Sonntag, 24. August 2014

Robin Williams Selbstmord – Ist er in der Hölle und was bedeutet das für mich?


Am Montag, den 11. August wurde Robin Williams in seinem Haus in der Bucht von San Francisco tot aufgefunden. Seine Arme wiesen mehrere Schnittwunden auf. Wahrscheinlich hat er sich mit einem Gürtel im Schlafzimmer seines Anwesens erhängt. Er war gerade einmal 63 Jahre alt. [1]


Viele Menschen sind betroffen: Familie, Freunde, Hollywood, viele seiner Fans und auch unzählige Gläubige. Betroffen auf die eine oder andere Art und Weise.


„Dschini, du bist frei“
In den Social Media gibt es einen regen Austausch über den Selbstmord von Robin Williams. Die einen fanden ihn grandios und wünschen ihm, dass er nun an einem besseren Ort, ja sogar im Himmel ist. Andere verteufeln sein Leben und seine „gewaltsame Vernichtung des eigenen Lebens durch eigene Hand“[2] und sehen ihn im Höllenfeuer[3] leiden.

So hat z.B. die Academy of Motion Picture Arts and Sciences, die jährlich den Academy Award – besser bekannt unter den Spitznamen Oscar – verleiht, in der Nacht von Montag zu Dienstag folgenden Tweet auf Twitter veröffentlicht.
Tweet von @TheAcademy am 11. August 2014 um 17:56 Uhr.[4]

„Dschinni, du bist frei“ lautet das Kommentar. Offenbar wollte man mit diesem Zitat aus dem Film „Aladdin“, der 1992 erschien, Robin Williams Genialität bekunden, der in diesem Film der Sprecher von Dschinni ist, und sich von ihm verabschieden. Man sieht ihn im Himmel, frei von allen Sorgen. Obwohl Robin Williams Genialität sich in diesem Tweet sicherlich auf seine schauspielerischen Talente beziehen sollte und man ihm nur Gutes wünschen wollte, kann solch ein Tweet missverstanden werden: Warum sich nicht durch Suizid das Dasein erleichtern? Warum sich nicht genialerweise frei von dem Leid dieser Welt machen, indem man sich für den Freitod entscheidet?


Auffassungen über den Selbstmord
Die darauf folgenden Diskussionen spiegeln die verschiedenen Auffassungen wieder, die es seit Jahrhunderten in den unterschiedlichen Kulturen, Religionen und Philosophien gibt[5]: Suizid ist ein Freitod; Suizid ist ein Menschenrecht; Suizid ist ein Selbst-Mord und somit eine Sünde; Suizid ist ein „Grenzfall >>freien<< Handelns“[6] und somit „in den Ermessensbereich des Erlaubten und Strittigen.“[6]


Richtiges Reden über Suicid
Meiner Meinung nach war dieser Tweet nicht wohl überlegt. Solche Tweets können dazu führen, dass mental labile Personen sich zum Suizid ermutigen. Besonders Jugendliche sind von Selbstmordnachahmung betroffen. [7]

Das ist es auch, was Matt Walsh auf seinem Blog verurteilt. Er schreibt dazu:
„Frei? Ich habe viel von dieser Redegewandtheit gesehen. Robin Williams ist ''an einem besseren Ort'', er ist ''frei'', er hat ''seinen Frieden gefunden'', er ''lächelt uns von oben herab'', er ist ''glücklich''.
Das alles mag uns angenehm erscheinen, aber haben wir aufgehört daran zu denken, wie das für diejenigen scheinen und klingen muss, die sich darüber vielleicht Gedanken machen, diese abscheuliche Tat zu begehen? Können wir unserem Freund sagen, von der Klippe wegzutreten, nachdem wir so leidenschaftlich von Robin Williams neu gefundenen ''Frieden'' und neu gefundener ''Freiheit'' gesprochen haben? Dieses Thema ist viel zu wichtig, um so fahrlässig damit umzugehen.“[8]

