Der Herr spricht: „[S]ei es durch meine eigene Stimme oder durch die Stimme meiner Knechte, das ist dasselbe.“ (Lehre und Bündnisse 1:38.)[1]
Der „Leib ist ein Wagen der Liebe.“[2] Während ich also Füße habe, um zum Notleidenden zu eilen, Augen, um die Not zu erkennen, Hände, um meinem Nächsten zu dienen, einen Mund, um Worte der Wahrheit in Liebe und Ermutigung zu sprechen, so habe ich auch Ohren, um nicht nur den wunderbaren Klängen dieser Welt lauschen zu dürfen, sondern auch, um meinem Mitmenschen nah zu sein, indem ich ihm zuhöre. [2] Wenn mein Mitmensch spricht, höre ich ihm dann zu? Möchte ich ihn dann kennenlernen? Seine Position oder Sicht auf die Dinge verstehen? Oder stecke ich ihn vorschnell in eine Schublade? Tun wir das letztere, dann verbauen wir uns die Möglichkeit, von ihm zu lernen, unseren Erkenntnishorizont zu erweitern, die Wahrheit der Dinge allmählich besser zu erkennen. Wenn wir ihm dann auch noch das Wort abschneiden, weil wir meinen, wir wüssten alles besser und könnten ihm helfen, dann helfen wir ihm nicht. Wie kann ich jemanden helfen, der sich vielleicht verirrt hat, wenn ich ihm nicht erzählen lasse, welchen Weg dieser Mensch eingeschlagen hat und wo er/sie sich gerade befindet?
Vielleicht bin ich es ja auch, der irrt, und ich erkenne es nicht? Jesu Analogie vom Balken im eigenen Auge und Splitter im Auge des Anderen passt auch hier. Er spricht:
„Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?
Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen! - und dabei steckt in deinem Auge ein Balken?“ (BI, Matthäus 7:3f.)[3]Was sollen wir da machen? Jesus empfiehlt:
„Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, dann kannst du versuchen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen.“ (BI, Matthäus 7:5.)Lassen Sie mich Ihnen den folgenden Rat und die folgende Begebenheit von Elder Russell M. Nelson aus der Frühjahrsgeneralkonferenz 1991 weitergeben:
„Mann und Frau, lernt zuzuhören, und hört zu, um voneinander zu lernen. Ich mußte schmunzeln, als ich in E[l]der F. Burton Howards Biographie von Marion G. Romney folgendes las: ‚Die humorvolle Liebe zu seiner Frau Ida kam auf vielfache Weise zum Ausdruck. So hat er fröhlich von ihrer Taubheit erzählt. 'Ich bin einmal zum Arzt gegangen, weil sie nicht mehr gut hören konnte', sagte er. 'Der Arzt wollte wissen, wie schlimm es stand, und ich sagte ihm, das könne ich nicht beurteilen. Da meinte er, ich solle nach Hause gehen und einen Test machen. Dazu sollte ich in ein weiter entferntes Zimmer gehen und mit ihr reden. Dann sollte ich immer näher kommen, bis sie mich schließlich hören konnte. Ich machte es genauso, wie der Arzt mir geraten hatte, und sprach sie vom Schlafzimmer aus an, während sie in der Küche war. Keine Antwort. Ich ging näher und sagte wieder etwas - keine Antwort. Da stellte ich mich in die Küchentür und sagte: ‚Ida, kannst du mich hören?‘ Und sie antwortete: ‚Was ist los, Marion? Ich habe dir doch schon dreimal geantwortet.‘'‘“ (Der Stern, Juli 1991, S. 23.)[4]In dieser Ansprache, fordert Elder Nelson uns auf, zu lernen, allen Menschen zuzuhören, um von ihnen zu lernen.
Wenn wir davon sprechen, wem wir zuhören sollen, um zu lernen, dann dürfen wir nicht vergessen,
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| Bildquelle: LDS Media Library.* |
An Joseph Smith erging dazu folgendes Gotteswort:
„Was ich, der Herr, gesagt habe, das habe ich gesagt, und ich entschuldige mich nicht; und mögen auch die Himmel und die Erde vergehen, mein Wort wird nicht vergehen, sondern wird sich gänzlich erfüllen, sei es durch meine eigene Stimme oder durch die Stimme meiner Knechte, das ist dasselbe.“ (Lehre und Bündnisse 1:38.)Elder Nelson lehrte:
„Mitglieder, lernen Sie, den Führern der Kirche zuzuhören, und hören Sie zu, um von ihnen zu lernen. Ein treues Mitglied liebt den Herrn und ehrt seine Knechte; es glaubt der Erklärung des Herrn, der gesagt hat: ‚Sei es durch meine eigene Stimme oder durch die Stimme meiner Knechte, das ist dasselbe.‘ (LuB 1:38.)“ (Der Stern, Juli 1991, S. 24.)[4]Wenn wir dem Herrn zuhören, dann können wir nicht anders als gehorchen. Es ist interessant, dass in der hebräischen und in der deutschen Sprache das Wort „Hören“ mit „Gehorchen“ gleichgestellt wird.[5] Der Herr hat durch den Propheten Jesaja verheißen:
„Neigt euer Ohr mir zu und kommt zu mir, hört, dann werdet ihr leben.“ (BI, Jesaja 55:3.)Dieses Leben ist nichts anderes, als das Ewige Leben.
