„Alte Wege öffnen keine neuen Türen.“[1]
„Freue ich mich, dass ich im nächsten Jahr eine weitere heilige Schrift erneut kennenlernen darf, in ihr forschen darf, damit ich mich erforschen kann? In welchen Charakteren und Situationen, die im Buch Mormon beschrieben sind, werde ich mich wiederfinden? Welche Lehren kann ich für mich ziehen? Welches Ziel setze ich mir für das neue Jahr, jeden Sonntag und jeden Abend?“
In dieser Weihnachtszeit musste ich an eine besondere Symbolik denken, die mir in den Jahren zuvor nie wirklich aufgefallen ist.
An Heiligabend gedenken wir Christus, der in die Dunkelheit der Menschen geboren wurde, dem in seiner Kindheit Geschenke von Gold für den König aller Könige, Weihrauch für den Priester über alle Priester, und Myrrhe für das einzigartige Sühnopfer, das er selbst ist, gemacht wurden – ja, diesem Christus gedenken wir, wir besingen ihn, und drücken mit unserem Gesang unsere Sehnsucht nach ihm aus, die Suche nach ihm in unserem Leben und unserem ewigen Dasein.
Eine Woche später wird traditionell Silvester gefeiert, wieder in der Nacht unseres Daseins, in welcher wir uns Ziele für das neue Jahr setzen.
Hier ist die Symbolik dieser beiden Feste, die mir aufgefallen ist: Erst suchen wir Jesus, den Christus, unseren Herrn und Gott „mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit [unserem] ganzen Denken“ (BI Matthäus 22:37)[2]. Nachdem wir mit Herz, Seele und Gedanken zu ihm gekommen sind, wir unsere alten, sündigen Wege abgelegt haben, setzen wir uns weitere Ziele und Maßnahmen für das neue Jahr, das mit Christus begonnen hat und in das wir eintreten dürfen.
 |
| "Alte Wege öffnen keine neuen Türen." - (Quelle: Screenshot YouTube: https://youtu.be/zeGC8lS20d8?t=201 (Stand: 03.01.2020)*) |
Im wiederhergestellten Evangelium müssen wir auch nicht auf Weihnachten und Silvester warten, um den Weg eines Jüngers zu gehen, der nach Christus sucht und seine alten, sündigen Pfade verlässt. Denn jeden Sonntag treten wir symbolisch an den Tisch des Herrn, um von seinen Symbolen nehmen zu können, sprich, jeden Sonntag können wir den Herrn suchen und vom Abendmahl nehmen. Des Weiteren treten wir jeden Abend vor dem Herrn, vor seine Krippe, indem wir zum Vater im Namen Christi beten, von unserem Tag Bericht geben, nicht weil Gott sonst nicht wüsste, wie unser Tag gewesen ist, sondern damit wir erkennen, was wir an diesem Tag gemacht haben und ob wir dem Gebot gehorsam gewesen sind, nämlich alles, mein Herz, meine Seele, meine Gedanken, meine Taten, Gott zu weihen, damit – wie Nephi es ausdrükte – „[unser] Handeln [uns] zum Wohlergehen [unserer] Seele gereiche.“ (BM 2 Nephi 32:9.)[3] In diesem abendlichen Gebet weihen wir uns erneut dem Herrn und kehren von dem um, was wir falsch getan haben oder versäumt haben zu tun. Wir tun das, was Alma seinem Sohn Helaman lehrte, als er sagte: „Berate dich mit dem Herrn in allem, was du tust, und er wird dich zum Guten lenken; ja, wenn du dich zur Nacht niederlegst, so lege dich nieder im Herrn“ (BM Alma 37:37)[4].
Wenn wir wieder von unserem Schlaf aufwachen, dann begegnen wir dem Herrn erneut im Gebet, indem wir das tun, was Alma seinem Sohn Helaman weiterhin lehrte: „[W]enn du dich morgens erhebst, so lass dein Herz von Dank erfüllt sein gegen Gott“ (BM Alma 37:37)[4].