Ist Suizid eine Entscheidung oder sind wir dem Suizid hilflos ausgeliefert?
Ich stimme Matt Walsh in dieser Sache voll und ganz zu. Er schreibt über den Suizid jedoch weiter:
„Es ist eine tragische Entscheidung, wirklich, aber es ist eine Entscheidung, und wir müssen uns das merken. Dein Suizid passiert dir nicht, es ergreift dich nicht wie Krebs oder fällt auf dich herab wie ein Tornado. Es ist eine Entscheidung, die von einem Individuum gefällt wurde. Eine schlechte Entscheidung. Immer eine schlechte Entscheidung.“[8]
Bestimmt glauben viele Menschen daran. Bestimmt glauben viele gläubige Christen daran. Vielleicht glauben sogar viele gläubige Mitglieder der HLT-Kirche daran. Aber ist dem wirklich so? Ist der Suizid immer, wirklich immer eine freie Entscheidung des Individuums? Sind wir Menschen immer frei zu entscheiden? Können wir zwischen dem einen oder dem anderen immer unterscheiden? Denn das ist es ja, was Entscheidung bedeutet: das eine vom anderen zu trennen.

Kristi Boyce zitiert in ihrem Blogbeitrag vom 13. August 2014 die angeblich fachgerechte Meinung ihres Freundes Derek. Nachdem was ich über Depression gelesen habe, entspricht seine neurobiologische Ansicht dem jetzigen Stand der Wissenschaft:
„In einer euthemischen (oder normalen, leicht positiven) Gefühlslage ist die Wirkung einer Wahl entweder eine Belohnung, vielleicht ein Schwall von Dopamin von einem großen Rennen, oder ein Schaden, die Ermüdung der Inaktivität. In einer klinisch depressiven Person gibt es bei beiden Wahlmöglichkeiten einen ähnlichen Mangel an Neurotransmission.
Eine Person, die an eine schwere Depression leidet, mag noch nicht einmal in der Lage sein, die eine Wahl von der anderen auseinanderzuhalten. Selbst wenn diese Personen objektiv wissen, dass Laufen gut ist und die Couch schlecht, werden sie trotzdem den gleichen neurochemischen Zustand erleben.“[9]
„Depression verursacht Anhedonie (die Unfähigkeit Freude zu empfinden) und Ohnmacht (die Unfähigkeit zu handeln). Wenn irgendeine Form der Behandlung angefangen wird, stellt sich zuerst die Fähigkeit zu handeln wieder her.“[9]
Somit kann ein Suizid oder ein Suizidversuch ironischerweise ein Zeichen für eine Depression sein, die am Heilen ist.

Kristi Boyce geht aber noch ein Stück weiter und sagt: „Suizid ereilt jeden gegen seinen/ihren Willen.“[9] Dass dem natürlich nicht so ist, sollte jedem klar sein. Es gibt genug Beispiele in der Religions- und der Kulturgeschichte des Menschen, in denen sich Menschen aus den unterschiedlichen Gründen selbst töten.[2]


Die Freiheit des Menschen
Ich glaube – genauso wie Matt Walsh, der sich gegen die materialistische Sicht vom Menschen wehrt und betont, dass der Mensch mehr ist als sein Körper –, dass der Geist des Menschen frei ist und dass dieser auf seinen Körper einwirken kann. Andererseits ist unser Körper aber auch ein Teil von uns.

Als Gott den Menschen erschuf, erschuf er seinen Körper und hauchte in ihm seinen Geist ein. Dieser Geist war nicht nur eine leblose göttliche Energie, sondern ein Geist, der Gedanken hat, der intelligent ist. Und so wurde der Mensch zu einer lebenden Seele. „Und der Geist und der Körper sind die Seele des Menschen.“ (Lehre und Bündnisse 88:15.)[10]

Die Seele ist nach meinem Verständnis eine Einheit. Wenn es dem Geist schlecht geht, dann geht es auch dem Körper schlecht. Und wenn der Körper leidet, leidet auch der Geist. Letztlich leidet die ganze Seele.

Wenn Körper und Geist wirklich so miteinander vereint sind, dann kann es sein, dass eine Depression zu Handlungen führen kann, die wir nicht selbst steuern können. Zumindest besteht solch eine Möglichkeit.

