lang=deu > Heilige Schriften > Lehre und Bündnisse. https://www.lds.org/scriptures/dc-testament?lang=deu, 2014-08-06.

2  Elder Richard G. Scott: Wie wir geistige Führung erhalten. In: Generalkonferenz der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, Oktober 2009. www.lds.org/?lang=deu > Näheres zur Lehre > Generalkonferenz > Sämtliche Konfernzen > Konferenzarchiv > 2009 > Oktober > Versammlung am Samstagvormittag > Wie wir geistige Führung erhalten (Richard G. Scott). https://www.lds.org/general-conference/2009/10/to-acquire-spiritual-guidance?lang=deu, 2014-08-06, 22:21.

3 Elder Richard G. Scott: Using the supernal Gift of Prayer. In: General Conference of The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints, April 2007. www.lds.org/?lang=eng > Teachings > General Conference > All Conferences > Conference Archive > 2007 > April > Saturday Morning Session > Using the Supernal Gift of Prayer (Richard G. Scott). https://www.lds.org/general-conference/2007/04/using-the-supernal-gift-of-prayer?lang=eng, 2014-08-06, 22:41. Deutsche Übersetzung aus dem Englischen von Rocky.
Siehe auch die deutsche Übersetzung der Kirche: Elder Richard G. Scott: Nutzen wir die erhabene Gabe des Gebets. In: Generalkonferenz der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, April 2007. www.lds.org/?lang=deu > Näheres zur Lehre > Generalkonferenz > Sämtliche Konfernzen > Konferenzarchiv > 2007 > April > Versammlung am Samstagvormittag > Nutzen wir die erhabene Gabe des Gebets (Richard G. Scott). https://www.lds.org/general-conference/2007/04/using-the-supernal-gift-of-prayer?lang=deu, 2014-08-06, 22:41.

4 Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Hg.): Das Buch Mormon. Ein Bericht, von Mormon mit eigener Hand auf Platten geschrieben, den Platten Nephis entnommen. Aus dem Original von den Platten ins Englische übersetzt von Joseph Smith jun. Deutsche Übersetzung aus dem Englischen. o.O. 2003: Intellectual Reserve, Inc. https://www.lds.org/?lang=deu > Heilige Schriften > Das Buch Mormon: https://www.lds.org/scriptures/bofm?lang=deu, 2014-08-06. 

* Foto von Matt Reer. MORMONAD abgedruckt in: The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints (Ed.): The New Era, November 2010, Intellectual Reserve, Inc., S. 23. Bildquelle: LDS Media Library. Intellectual Reserve, Inc. https://www.lds.org/media-library/images/mormonad-choose-to-write-1118436?lang=eng&category=, 2014-08-06, 23:43.

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