Wenn wir dann dabei sind, unser Tagwerk zu verrichten, dann sollten wir stets ein Gebet im Herzen bewahren, so wie es Amulek – ein Neubekehrter der Kirche – lehrte: „Ja, und wenn ihr den Herrn nicht anruft, so lasst euer Herz voll sein, ständig im Gebet zu ihm hingezogen für euer Wohlergehen und auch für das Wohlergehen derer, die um euch sind.“ (BM Alma 34:27.)[5]
Dann wird die Verheißung wahr werden, die Alma seinem Sohn gab, als er sagte: „[U]nd wenn du das alles tust, wirst du am letzten Tag emporgehoben werden.“ (BM Alma 37:37.)[4]
Mit dem ersten Januar treten wir auch in ein neues Jahr mit Veränderungen für alle Mitglieder der Kirche weltweit und in diesem Zweig ein. Sind wir bereit dafür?
Wir haben die wunderbare Gelegenheit, einen weiteren Zeugen für Jesus Christus neu kennenzulernen, nämlich das Buch Mormon. Das Buch Mormon ist ein Eckstein unserer Religion, wofür wir oft den Stempel des Nicht-Christseins erhalten. In meinen Gesprächen mit Menschen während meiner Missionszeit aber auch in den Jahren danach und auch in diesem Jahr habe ich oft gehört, dass Christen nur die Bibel als heilige Schrift haben können. Sie schreckten regelrecht zurück, als sie erfuhren, dass ich auch an das Buch Mormon glaube. Manche versuchten mich zu überzeugen, dass ja schon die Bibel im letzten Buch berichtet, dass der Bibel nichts hinzugefügt werden darf. So lesen wir im Buch der Offenbarung des Johannes:
„Ich bezeuge jedem, der die prophetischen Worte dieses Buches hört: Wer etwas hinzufügt, dem wird Gott die Plagen zufügen, von denen in diesem Buch geschrieben steht.
Und wer etwas wegnimmt von den prophetischen Worten dieses Buches, dem wird Gott seinen Anteil am Baum des Lebens und an der heiligen Stadt wegnehmen, von denen in diesem Buch geschrieben steht.“ (BI Offenbarung 22:18-19.)[6]
Die Verfechter der Es-gibt-nur-eine-Bibel handelten aus guten Absichten, verstanden aber nicht, dass der Vers sich auf das Buch der Offenbarung selbst bezieht. Natürlich soll dem ursprünglichen Buch der Offenbarung nichts hinzugefügt oder weggenommen werden. Das gleiche schrieb auch Mose in seinem letzten Buch:
„Und nun, Israel, hör auf die Gesetze und Rechtsentscheide, die ich euch zu halten lehre! Hört und ihr werdet leben, ihr werdet in das Land, das der HERR, der Gott eurer Väter, euch gibt, hineinziehen und es in Besitz nehmen.
Ihr sollt dem Wortlaut dessen, worauf ich euch verpflichte, nichts hinzufügen und nichts davon wegnehmen; ihr sollt die Gebote des HERRN, eures Gottes, bewahren, auf die ich euch verpflichte.“ (BI 5 Mose 4:1-2.)[7]
So stellt sich die Frage, ob nicht jedes Reden von Christus und seiner Schrift und jede Offenbarung, jedes prophetische Reden, welches jedem Jünger Christi zusteht, der ein Zeugnis von Christus hat (siehe BI Offenbarung 19:10)[8], nicht weitere Worte hinzufügt? Das Verbot des Wegnehmens und Hinzufügens bezieht sich immer auf das jeweilige ursprüngliche Buch in der Bibel. Wir schreiben weder das ursprüngliche Buch Mose noch das Buch der Offenbarung neu. Sondern geben Zeugnis, vom ursprünglichen Wort Gottes und schreiben es nieder, wie Jesaja in seinem Buch, wie Markus in seinem Evangelium, wie Johannes selbst, der seine Briefe erst nach seinem Buch der Offenbarung geschrieben hat, wie Nephi, der einen eigenen Bericht angefertigt hat, wie Mormon, der eine Abschrift anfertigte, wie Moroni, der Nephis Bericht hinzufügte und eigene Worte niederschrieb. Hat Gott denn nach Mose aufgehört zu sprechen? Oder hat er aufgehört nach Johannes Buch der Offenbarung zu sprechen?