Im Buch Mormon gibt es einen interessanten Vers, der immer wieder verwendet wird, um auf die Entscheidungsfreiheit, die dem Menschen gegeben ist, aufmerksam zu machen. Er lautet:
„Darum sind die Menschen gemäß dem Fleische frei; und alles ist ihnen gegeben, was für den Menschen notwendig ist. Und sie sind frei, um Freiheit und ewiges Leben zu wählen durch den großen Mittler für alle Menschen oder um Gefangenschaft und Tod zu wählen gemäß der Gefangenschaft und Macht des Teufels; denn er trachtet danach, daß alle Menschen so elend seien wie er selbst.“ (BM 2 Nephi 2:27.)[11]
Wie wird Entscheidungsfreiheit hier erklärt? Wir sind frei zwischen ewiges Leben und geistigen Tod zu wählen. Und wir sind „gemäß dem Fleische frei“ (BM 2 Nephi 2:27). Ich habe mich immer gewundert, was das heißt: gemäß dem Fleische frei zu sein. Auf Mission kam mir dann die folgende Eingebung: das Fleisch ist der Körper und wir Menschenseelen sind gemäß unserem Körper frei.

Die Freiheit einer körperlich behinderten Person ist eingeschränkt. Aber auch gesunde Menschen sind durch ihren Körper limitiert. Wir können nicht von der Klippe springen und mit unseren Armen wedeln, als wären sie Flügel, und fliegen. Unser Körper lässt es nicht zu. Als lebende Seelen auf dieser Erde sind wir auch von unserem Gehirn und dessen Fähigkeiten abhängig.

Was bedeutet das also für Robin Williams? Besonders wenn man bedenkt, dass er in den zurückliegenden Wochen vor seinem Tod mit schweren Depressionen zu kämpfen hatte.[1] Hätte er sich gegen seinen Suizid entscheiden können? War er Herr seiner selbst? Oder konnte er nicht mehr entscheiden?


Ist Suizid ein Selbst-Mord und wie steht es um den Selbstmörder in der Ewigkeit?
Und wie sieht es mit seinem Seelenheil aus? Wird er niemals das ewige Leben haben, wie es im 1.
Ausschnitt eines Bildes vom Rexburg-Idaho-Tempel.
Er zeigt einen Teil des Himmels, der auf diesem Foto abgebildet ist.

Bildquelle: LDS Media Library. IRI.[*]
Johannesbrief steht?
„[I]hr wisst: Kein Mörder hat ewiges Leben, das in ihm bleibt.“ (BI 1 Johannes 3:15.)[12]
Ein trauriges Beispiel eines Mörders ist König David. Obwohl er alles hatte und sogar den neuen und immerwährenden Bund der Ehe eingegangen ist (LuB 132:26f., 38f.)[13], hat er doch Ehebruch mit Batseba begangen, und um seine Sünde zu vertuschen, schickte er letztlich ihren Mann Urija in den Tod. David befahl dem Heerführer Joab:
„Stellt Urija nach vorn, wo der Kampf am heftigsten ist, dann zieht euch von ihm zurück, sodass er getroffen wird und den Tod findet.“ (BI 2 Samuel 11:15.)
Genau das geschah auch. Urija fand den Tod und David wurde zum Mörder. David versuchte, Sündenvergebung zu erlangen. Er schrieb in einem Psalm:
„Befrei mich von Blutschuld, Herr, du Gott meines Heiles“. (BI Psalm 51:16.)
Doch das half nicht. Aus der Joseph-Smith-Übersetzung der Bibel wissen wir, dass David keine Sündenvergebung erhielt. Stattdessen lesen wir:
„Und David sagte zu Natan: Ich habe gegen den Herrn gesündigt. Und Natan sagte zu David: Der Herr hat auch deine Sünde nicht hinweggetan, daß du nicht sterben müßtest.“ (JSÜ 2 Samuel 12:13.)[14]
Die Strafe auf Mord war Tod (BM 2 Nephi 9:35; BI Exodus 21:12)[15]. Nun wurde Davids Tod nicht sofort mit dem Tod bestraft, aber seine Strafe wartete noch immer auf ihn, weil ihm nicht vom Herrn vergeben wurde. Denn „kein Mörder hat ewiges Leben“ (BI 1 Johannes 3:15). Joseph Smith lehrte über die Vergebung von Mördern:
„Ein Mörder beispielsweise, einer, der unschuldiges Blut vergießt, kann keine Vergebung erlangen. David trachtete mit viel Tränen ernstlich danach, daß Gott ihm nach dem Mord an Uria Umkehr gewähre, aber er konnte sie nur auf dem Weg durch die Hölle erlangen: es wurde ihm verheißen, daß seine Seele nicht in der Hölle werde bleiben müssen.“[16]
Mörder gehen nach der Belehrung von Joseph Smith in die Hölle und werden dann im telestialen Reich errettet. Elder Bruce R. McConkie hat dazu gesagt:
„Nach der Auferstehung werden die meisten derjenigen, die in der Hölle waren, in das telestiale Reich kommen; die anderen werden verflucht und zu Söhnen des Verderbens; sie werden mit dem Teufel und seinen Engeln endloses Elend erleiden müssen.“[17]
Das würde bedeuten, dass David, der Mörder, es nach der Hölle in die telestiale Herrlichkeit schaffen wird.

Wie sieht es mit Suizid aus? Wenn man den Suizid als Selbstmord, also als Mord des Selbst, versteht, dann könnte man meinen, dass Selbstmörder in die Hölle gehen und es hoffentlich in das telestiale Reich schaffen. Interessanterweise wird das Thema 'Selbstmord und wie es um Selbstmördern in der Ewigkeit bestimmt ist' nicht wirklich in den Heiligen Schriften behandelt. Wir wissen also wenig davon und können nicht von vornherein sagen, dass Selbstmörder es höchstens in die telestiale Herrlichkeit schaffen.

1987 erschien in der Oktober-Ausgabe der Zeitschrift „Ensign“ ein Artikel zum Thema „Selbstmord – was wir darüber wissen und was nicht“, der vom Apostel Elder M. Russell Ballard geschrieben wurde. 1988 erschien in der März-Ausgabe der Zeitschrift „Der Stern“ die deutsche Fassung. Elder M. Russell Ballard schreibt:
„Wir wissen, daß der Zweck des Erdenlebens darin besteht, uns zu bewähren, damit wir zu Gott zurückkehren und im celestialen Reich leben können. Manche meinen, daß sich jemand, der Selbstmord begeht, diese Möglichkeit nimmt, da er sich selbst dem telestialen Reich zuordnet.

Stimmt das wirklich? Was ist die Wahrheit über Selbstmord?

Die Propheten haben uns einige wichtige Grundsätze über Selbstmord vermittelt, aber möglicherweise haben einige von uns sie mißverstanden.“[18]
Er zitiert daraufhin Pr. George Q. Cannon von der Ersten Präsidentschaft, den Propheten Pr. Spencer W. Kimball und den Apostel Elder Bruce R. McConkie, die hiernach auch zitiert werden.

Pr. George Q. Cannon:
„Der Mensch hat sich nicht selbst erschaffen. Nicht er hat seinem Geist eine menschliche Wohnstätte geschenkt. Es ist Gott, der den Menschen erschaffen hat - sowohl den Körper als auch den Geist. Der Mensch hat daher kein Recht, das zu zerstören, was er nicht erschaffen hat. Wer das tut, ist des Mordes schuldig, nämlich des Selbst-Mordes; es ist genausowenig gerechtfertigt, wenn man sich selbst tötet, als wenn man einen anderen tötet. Ich weiß nicht, wie unterschiedlich diese beiden Verbrechen bestraft werden, aber es ist klar, daß niemand eine so kostbare Gabe wie das Leben zerstören darf, ohne eine harte Strafe auf sich zu laden.“[19]

Pr. Spencer W. Kimball:
„Es ist ein furchtbares Verbrechen, wenn jemand sich anschickt, sein Leben durch Selbstmord zu verkürzen.“[20]

Elder Bruce R. McConkie:
„Selbstmord besteht darin, sich freiwillig und absichtlich das Leben zu nehmen, insbesondere dann, wenn der Betreffende zurechnungsfähig ist und einen gesunden Verstand besitzt. . . . Ein Mensch, der großen Spannungen ausgesetzt ist, kann die Selbstkontrolle verlieren und soweit verwirrt werden, daß er für seine Taten nicht mehr verantwortlich ist. So jemand wird nicht deswegen verdammt werden, weil er sich das Leben genommen hat. Man soll sich auch daran erinnern, daß der Herr es ist, der Gericht hält; er kennt die Gedanken, Absichten und Fähigkeiten des Menschen, und er wird in seiner unbegrenzten Weisheit alles in der angemessenen Weise regeln.“[21]
Elder M. Russell Ballard schreibt, dass Elder Bruce R. McConkie „das in Worte gefaßt [hat], was viele Führer der Kirche gelehrt haben“[18]. Diese Formulierung bestätigt die Wahrhaftigkeit der Worte von Elder Bruce R. McConkie, der eindeutig sagt, dass ein Mensch die Selbstkontrolle verlieren kann und deswegen nicht mehr für seine Taten verantwortlich ist.


Gott richtet gerecht
Und Elder M. Russell Ballard fügt noch hinzu:
„Ich glaube, daß der Richterspruch über eine Sünde nicht immer so einfach ist, wie manche von uns zu denken scheinen. Der Herr hat gesagt: 'Du sollst nicht morden.' (Siehe Exodus 20:13.) Bedeutet das, daß jeder, der mordet, verdammt wird, ohne Berücksichtigung der Umstände? Ich glaube, daß der Herr die Unterschiede in Absicht und Umständen kennt: War derjenige, der sich das Leben genommen hat, geistig krank? War er so sehr depressiv, daß er völlig aus dem seelischen Glei[ch]gewicht[22] geraten war? War der Selbstmord ein tragischer, bejammernswerter Hilferuf, der zu lange unbeachtet geblieben war oder sich schneller entwickelte, als das Opfer wollte? Hat er die Schwere der Tat nicht richtig begriffen? Hat er an einer Störung seines biochemischen Gleichgewichtes gelitten, die zu Verzweiflung und dem Verlust der Kontrolle über sich selbst führte?

Offensichtlich kennen wir nicht alle Begleitumstände eines Selbstmordes. Der Herr allein kennt alle Einzelheiten, und er wird unsere Taten hier auf Erden beurteilen.

Wenn er uns richtet, wird er meiner Meinung nach alles in Betracht ziehen: unsere genetische und chemische Zusammensetzung, unseren Geisteszustand, unsere Verstandesfähigkeit, die Belehrungen, die wir empfangen haben, die 'Überlieferungen unserer Väter' (siehe Enos 1:14), unseren Gesundheitszustand, usw.

Wir lernen aus der Schrift, daß das Blut Christi für die Sünden derjenigen sühnen wird, 'die gestorben sind, ohne den Willen Gottes in bezug auf sich zu kennen, oder die unwissentlich gesündigt haben' (Mosia 3:11).“[23]
Wir Menschen sind schnell dabei, Leute zu verurteilen. Wir Mitglieder sind da nicht anders. Joseph Smith schrieb dazu:
„Während aber ein Teil der Menschheit den anderen ohne Gnade be- und verurteilt, blickt der erhabene Vater des Universums liebevoll und mit väterlicher Fürsorge auf alle Menschen hernieder. […] Die richterliche Gewalt ist in seiner Hand: Er ist ein weiser Gesetzgeber und wird alle Menschen richten – nicht nach den engstirnigen Vorstellungen der Menschen, sondern gemäß 'dem Guten oder Bösen, das er im irdischen Leben getan hat', sei es, daß es in England oder Amerika, in Spanien oder in der Türkei oder in Indien getan wurde. Er wird sie nicht nach dem beurteilen, was sie nicht haben, sondern nach dem, was sie haben. Wer ohne Gesetz gelebt hat, wird ohne Gesetz gerichtet werden, und wer ein Gesetz gehabt hat, wird nach diesem Gesetz gerichtet werden. Wir brauchen an der Weisheit und Intelligenz des großen Jehova nicht zu zweifeln; er wird einer jeden Nation nach ihrem Verdienst Verurteilung oder Barmherzigkeit zuerkennen, je nachdem, wie sie Intelligenz erlangt hat, nach welchen Gesetzen sie regiert worden ist, was für Möglichkeiten sie hatte, richtige Kenntnis zu erlangen – alles in seiner unergründlichen Absicht in bezug auf das Menschengeschlecht. Wenn die Absichten Gottes einmal offenkundig werden und die Zukunft sich enthüllen wird, dann werden wir schließlich alle bekennen müssen, daß der Richter über alle Erde recht getan hat.“[24]


Was also lerne ich aus dem Suizid von Robin Williams?
Über Suizide sollte man nicht leichtfertig reden. Wir können nicht sagen, dass Robin Williams nun frei und glücklich ist und gleichzeitig jemand anderen von der Klippe des Selbstmords wegführen. Wir können nicht Selbstmörder verurteilen, denn darüber ist uns nichts in den Schriften offenbart. Die Lehren der Propheten sind eindeutig: Selbstmörder werden bestraft, wenn sie es bei vollem Bewusstsein, bei voller Geistesgegenwärtigkeit und Handlungsfreiheit getan haben. Wir wissen aber nicht, wie diese Strafe aussieht. Selbstmörder können aber auch Menschen sein, die ihre Kontrolle verloren haben. So jemand wird nicht verdammt werden. Letztlich lerne ich daraus, dass nur Gott uns richten wird, nämlich auf Grundlage dessen, was uns belehrt wurde, was wir wissen, ob wir krank sind, auf Grundlage der Wünsche unseres Herzens, auf Grundlage unserer Taten und auf Grundlage vieler anderer Faktoren. Nur Gott kennt alle unsere Umstände und nur er ist in der Lage recht zu richten. Wenn wir einmal vor Gott stehen, werden wir das erkennen, wir werden erkennen, dass Gottes Richtersprüche gerecht sind.

Wir sollten uns nicht das Recht herausnehmen, andere zu richten, denn das können wir nicht. Denken wir an die Ermahnung von Jesus:
„1Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! 2Denn wie ihr richtet, so werdet ihr gerichtet werden, und nach dem Maß, mit dem ihr meßt und zuteilt, wird euch zugeteilt werden.“ (BI Matthäus 7:1f.)



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Fußnoten
1 „Robin Williams hat sich offenbar erhängt“, veröffentlicht am 12. August 2014 in www.welt.de. http://www.welt.de/vermischtes/prominente/article131163136/Robin-Williams-hat-sich-offenbar-erhaengt.html, 2014-08-19, 21:42.

2 Karl Hoheisel: Suizid. I. Religionswissenschaftlich, in: Hans Dieter Betz/Don S. Browning/Bernd Janowski et al. (Hgg.): Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft, 4. Aufl., Tübingen: Mohr Siebeck, Sp. 1849-1850, Sp. 1849.

3 Westboro Baptist Twitter account: @WBCSays. Tweet vom 11. August 2014, 16:07. https://twitter.com/WBCSays/status/498969078980440065/photo/1, 2014-08-23, 23:45.

4 Tweet von @TheAcademy am 11. August 2014 um 17:56 Uhr. https://twitter.com/TheAcademy/status/498996314395246593/photo/1, 2014-08-15, 23:48.

5 Karl Hoheisel: Suizid. I. Religionswissenschaftlich, in: Hans Dieter Betz/Don S. Browning/Bernd Janowski et al. (Hgg.): Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft, 4. Aufl., Tübingen: Mohr Siebeck, Sp. 1849f.
        Frank-Michael Kuhlemann: Suizid. II. Kirchengeschichtlich, in: Hans Dieter Betz/Don S. Browning/Bernd Janowski et al. (Hgg.): Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft, 4. Aufl., Tübingen: Mohr Siebeck, Sp. 1851f.
        Martin Honecker: Suizid. V. Ethisch, in: Hans Dieter Betz/Don S. Browning/Bernd Janowski et al. (Hgg.): Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft, 4. Aufl., Tübingen: Mohr Siebeck, Sp. 1855-1857.

6 Martin Honecker: Suizid. V. Ethisch, in: Hans Dieter Betz/Don S. Browning/Bernd Janowski et al. (Hgg.): Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft, 4. Aufl., Tübingen: Mohr Siebeck, Sp. 1855-1857.

7 Caitlin Dewey: Suicide contagion and social media: The dangers of sharing ‘Genie, you’re free’, in: The Washington Post, veröffentlicht am 12. August 2014. http://www.washingtonpost.com/news/the-intersect/wp/2014/08/12/suicide-contagion-and-social-media-the-dangers-of-sharing-genie-youre-free/, 2014-08-15, 23:57.

8 Matt Walsh: Robin Williams didn't die from a desease, he died from his choice. Veröffentlicht am 12. August 2014. http://themattwalshblog.com/2014/08/12/robin-williams-didnt-die-disease-died-choice/, 2014-08-16, 00:33. Übersetzung von Rocky.

9 Kristi Boyce: Matt Walsh Is Wrong About: Suicide and Depression, veröffentlicht am 13. August 2014. http://whatismattwalshwrongabouttoday.com/suicide-and-depression/#.U_JH92Mx39z, 2014-08-18, 20:40. Übersetzung von Rocky.

10  Lehre und Bündnisse der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Offenbarungen enthaltend, die Joseph Smith, dem Propheten, gegeben wurden, nebst einigen Hinzufügungen seiner Nachfolger in der Präsidentschaft der Kirche. o. O. 2003: Intellectual Reserve, Inc. www.lds.org/?lang=deu > Heilige Schriften > Lehre und Bündnisse. https://www.lds.org/scriptures/dc-testament?lang=deu, 2014-07-29. Alle weiteren Verse aus Lehre und Bündnisse [abgekürzt 'LuB'] wurden am selben Tag von derselben Quelle entnommen.