Zum Schluss möchte ich noch einmal Elder Nelson zitieren, der auf so wunderbare Weise die Beziehung zwischen Dem-Mitmenschen-Zuhöhren und Gottes Wege, uns zu belehren, zusammengefasst hat:
„Sie werden gesegnet, wenn Sie lernen zuzuhören und dann zuhören, um zu lernen - von Ihren Kindern und Ihren Eltern, Ihrem Ehepartner, Ihren Nachbarn und den Führern der Kirche - und bei alledem lernen Sie immer besser, den Rat aus der Höhe zu hören.“ (Der Stern, Juli 1991, S. 24.)[4]Es ist mein Gebet, dass wir Gottes allgegenwärtige Stimme erkennen, damit wir wissen können, wie wir den Balken aus unserem Auge kriegen, damit wir wissen, wie wir den Nächsten wirklich ermutigen können, und damit in unserem Herzen der Wunsch erwächst, Gott noch aufrichtiger zu gehorchen, um am Ende die Schwerkraft des Widersachers zu überwinden durch den geistigen Auftrieb, der uns zum Himmel aufschwingen lässt.[6]
Im Namen Jesu Christi. Amen.
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Quellen
[1] Lehre und Bündnisse der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Offenbarungen enthaltend, die Joseph Smith, dem Propheten, gegeben wurden, nebst einigen Hinzufügungen seiner Nachfolger in der Präsidentschaft der Kirche. o. J. o. O.: Intellectual Reserve, Inc. www.lds.org/?lang=deu > Schriften und Studium > Heilige Schriften > Lehre und Bündnisse > Lehre und Bündnisse. https://www.lds.org/scriptures/dc-testament/dc?lang=deu, 2017-07-15.
[2] Phil Bosmans. Aus: Licht auf unserem Weg. Inspirierende Gedanken von Phil Bosmans, Anselm Grün, Andrea Schwarz, Christa Spilling-Nöker, Pierre Stutz, C+P Herder Audio, 2011 Freiburg im Breisgau: Herder GmbH, CD-Track-Nr. 6. Nachfolgend abgekürzt: Phil Bosmans, CD-Track-Nr. 6.
[3] Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, 1980 Stuttgart: Katholische Bibelanstalt. Aus: BibleSerfer, 2017 ERF Medien in Kooperation mit der Deutschen Bibelgesellschaft, der Stiftung Christliche Medien, der Genfer Bibelgesellschaft, dem Katholisches Bibelwerk, Biblica, Crossway, TWR und ERF Medien Schweiz. http://www.bibleserver.com/start, 2017-07-15. Alle weiteren Verse aus der Bibel [abgekürzt: BI] sind von der gleichen Übersetzung und am selben Tag von der gleichen Quelle entnommen.
[4] Russell M. Nelson: Zuhören, um zu lernen, in: Frührjahrsgeneralkonferenz 1991 der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Abgedruckt in: Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Hg.): Der Stern, Juli 1991, S. 22-24. https://archive.org/details/derstern11707ger, 2017-07-15, 22:40. Text entnommen aus: https://www.lds.org/liahona/1991/05/12?lang=deu, 2017-07-16, 07:00.
[5] Siehe auch: Russell M. Nelson: Zuhören, um zu lernen, in: Frührjahrsgeneralkonferenz 1991 der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Abgedruckt in: Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Hg.): Der Stern, Juli 1991, S. 22-24, S. 23. https://archive.org/details/derstern11707ger, 2017-07-15, 22:40. Text entnommen aus: https://www.lds.org/liahona/1991/05/12?lang=deu, 2017-07-16, 07:00.
[6] Dieter F. Uchtdorf: Das Gebet und der blaue Horizont, in: Liahona, Juni 2009. https://www.lds.org/liahona/2009/06/3?lang=deu, 2017-07-16, 07:46.
Sarah F. Adams: Näher, mein Gott, zu dir, aus: Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Hg.): Gesangbuch. 1996, 1996 o.O.: IRI, Nr. 61, Vers 4.
* Bildquelle: LDS Media Library. Intellectual Reserve, Inc. https://www.lds.org/media-library/images/youth-sunday-school-class-1191232?lang=eng, 2017-07-20, 12:13.
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