Lee Martin McDonald, ein protestantischer Gelehrter, hat sich die Frage gestellt, die wir als Heilige der Letzten Tage uns auch stellen:
„Mit welcher biblischen oder historischen Begründung ist die Inspiration Gottes auf die Schriftstücke beschränkt worden, die die Kirche heute ihre Bibel nennt? [...] [W]enn der Heilige Geist nur die Schriftstücke des ersten Jahrhunderts inspiriert hat, bedeutet dies, dass derselbe Geist heutzutage sich in der Kirche nicht mehr über Angelegenheiten von großer Tragweite äußert ...?“ (McDonald 2007: S. 254-256.)[9]
Manche Menschen fühlen sich beleidigt, weil es neben ihrer Bibel ein Buch gibt, welches behauptet, ein weiterer Zeuge von Christus zu sein: Das Buch Mormon. Waren die ersten Christen beleidigt, als neben Markus auch Matthäus, Lukas und Johannes ihre Sicht auf das Wirken des Erretters schriftlich festhielten? Oder freuten Sie sich, dass mehr vom Wort Gottes, von den Zeugnissen der Jünger festgehalten wurde?
Und schließlich können wir uns fragen: Freue ich mich, dass ich im nächsten Jahr eine weitere heilige Schrift erneut kennenlernen darf, in ihr forschen darf, damit ich mich erforschen kann? In welchen Charakteren und Situationen, die im Buch Mormon beschrieben sind, werde ich mich wiederfinden? Welche Lehren kann ich für mich ziehen? Welches Ziel setze ich mir für das neue Jahr, jeden Sonntag und jeden Abend?
Weshalb werde ich im Evangelium lernen und lehren? Werde ich es zulassen, dass ich durch die Worte des Buches Mormon zu einer neuen Schöpfung werde (siehe BI 2 Korinther 5:17)[10]? Vertrauen wir dem Vater im Himmel und Jesus Christus, indem wir zulassen, dass sie unser Herz, unsere Sichtweise, unser Handeln und unser ganzes Wesen verändern! (Buch Mormon 2020. Komm und folge mir nach! - Für den Einzelnen und die Familie. S. v.)[11]
„Das Evangelium so zu lernen, dass es unseren Glauben stärkt und zum Wunder der Bekehrung führt, ist keine einmalige Sache. Es reicht weit über den Klassenraum hinaus und findet im Herzen und im Zuhause des Einzelnen statt. Das Evangelium zu verstehen und zu leben erfordert ständig, täglich Anstrengung. Wahre Bekehrung erfordert den Einfluss des Heiligen Geistes.“ (Buch Mormon 2020. Komm und folge mir nach! - Für den Einzelnen und die Familie. S. v.)[11]
Ich gebe ihnen mein Zeugnis, dass das Buch Mormon das Wort Gottes ist, ein weiterer Zeuge für Jesus Christus, dass wir uns über diesen Zeugen freuen dürfen, dass dieser Zeuge die Bibel bestätigt und uns die wahre Lehre Christi vor Augen führt. Es wird unser Zeugnis stärken, und unsere Bekehrung wird tiefgründiger, wenn wir es lesen, lernen, leben und lehren.
Im Namen Jesu Christi. Amen.
Quellen:
[1] https://www.tagesrandbemerkung.at/2018/06/09/old-ways-wont-open-new-doors/# (Stand: 27.12.2019).
[2] BI Matthäus 22:37 „Er antwortete ihm: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit deinem ganzen Denken.“
(Katholische Bibelanstalt (Hg.) (2016): Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, vollständig durchgesehene und überarbeitete Ausgabe. Stuttgart: Eigenverlag. Verfügbar unter: https://www.bibleserver.com/ (Stand: 27.12.2019). Alle weiteren Verse aus der Bibel (abgekürzt: BI) wurden von der selben Übersetzung und Quelle am selben Tag entnommen.)
[3] BM 2 Nephi 32:9 „Aber siehe, ich sage euch, dass ihr immer beten müsst und nicht ermatten dürft; dass ihr vor dem Herrn nichts tun dürft, ohne dass ihr zuallererst im Namen Christi zum Vater betet, dass er dein Handeln dir weihe, damit dein Handeln dir zum Wohlergehen deiner Seele gereiche.“
(Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Hg.) (2019): Das Buch Mormon. Ein weiterer Zeuge für Jesus Christus. Salt Lake City: IRI. Erste englische Ausgabe veröffentlicht in Palmyra New York 1830. Ursprünglich von Josph Smith Jn. ins Englische übersetzt. Verfügbar unter: https://www.churchofjesuschrist.org/study/scriptures/bofm/title-page?lang=deu (Stand: 27.12.2019). Alle weiteren Verse aus dem Buch Mormon (abgekürzt: BM) wurden von der selben Übersetzung und Quelle von am selben Tag entnommen.)