11 Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Hg.): Das Buch Mormon. Ein Bericht, von Mormon mit eigener Hand auf Platten geschrieben, den Platten Nephis entnommen. Aus dem Original von den Platten ins Englische übersetzt von Joseph Smith jun. Deutsche Übersetzung aus dem Englischen. o. O. 2003: Intellectual Reserve, Inc. https://www.lds.org/?lang=deu > Heilige Schriften > Das Buch Mormon. https://www.lds.org/scriptures/bofm?lang=deu, 2014-08-18. Alle weiteren Verse aus dem Buch Mormon [abgekürzt 'BM'] wurden am selben Tag von derselben Quelle entnommen.

12 Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, Stuttgart 1980: Katholische Bibelanstalt. http://www.bibleserver.com/start, 2014-08-21. Alle weiteren Verse aus der Bibel [abgekürzt: BI] sind von der gleichen Übersetzung und am selben Tag von der gleichen Quelle entnommen.

13 Lehre und Bündnisse 132:26f., 38f. „26Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ein Mann eine Frau gemäß meinem Wort heiratet und sie durch den Heiligen Geist der Verheißung gesiegelt werden, wie ich es bestimmt habe, und er oder sie irgendeine Sünde oder irgendwelche Übertretung des neuen und immerwährenden Bundes begeht und Lästerungen jeglicher Art und wenn sie keinen Mord begehen, wodurch sie unschuldiges Blut vergießen, so werden sie dennoch in der ersten Auferstehung hervorkommen und in ihre Erhöhung eingehen; aber sie werden im Fleisch zerschlagen werden und werden bis zum Tag der Erlösung den Schlägen des Satans ausgeliefert sein, spricht der Herr, Gott. 27Die Lästerung gegen den Heiligen Geist, die weder in der Welt noch außerhalb der Welt vergeben werden wird, besteht darin, daß ihr einen Mord begeht, wodurch ihr unschuldiges Blut vergießt und meinem Tod zustimmt, nachdem ihr meinen neuen und immerwährenden Bund empfangen habt, spricht der Herr, Gott; und wer nicht nach diesem Gesetz lebt, kann keinesfalls in meine Herrlichkeit eingehen, sondern wird verdammt sein, spricht der Herr.
        38David empfing ebenfalls viele Frauen und Nebenfrauen, und auch Salomo und Mose, meine Knechte, ebenso viele andere meiner Knechte vom Anfang der Schöpfung an bis zu dieser Zeit; und in nichts sündigten sie als nur in dem, was sie nicht von mir empfangen hatten. 39Davids Frauen und Nebenfrauen wurden ihm von mir durch die Hand Natans, meines Knechtes, gegeben sowie anderer Propheten, die die Schlüssel dieser Macht innehatten; und in nichts von diesem hat er gegen mich gesündigt als nur im Fall des Urija und dessen Frau; und darum ist er von seiner Erhöhung gefallen und hat sein Teil empfangen; und außerhalb der Welt wird er seine Frauen nicht ererben, denn ich habe sie einem anderen gegeben, spricht der Herr.“

14 Auszüge aus der Joseph-Smith-Übersetzung der Bibel [abgekürzt: 'JSÜ']. In: Studienhilfen der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. www.lds.org/?lang=deu > Heilige Schriften > Studienhilfen > Joseph-Smith-Übersetzung. https://www.lds.org/scriptures/jst?lang=deu, 2014-08-21.

15 BM 2 Nephi 9:35 „Weh dem Mörder, der vorsätzlich tötet; denn er wird sterben.“
     BI Exodus 21:12 „Wer einen Menschen so schlägt, dass er stirbt, wird mit dem Tod bestraft.“

16 Joseph Smith (10. März 1844), in: DHC 6:249-254. Aus: Joseph Fielding Smith (Hg.): Lehren des Propheten Joseph Smith. Seinen Predigten und schriftlichen Abhandlungen entnommen, die sich in der Dokumentarischen Geschichte und anderen Veröffentlichungen der Kirche finden und zur Zeit seines Wirkens geschrieben oder veröffentlicht worden sind, Frankfurt am Main 1983: Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, S. 342-349, S. 347.

17 „Hell“, in: Bruce R. McConkie: Mormon Doctrine, 2. ed., Salt Lake City 1966: Bookcraft, Inc., S. 349-351, S. 350. Deutsche Übersetzung aus: Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Hg.): Lehre und Bündnisse. Leitfaden für den Studenten (Religion 324-325), Frankfurt am Main 1986, S. 173.

18 M. Russell Ballard: Selbstmord. Was wir darüber wissen und was nicht, in: Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Hg.): Der Stern, 114. Jahrgang, Nr. 3, März 1988, S. 16-20, S. 17. archive.org > Texts > American Libraries > Church History Library > LDS Church Magazines - German, Scandinavian and Dutch > Der Stern > Browse Collection > Sort results by: > Date > 8 > Der Stern (Volume 114 no. 03). https://archive.org/details/derstern11403ger, 2014-08-15, 12:42.

19 Gospel Truth, 2 Bände, Salt Lake City 1957, 1:30; Hervorhebung hinzugefügt. Aus: M. Russell Ballard: Selbstmord. Was wir darüber wissen und was nicht, in: Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Hg.): Der Stern, 114. Jahrgang, Nr. 3, März 1988, S. 16-20, S. 17. archive.org > Texts > American Libraries > Church History Library > LDS Church Magazines - German, Scandinavian and Dutch > Der Stern > Browse Collection > Sort results by: > Date > 8 > Der Stern (Volume 114 no. 03). https://archive.org/details/derstern11403ger, 2014-08-15, 12:42.

20 Edward L. Kimball (Hg.): Teachings of Spencer W. Kimball, Salt Lake City 1982, S. 187. Aus: M. Russell Ballard: Selbstmord. Was wir darüber wissen und was nicht, in: Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Hg.): Der Stern, 114. Jahrgang, Nr. 3, März 1988, S. 16-20, S. 17. archive.org > Texts > American Libraries > Church History Library > LDS Church Magazines - German, Scandinavian and Dutch > Der Stern > Browse Collection > Sort results by: > Date > 8 > Der Stern (Volume 114 no. 03). https://archive.org/details/derstern11403ger, 2014-08-15, 12:42.

21 „Suicides“, in: Bruce R. McConkie: Mormon Doctrine, 2. ed., Salt Lake City 1966: Bookcraft, Inc., S. 771. Deutsche Übersetzung aus: M. Russell Ballard: Selbstmord. Was wir darüber wissen und was nicht, in: Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Hg.): Der Stern, 114. Jahrgang, Nr. 3, März 1988, S. 16-20, S. 17. archive.org > Texts > American Libraries > Church History Library > LDS Church Magazines - German, Scandinavian and Dutch > Der Stern > Browse Collection > Sort results by: > Date > 8 > Der Stern (Volume 114 no. 03). https://archive.org/details/derstern11403ger, 2014-08-15, 12:42.

22 Im original befindet sich das falsch geschriebene Wort „Gleigewicht“. Siehe auch Fußnote 23.

23 M. Russell Ballard: Selbstmord. Was wir darüber wissen und was nicht, in: Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Hg.): Der Stern, 114. Jahrgang, Nr. 3, März 1988, S. 16-20, S. 18. archive.org > Texts > American Libraries > Church History Library > LDS Church Magazines - German, Scandinavian and Dutch > Der Stern > Browse Collection > Sort results by: > Date > 8 > Der Stern (Volume 114 no. 03). https://archive.org/details/derstern11403ger, 2014-08-15, 12:42. Fußnote von Rocky hinzugefügt.

24 Joseph Smith am 15. April 1842, in: DHC 4:595-599. Aus: Joseph Fielding Smith (Hg.): Lehren des Propheten Joseph Smith. Seinen Predigten und schriftlichen Abhandlungen entnommen, die sich in der Dokumentarischen Geschichte und anderen Veröffentlichungen der Kirche finden und zur Zeit seines Wirkens geschrieben oder veröffentlicht worden sind, Frankfurt am Main 1983: Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, S. 222-228, S. 223. 

* Ausschnitt eines Bildes vom Rexburg-Idaho-Temple. Bildquelle: LDS Media Library. Intellectual Reserve, Inc. https://www.lds.org/media-library/images/rexburg-idaho-temple-storm-1133003?lang=eng&category=, 2014-08-24, 21:40.

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