[4] BM Alma 37:37 „Berate dich mit dem Herrn in allem, was du tust, und er wird dich zum Guten lenken; ja, wenn du dich zur Nacht niederlegst, so lege dich nieder im Herrn, damit er in deinem Schlaf über dich wache; und wenn du dich morgens erhebst, so lass dein Herz von Dank erfüllt sein gegen Gott; und wenn du das alles tust, wirst du am letzten Tag emporgehoben werden.“
[5] BM Alma 34:27 „Ja, und wenn ihr den Herrn nicht anruft, so lasst euer Herz voll sein, ständig im Gebet zu ihm hingezogen für euer Wohlergehen und auch für das Wohlergehen derer, die um euch sind.“
[6] BI Offenbarung 22:18-19 „Ich bezeuge jedem, der die prophetischen Worte dieses Buches hört: Wer etwas hinzufügt, dem wird Gott die Plagen zufügen, von denen in diesem Buch geschrieben steht.
Und wer etwas wegnimmt von den prophetischen Worten dieses Buches, dem wird Gott seinen Anteil am Baum des Lebens und an der heiligen Stadt wegnehmen, von denen in diesem Buch geschrieben steht.“
[7] BI 5 Mose 4:1-2 „Und nun, Israel, hör auf die Gesetze und Rechtsentscheide, die ich euch zu halten lehre! Hört und ihr werdet leben, ihr werdet in das Land, das der HERR, der Gott eurer Väter, euch gibt, hineinziehen und es in Besitz nehmen.
Ihr sollt dem Wortlaut dessen, worauf ich euch verpflichte, nichts hinzufügen und nichts davon wegnehmen; ihr sollt die Gebote des HERRN, eures Gottes, bewahren, auf die ich euch verpflichte.“
[8] BI Offenbarung 19:10 „Und ich fiel ihm zu Füßen, um ihn anzubeten. Er aber sagte zu mir: Tu das nicht! Ich bin ein Mitknecht wie du und deine Brüder, die das Zeugnis Jesu festhalten. Gott bete an! Das Zeugnis Jesu ist der Geist prophetischer Rede.“
[9] McDonald, Lee Martin (2007): The Biblical Canon: Its Origin, Transmission, and Authority. Grand Rapids: Baker Academic, S. 254-256. Zitiert aus: Paulsen, David L. / Boyd, Hal R. (2017): Are Christians Mormon? London / New York: Routledge Taylor & Francis, S. 15. Verfügbar unter: https://www.amazon.com/-/de/Are-Christians-Mormon-David-Paulsen-ebook-dp-B071YYX921/dp/B071YYX921/ref=mt_kindle?_encoding=UTF8&me=&qid= (Stand: 28.12.2019) (Kindle-Version). Deutsche Übersetzung mit korrigierter Zitierung nach APA entnommen aus: Holland, Jeffrey R.: „Meine Worte ... hören nie auf“. In: Generalkonferenz der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, April 2008. https://www.churchofjesuschrist.org/study/general-conference/2008/04/my-words-never-cease?lang=deu (Stand: 28.12.2019).
[10] BI 2 Korinther 5:17 „Wenn also jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung: Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“
[11] Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Hg.) (2019): Buch Mormon 2020. Komm und folge mir nach! - Für den Einzelnen und die Familie. Das Evangelium Jesu Christi leben, lernen und lehren. Salt Lake City: IRI, S. v. Verfügbar unter: https://media.ldscdn.org/pdf/manuals/come-follow-me-for-individuals-and-families-book-of-mormon-2020/individuals-and-families-book-of-mormon-2020-deu.pdf?lang=eng (Stand: 28.12.2019).
* Ausschnitt aus dem offiziellen Video „Go and Do: 2020 Youth Theme (feat. David Archuleta) — Official Music Video“ der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Zeit: 3m21s. https://youtu.be/zeGC8lS20d8?t=201 (Stand: 03.01.2020).
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen