Donnerstag, 5. Dezember 2013

Gemeindeleben nach der Taufe



Pr. Dieter F. Uchtdorf:
Um es geradeheraus zu sagen: Es ist auch schon vorgekommen, dass Mitglieder oder Führer der Kirche schlicht und einfach Fehler gemacht haben. Es mag etwas gesagt worden oder geschehen sein, was unseren Wertvorstellungen und Grundsätzen oder unserer Lehre nicht gerecht wurde.
Ich glaube, die Kirche ist erst dann vollkommen, wenn sie von vollkommenen Wesen geleitet wird. Gott ist vollkommen und seine Lehre ist rein. Er aber arbeitet mit uns – seinen unvollkommenen Kindern – und unvollkommene Menschen machen nun einmal Fehler.
[…] So ist es immer gewesen und so wird es immer sein bis zum vollkommenen Tag, an dem Christus persönlich auf der Erde regieren wird.
[…] [A]ll dies tut der ewigen Wahrheit des wiederhergestellten Evangeliums, wie sie in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage zu finden ist, keinen Abbruch und wirft keinen Schatten auf sie.
[…] Dies ist die Kirche Jesu Christi. Gott wird es nicht zulassen, dass seine Kirche von ihrem vorgegebenen Kurs abweicht oder ihre göttliche Bestimmung nicht erfüllt.“[1]




Bildquelle:
LDS Media Library. IRI.[*]
Hier ist, wie versprochen, ein Eintrag über mein Leben nach der Taufe in die Kirche Jesu Christi der Heiligen
der Letzten Tage. Dieser Eintrag bezieht sich ganz speziell auf das Leben als Mitglied in der Kirche und auf die drei Phasen meiner Inaktivität.

Vielleicht sollte ich hier den Begriff der Inaktivität erklären. In der Kirche sprechen wir von aktiven und inaktiven bzw. weniger aktiven Mitgliedern. Ein aktives Mitglied ist eines, das regelmäßig zur Kirche kommt und idealerweise eine Berufung bzw. Aufgabe hat, die es auch erfüllt. Ein inaktives Mitglied bzw. ein weniger aktives kommt nicht regelmäßig zur Kirche und hat dadurch auch keine Aufgabe bzw. Berufung in der Gemeinde.



1. Phase
Ich war nach meiner Taufe recht aktiv. Ich begleitete den Gesang der Mitglieder am Klavier, hatte also eine Aufgabe und kam regelmäßig zum Gottesdienst, und später auch zu den weiteren Versammlungen, sprich Sonntagsschule und Ältestenkollegiumsklasse. Ich besuchte auch zeitweise das Seminar. Das ist eine Art Religionsunterricht zu bestimmten Themen oder Schriften. Ich fand die Zeit im Seminarunterricht sehr schön. In dieser Zeit habe ich viel aus dem Buch Mormon gelernt. Ich glaube kaum, dass mein damaliger Lehrer weiß, wie viel ich ihm zu verdanken habe. Die Aufgabe eines Lehrers ist eine große.

In dieser Zeit habe ich auch Tagebuch geschrieben. Wann immer ich darein schaue, bin ich erstaunt, was ich damals alles getan bzw. auch nicht getan habe. Ich habe nicht täglich in den Schriften gelesen. Es gab immer wieder Tage, an denen ich mich geistlich nicht so gut fühlte, wo ich den Geist Gottes nicht so stark verspürt habe. Das waren die Tage, an denen ich auch nicht in den Schriften las.

Etwa ein Jahr nach meiner Taufe, hatte meine Mutter gewisse Probleme mit ein paar Punkten der HLT-Lehre und der Geschichte der HLT-Kirche. Eines Abends traf sie sich mit einer Glaubensschwester, die zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zur Kirche kam. Diese erzählte ihr, dass die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ihre Mitglieder überwache. Sie erzählte ihr, dass Missionare die Termine mit Untersuchern und Mitglieder heimlich auf Band mitschneiden und dass sie heimlich Wanzen und Mikrokameras in den Wohnungen der Mitglieder installieren. (Es hatte sich später herausgestellt, dass es wohl ein paar Missionare damals gab, die heimlich die Besuche auf Tonband aufgenommen haben. Eine Anordnung der Kirche war das aber nicht. Ganz im Gegenteil.) Meine Mutter war schon nicht mehr so fest in der Lehre der Kirche. Und da kam solch ein Gerücht zum ungünstigsten Zeitpunkt. Am selben Abend nach dem Gespräch sagte mir meine Mutter, dass ich nicht mehr zu dieser 'Kirche' zu gehen habe. Ich wusste nicht, was ich mit diesen Gerüchten anfangen sollte. Aber weil ich auf meine Mutter hören wollte, ging ich nicht mehr zur Kirche. An diesem Abend wurde unsere Familie inaktiv.

Ich weiß nicht mehr, wie viele Wochen oder Monate verstrichen sind, bis ich entgegen dem Willen meiner Familie wieder zur Kirche gegangen bin, aber es muss schon eine lange Zeit gewesen sein. In diesen Wochen habe ich mich aber nicht von Gott fern gefühlt. Zwar bin ich nicht am Sonntag in der Kirche gewesen, aber ich betete trotzdem jeden Abend und las recht regelmäßig in den Schriften. Trotz all der Gerüchte konnte ich dieses Gefühl, diese Stimme, nicht vergessen, die zu mir an jenem Abend sprach, an dem ich mich entschied, mich taufen zu lassen. Das Zeugnis, das ich an jenem Abend erhielt, konnte ich nicht vergessen. Ich sehnte mich nach dem Gottesdienst.

So ging ich eines Sonntags außer Haus, um wieder zurück in die Kirche zu gehen. Als ich gerade dabei war, die Wohnung zu verlassen, bezeichnete mich einer meiner Brüder als schwarzes Schaf. Und dies sollte ich auch für viele Jahre bleiben. Ich war einerseits so glücklich, wieder in der Kirche zu sein, vom Abendmahl zu nehmen und in der Lehre erbaut zu werden. Es war wirklich schön, dass ich an diesem Sonntagmorgen, an dem ich wieder zurück zur Kirche fand, herzlich aufgenommen wurde – immerhin hatte ich auch Angst, weil ich nicht wusste, ob die Mitglieder mich wieder aufnehmen würden. Es gab kein Wort der Kritik. Sondern Worte der Liebe und Zuneigung, Worte der Freude. Ich fühlte mich wohl in der Gemeinschaft der Heiligen. Aber andererseits hatte ich durch meine Rückkehr zur Kirche einen schlechten Stand in meiner Familie. Von diesem Morgen an war ich in den Augen meiner Familie das schwarze Schaf, ein Fanatiker.



2. Phase
So lebte ich mein Leben weiter, absolvierte ein Freiwilliges Ökologisches Jahr und ging danach aufs Gymnasium, um mein Abitur zu machen. In dieser Zeit war die Gemeinde eine Art Ersatzfamilie. In der Gemeinde fand ich den Rückhalt, um im Glauben auszuhaaren. Als ich in der 12. Klasse am Gymnasium war, habe ich mich mehr und mehr für die Geschichte der Kirche und für den Tempel interessiert. Bald las ich verschiedene Bücher über die Mormonen: Einige Veröffentlichungen der Kirche, aber viel mehr Literatur von ehemaligen Mitgliedern der Kirche. Ich suchte im Internet nach Mormonenliteratur, fand aber hauptsächlich Berichte von ehemaligen Mitgliedern, die nichts Gutes über die Kirche zu sagen hatten.

Ich weiß nicht, was an diesen Berichten wahr, und was falsch war. Ich kann mir gut vorstellen, dass es örtliche Kirchenführer gab, die ihrer Aufgabe nicht gerecht wurden, wodurch Mitglieder sich von der Kirche entfernten. Aber diese Berichte haben mir damals nicht gut getan. (Oder haben sie mir doch gut getan?) Diese Phase bezeichne ich als zweite Inaktivität. Ich bin zwar noch regelmäßig zum Gottesdienst und zu den anderen Versammlungen und Aktivitäten der Kirche gegangen, aber in meinem Inneren war ich inaktiv. Ich zweifelte stark an der Wahrhaftigkeit der Kirche. Vor allem, als ich erfuhr, dass es in der Geschichte der Kirche einen Zeitpunkt gab, an dem die Vielehe (genauer: die Polygynie) gelebt wurde. Und als ich dann in einem Buch von der evangelischen Kirche las, wie die Begabungszeremonien im Tempel geschehen und dass es ein Ankleiden des Heiligen Garments gibt, welches danach immer unter der normalen Kleidung getragen werden muss, dachte ich wirklich, dass ich Mitglied einer Sekte geworden bin.

Hier sollte ich kurz erklären, was eine Begabungszeremonie und was ein Garment ist.

'Begabung' ist das deutsche Wort für den englischen Begriff 'Endowment'. Aufgrund der sprachlichen und inhaltlichen Nähe zum griechischen Wort 'enduein' wird heutzutage anstelle des deutschen Begriffs 'Begabung' der englische verwendet. „Ein Endowment ist im Allgemeinen eine Gabe, aber im engeren Sinn ist es eine Art Vortragsreihe bestehend aus Unterweisungen, Verordnungen und Bündnissen, die einzig in geweihten Tempeln der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage erteilt werden. Das Wort ''ausstatten'' (griech. enduein), wie im Alten Testament gebraucht, bedeutet anziehen, einkleiden, ein Gewand anlegen, Kennzeichen annehmen oder Tugendhaftigkeit empfangen.“[2] Die Begabungszeremonie bzw. das Endowment besteht aus vier Aspekten:
(I) Eine zeremonielle Waschung, Salbung und Ankleidung des Tempelkleids (Garment).
(II) Eine Unterweisung über den Plan Gottes: Hier wird anhand der Geschichte der Schöpfung der Welt, der Schöpfung von Adam und Eva, dem Fall von Adam und Eva, deren Verfluchung und deren Empfang von den Lehren Gottes und gewisser heiligen Handlungen die gegenwärtige Situation des Menschen und seinen Ausweg daraus symbolisch dargestellt.
(III) Werden heilige Handlungen vollzogen, die schon Adam und Eva erhielten. Diese heiligen Handlungen sind für die Errettung notwendig. Sie umfassen durch „Bündnis und Versprechen das Gesetz strikter Tugend und Keuschheit zu befolgen; mildtätig, gütig, tolerant und rein zu sein; Talente und materielle Mittel der Ausbreitung von Wahrheit und der Erhebung der Menschheit zu widmen; die Hingabe für die Sache der Wahrheit aufrechtzuerhalten; und in jeglicher Hinsicht danach zu streben, zu der großen Vorbereitung beizutragen, so dass die Erde darauf vorbereitet werden wird ... Jesus Christus zu empfangen“[3].
(IV) Der Tempel und diese Zeremonien sind auch dazu da, die Gegenwart Gottes wahrzunehmen. „Durch das Tempelendowment kann man nach ''einer Fülle des Heiligen Geistes'' streben (LuB 109: 15). Tempelverordnungen werden als ein Mittel betrachtet, um Inspiration und Anleitung durch den Heiligen Geist zu empfangen und um sich darauf vorzubereiten in die Gegenwart Gottes zurückzukehren.“[2] [2]

Der aus dem Englischen stammende Begriff 'Garment' heißt auf deutsch 'Stoff' oder 'Kleid' im Sinne von 'Kleidung'. „Der Begriff Garment hat für die Mitglieder der Kirche Jesu Christi eine ganz besondere Bedeutung. […] Nachdem die Mitglieder rechtschaffene Bündnisse geschlossen haben [d.h. das Endowment empfangen haben], tragen sie das Garment ihr ganzes Leben lang rund um die Uhr unter ihrer normalen Kleidung, damit sie dadurch u.a. an die heiligen Bündnisse, die sie mit Gott geschlossen haben, erinnert werden. Das weiße Garment symbolisiert Reinheit und hilft dem Träger dabei, anständige Kleidung auszuwählen und Respekt vor den Eigenschaften Gottes zu empfinden. Wenn man das Garment heilig hält, kann es auch als Symbol für die Rüstung Gottes, wie sie von Paulus beschrieben wurde, angesehen werden (Eph. 6:13; vgl. LuB 27:15). Es ist ein äußeres Zeichen als Ausdruck einer inneren Verpflichtung und symbolisiert die christusähnlichen Eigenschaften, die man während seines Lebens erwerben soll. Auf den Garments befinden sich mehrere einfache Zeichen, die auf die Evangeliumsgrundsätze Gehorsamkeit, Wahrheit, Leben und Nachfolge Christi hinweisen sollen. […] In einer messianischen Schriftstelle verkündete Jesaja: 'Von Herzen will ich mich freuen über den Herrn. / Meine Seele soll jubeln über meinen Gott. / Denn er kleidet mich in Gewänder des Heils, / er hüllt mich in den Mantel der Gerechtigkeit' (Isa. 61:10).“[4]

Die Worte und Roben der Begabungszeremonie schienen mir komisch. Und dann noch das Garment. Wie konnte es sein, dass eine Kirche den begabten Mitgliedern (d.h. die Mitglieder, die die Begabung im Tempel empfangen haben) vorschreibt, welche Unterwäsche sie zu tragen haben? Was ich damals nicht verstand ist, dass das Konsumieren von Literatur, die sich gegen die HLT-Kirche ausspricht, meist nicht objektiv ist. Solche Literatur befasst sich nicht mit der Theologie der HLT-Kirche, sie versucht nicht die Lehre der Kirche in ihrem eigenen theologischen Kontext zu verstehen, sondern die Lehren und Praktiken der Kirche durch Polemik zu diffamieren oder auf Grundlage anderer Theologien zu bewerten, wodurch es nicht selten zu Missverständnissen und Fehldarstellungen kommt.

Nach vielen Monaten des Zweifelns und Lesens fand ich eines Tages einen Blogeintrag von einem ehemaligen Mitglied der Kirche, der, obwohl er nicht mehr zur HLT-Kirche ging, nicht leugnen konnte, dass das Buch Mormon von Gott stammt. Sein Zeugnis vom Buch Mormon war unverrückbar. Er gab auf seinem Blog ein machtvolles Zeugnis von dessen Göttlichkeit. Seine Worte trafen mich mitten ins Herz und ich wurde an meine heiligen Erlebnisse mit Gott erinnert.

Ich erkannte auch, dass viele Anti-Mormonen-Websites sich teilweise widersprachen. Und letztlich habe ich erkannt, dass die Wahrheit oder Falschheit des Buches Mormon nur durch Gott offenbart werden konnte. Alle Religionen, Glaubensgemeinschaften und Philosophien unterscheiden sich untereinander. Daher kann nur Gott über die Wahrheit oder Falschheit eines Glaubens oder einer Ansicht urteilen. Wenn also das Buch Mormon wirklich von Gott kommt und die HLT-Kirche mit all ihren religiösen Lehren und Praktiken die einzig wahre Kirche in den Augen Gottes ist, dann müsste er mir ja antworten. Und oh Wunder, er hatte mir ja schon in der Vergangenheit geantwortet. Und er hatte mir auch in dieser Zeit des Zweifelns immer und immer wieder Antworten gegeben.

Diese Zeit des Zweifelns brachte etwas Gutes mit sich, denn ich erkannte, was es heißt zu glauben: „Glaube heißt nicht, daß man eine vollkommene Kenntnis von etwas hat; wenn [man] darum Glauben [hat], so hofft [man] auf etwas, was man nicht sieht, was aber wahr ist.“ (Buch Mormon, Alma 32:21.)[5] Ist der Glaube also nun blind? Nein! Der Glaube ist eine Hoffnung auf etwas, das man nicht vollständig versteht. Dieses Etwas ist aber wahr. Man weiß um diese Wahrheit. Da man aber nicht alle Werke Gottes versteht, sind wir auf Glauben angewiesen.



Einsam unter vielen
Als ich in der 13. Klasse des Gymnasiums war, gab es eine Zeit, in der ich mich nicht nur von meiner Familie, sondern auch von meiner Kirchgemeinde alleingelassen fühlte. Der ständige Streit meiner Eltern und das ungute Verhältnis zwischen mir und meiner Familie aufgrund meiner religiösen Überzeugung nagten an meine Psyche. Gerade in dieser Zeit hätte ich der Hilfe meiner Kirchgemeinde bedurft.

Zu diesem Zeitpunkt wurden mehrere Studenten von unserer Uni getauft und ein Jugendprogramm mit Religionsklassen und Aktivitäten gestartet. Ich verbrachte viel Zeit in der Gemeinde. Hier fühlte ich mich wohl, denn zu Hause gab es nur Streit und ungute Gefühle. Die Studenten liebten die englische Sprache und die amerikanische Kultur. So kam es dazu, dass bei einigen Aktivitäten auf Englisch gesprochen wurde. Ich wurde gefragt, ob mich das stören würde. Natürlich habe ich dies verneint. Ich wollte ja nicht stören. Ich sagte mir dann, dass es nur gut sein kann, meine Englischkenntnisse aufzubessern. Aber im Laufe der Zeit fühlte ich mich ausgeschlossen. Alle sprachen Englisch. Aber ich verstand vielleicht gerade mal ein Drittel von dem, was gesagt wurde. Ich gebe den verantwortlichen Jugendlichen keine Schuld. Diese Jugendlichen waren erst neu in der Kirche und unerfahren und zudem haben sie mich gefragt, aber ich war es, der nicht die Wahrheit gesagt hat. Dieses Alleinsein unter vielen Jugendlichen war eine schwere Last für mich. Gerade für mich Introvertierten und Schüchternen schien es unmöglich zu sagen, wie ich mich fühlte und was ich wollte. Stattdessen habe ich ein frohes Gesicht aufgesetzt. Was am Anfang wie ein Glas Wasser schien, wurde im Laufe der Zeit zu einem meergroßen Problem.[6]

Dieses Gefühl trug ich mit mir rum und keiner in der Gemeinde bemerkte, wie ich mich fühlte. Abgesehen von einer Schwester, die mir gut zuredete. Allein diese Geste hat mir gut getan. Durch ihre Worte hat sich meine Sicht geändert und ich fing an, meine Gedanken und Wünsche auszusprechen. Und die Jugendlichen und Missionare sprachen dann meistens Deutsch in meiner Gegenwart. In der Kirche läuft nicht immer alles so, wie es in den Richtlinien der Kirche vorgeschrieben steht.[7] Aber daraus habe ich gelernt, dass es wichtig ist, meine Bedenken zu äußern, anderen zu vergeben und meine Sicht zu ändern.



Freude am Lernen
Recht früh zu Anfang meiner Mitgliedschaft habe ich am wöchentlichen Seminarunterricht teilgenommen. Der Seminarunterricht ist ein Seminar zu den Heiligen Schriften[8] der HLT-Kirche für unter 18-jährige. Zu dieser Zeit haben wir das Buch Mormon durchgenommen. Es war wirklich eine schöne Zeit. Ich habe viel für mich aus diesem Seminar mitgenommen. Hier habe ich gelernt, was es heißt, an Gott zu glauben und gemäß dem Glauben zu leben. Die Zeit des Seminars war für meinen religiösen Lebensweg grundlegend. Aber wenn ich so darüber nachdenke, war das Seminar für mein ganzes Leben nach der Taufe grundlegend. Durch das Seminar habe ich auch gelernt, wie das Lesen in der Heiligen Schrift eigentlich aussehen muss. Lesen in der Schrift heißt eigentlich in der Schrift zu forschen, d.h. in die Tiefe der Bedeutungen von einzelnen Versen, Sätzen und Wörten zu gehen.
Am Sonntag besuchte ich die Sonntagsschule. Auch hier wurde über Themen aus den Schriften gesprochen. Ich mochte besonders einen Lehrer, der zu dieser Zeit Medizin studierte. Seine Einsichten halfen mir sehr.
Später als ich 18 wurde, besuchte ich die Kurse des Religionsinstituts. Diese sind das Pendant der Seminarkurse. Die Kurse des Religionsinstituts halfen mir nicht nur ein tieferes Verständnis für die HLT-Lehre zu erlangen, sondern sie halfen mir durch meine 2. Phase der Inaktivität. Der Lehrer, der damals den Seminarkurs und auch die Institutskurse belehrte, weiß vielleicht gar nicht, wie sehr er mir damals geholfen hatte. Ich bin ihm so dankbar. Wirklich! Lehrer sind in der Kirche Gottes so wichtig, denn „bei dem, was die Kirche tut, geht es im Grunde genommen um die Unterweisung der Mitglieder im Evangelium.“[9] „Niemand hat eine größere Verantwortung als jemand, der Gottes Kinder unterrichtet.“[10] Und er hat aus meiner Sicht, seine Verantwortung erfüllt.
Ich las viel im Buch 'Lehre und Bündnisse' und auch im alten Testament. Ich habe bei Weitem nicht alles verstanden. Ich las aber trotzdem weiter und fühlte den Geist Gottes, wann immer ich in den Büchern las. Zu den Seminarkursen und Kursen des Religionsinstituts gibt es auch Leitfäden zu den Heiligen Schriften, in denen ich auch besonders ab meinem 18. Lebensjahr gelesen habe. Ich liebte das Lesen so sehr, dass es zu meiner Hauptbeschäftigung wurde. (Und heute? Heute studiere ich Englisch, Philosophie und Geschichte auf Lehramt. Drei Fächer, in denen das Lesen die Haupttätigkeit ist.)



Missionszeit in Frankreich
Nach meinem Abitur ging ich für zwei Jahre nach Frankreich, um mit den Menschen auf der Straße und in deren Häusern über das Evangelium zu sprechen. Wir verbreiteten unsere besondere Botschaft, dass nämlich Gott heute durch seine Propheten spricht und durch diese Propheten die Urkirche Christi mit allen für die Erlösung der Menschheit notwendigen Lehren und Priestertumsvollmachten auf der Erde erneut gegründet hat. Noch bevor ich nach Frankreich ging, bin ich oft mit den Missionaren aus meiner Kirchgemeinde auf die Straße gegangen. Oft habe ich mit den Missionaren Menschen besucht und belehrt. In Frankreich war ich dann selbst ein Missionar und habe mit vielen Menschen gesprochen. Ich kannte die Sprache überhaupt nicht, aber im Laufe der Zeit habe ich sie erlernt. Als Missionar tut man nichts anderes als jeden Tag für zwei Jahre das Evangelium Jesu Christi in den Heiligen Schriften zu erforschen und es mit jedem auf der Straße zu teilen. Während dieser Zeit habe ich noch mehr über das Evangelium gelernt. Ich habe jeden Tag solch ein Maß an heiligem Geist gespürt, dass ich es kaum beschreiben kann. Jeden Tag traf ich auf Menschen, die Gott uns auf unsere Pfade gesetzt hat, damit diese vom Evangelium hören. Auf Mission habe ich einige Wunder erlebt. Manche sind zu heilig, als dass ich sie hier veröffentlichen würde. Auch gibt es zu viele Erlebnisse, um sie hier zu veröffentlichen. Daher soll ein Tagebuchausschnitt über ein prägendes Erlebnis von meiner Mission genügen.

„Bergerac, Mittwoch, den 07. November 2007.
Ich bin dankbar, ein Missionar der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage zu sein. […] Während meiner Mission habe ich viel über meinen Erlöser Jesus Christus gelernt. Ich habe erkannt, dass er im Mittelpunkt aller Botschaften, Theorien, Prinzipien und Lehren steht. Auch habe ich von Zeit zu Zeit seine Liebe in meinem Leben und im Leben derer, die wir als Missionare belehrt haben, verspürt.
Es gab einen Tag – ich glaube, es war Donnerstag, der 4. Oktober 2007 – an dem ich ein geistiges Erlebnis hatte, von dem ich viel gelernt habe, ja, ein Ereignis, das mich geprägt hat. […] Mein Mitarbeiter und ich haben versucht bei einigen Kontakten vorbeizuschauen. Aber wir hatten kein Glück. Und dann fing es auch noch zu regnen an. Als Missionar mochte ich den Regen nicht. Aber glücklicherweise hatten wir unsere Regenschirme dabei. Der Regen wurde jedoch immer stärker, und obwohl wir versucht haben, nicht nass zu werden, waren wir am Ende völlig durchnässt. Von allen Seiten kam der Regen und ich fühlte mich, als ob ich gerade eine Dusche oder auch ein Bad mit meinem Anzug und Schuhen genommen hätte. Und dann war es auch noch kalt. Aber wir waren auf dem Weg zu einem Termin im Freien mit einem Neubekehrten der Kirche. Es hat so stark geregnet, dass sogar die Straßen überflutet wurden. In solch einem Moment […] hätte ich eigentlich verärgert reagiert, jedoch empfand ich große Freude, wie ich sie nur in äußerst heiligen Momenten, in denen mein Herz sich wandelt, verspüre. Ich war glücklich, dieses kleine Leiden für den Herrn zu ertragen. Wir sind [schließlich] am Treffpunkt unseres Termins angekommen und sahen unseren Bruder James Thomas[11], der nicht nass geworden war. [Inzwischen hatte auch der Regen wieder aufgehört.] Ich dachte, dass er aufgrund des Regens nicht da sein würde, aber das Gegenteil war der Fall. [Wir hatten eine wunderbare Belehrung, obwohl mein Mitarbeiter und ich völlig durchnässt waren und der Wind kalt war.]
In unserer Mission haben wir [eine] Regel, die besagt, dass man selbst dann nicht zu Hause bleiben darf, wenn das Wetter nicht gut ist. Und so irrsinnig [diese Regel] auch klingen mag, war ich doch glücklich, diese Missionsregel in diesem Moment [auf diese Art und Weise] zu befolgen. [Natürlich sind wir nach dem Termin mit Bruder James Thomas nach Hause gegangen, haben uns umgezogen und sind dann wieder rausgegangen, um zu arbeiten.]
Im Alten Testament der Bibel lesen wir im Deuteronomium 10:12-13 'Nun, Israel, was fordert der Ewige, dein Gott von dir, als den Ewigen, deinen Gott, zu fürchten, um auf all seinen Wegen zu wandeln, und den Ewigen, deinen Gott, zu lieben und zu dienen, mit all deinem Herzen und all deiner Seele; die Gebote des Ewigen zu achten und auf seine Gesetze zu achten, die ich dir heute vorschreibe, damit du Freude habest?' (Louis-Segond-Übersetzung)[12] 'Damit du Freude habest', genau das habe ich verspürt. Weil ich die Missionsregel befolgte, wurde ich mit einem Gefühl des Glücks gesegnet. [Für dieses Erlebnis] liebe ich Gott … .
Und so wie die Apostel froh waren für den Namen Jesu mit Ruten geschlagen zu werden [oder sogar gesteinigt zu werden] und in seinem Namen auch Schmähung zu ertragen, war auch meine Freude voll[, als ich dieses kleine Leid ertragen durfte,] und ich erkannte, dass man durch aller Art Leid gehen muss (Apostelgeschichte 5:40-42). [Am Ende ist] die Herrlichkeit viel größer als das Leid. Daher müssen wir folgendes tun: Wir müssen bis ans Ende ausharren und die Freude Christi in unserem Leben verspüren. Dann kann uns nichts [überwinden].“



Nach meiner Mission
Am Ende meiner Mission bin ich zurück in meine Geburtsstadt gegangen. Da meine Familie gegen die Kirche war und mich nicht in meinem Lebensweg 'Kirche' und 'Mission' unterstützten, bin ich alleine nach Hause gegangen. Es gab kein 'Welcome home'. Dass ich wieder zu Hause war, war eben so. In dieser ersten Nacht zu Hause habe ich geweint. Geweint, weil ich zwar von meiner Familie umgeben war, aber sie doch so fern war. Und so vergingen die Monate. Zu meinem Bruder Andreas[11] hab ich nun keinerlei Kontakt mehr. Er möchte nichts mehr mit mir zu tun haben. In dieser Zeit habe ich auch mit der Ahnenforschung begonnen.

Die Ahnenforschung ist für Mormonen besonders deswegen wichtig, weil wir daran glauben, dass man mit der ganzen Großfamilie für immer zusammen sein kann. Dazu ist es wichtig, dass deren Namen ermittelt werden und stellvertretende Heilige Handlungen im Tempel vollzogen werden, die die Generationen miteinander und mit Gott binden.

Als nun mein anderer Bruder August[11] das mitbekommen hatte, hatte auch er jeglichen Kontakt mit mir abgebrochen. In der Zwischenzeit hat sich das Verhältnis zwischen ihm und mir zu einen Small-Talk-Verhältnis entwickelt.

Meine Schwester Lotti[11] ist die Einzige von meinen Geschwistern, die nicht komplett anti hinsichtlich der HLT-Kirche ist. Sie versteht mich wohl am ehesten. Sie sieht mich zwar noch als Fanatiker, aber nicht als herzlosen Fanatiker. Ich liebe meine Geschwister und meine Familie wirklich sehr. Aber manchmal ist es gerade die Familie, die jemanden vor eine Wahl stellt, die niemand haben möchte.

Manchmal stellt die Familie das eigene Familienmitglied vor die Wahl zwischen Kirche oder Familie. In meinem Fall war es so ähnlich. Ich bin zwar nicht aus der Familie ausgestoßen. Aber ich habe, seitdem ich zur Kirche zurückgefunden habe, keinen guten Stand und kein gutes Verhältnis mehr. Durch meine Mission ist das Verhältnis zu meiner Familie noch schlechter und teilweise sogar gebrochen worden. Es scheint so, als ob mein Kirchen- und Missionsglück einen Teil meiner Familie gekostet hat. Und hierin liegt die Ironie des Schicksals: Obwohl die Kirche (i) für den Erhalt der Familie ist, (ii) ihre Mitglieder auch auffordert, stets ein gutes Verhältnis zur Familie zu haben und (iii) die gesamte HLT-Theologie lehrt, dass die Familie ein ewiges und göttliches Prinzip ist, bewirkt das Evangelium manchmal genau das Gegenteil im Leben einzelner Menschen.

Christus hat „nicht ein[en] Gott der Unordnung, sondern ein[en] Gott des Friedens“ (1. Korinther 10:33, EinhÜ) verkündet und seine Anhänger aufgefordert, Frieden zu stiften (Matthäus 5:9 EinhÜ). Der Prophet Jesaja hatte Jesus Christus sogar als „Fürst des Friedens“ (Jesaja 9:5, EinhÜ) bezeichnet. Christus beschrieb seinen Frieden, den er uns gibt, jedoch folgendermaßen: „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht einen Frieden, wie die Welt ihn gibt, gebe ich euch.“ (Johannes 14:27, EinhÜ, Hervorhebung hinzugefügt.) Der Friede Christi ist nicht von dieser Welt. Vielleicht ist das der Grund, warum Christus an anderer Stelle sagte: „Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, um den Sohn mit seinem Vater zu entzweien und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter; und die Hausgenossen eines Menschen werden seine Feinde sein.“ (Matthäus 10:34-36, EinhÜ.) Ich habe erkannt, dass das von Jesus Christus kommende Evangelium des Friedens unweigerlich zum Kampf führt (Epheser 6:10-17, 13, 15, EinhÜ). Dieser muss nicht immer mit anderen Menschen oder der eigenen Familie ausgefochten werden. Aber es kann genau dazu kommen.

Ich entschied mich für Gott und seine Kirche, weil ich nicht anders konnte. Ich bin bei Weitem nicht perfekt und nicht so christlich, wie ich es gerne sein würde, aber ich könnte niemals Gott und seine Kirche verleugnen. Nicht nach all den Zeugnissen, die er mir gegeben hat. Letztlich kann man also sagen, dass aus der Sicht meiner Familie ich mich für den fiktiven mormonischen Gott und der Mormonenkirche entschied. Aus deren Sicht habe ich einen Teil meiner Familie verloren. Aber das stimmt nur gewissermaßen. Den äußeren Familienfrieden habe ich verloren. Meine Sicht der Dinge ist jedoch die: Ich habe die Hoffnung, dass alles Gut wird, gerade weil ich mich für Gott und seine Kirche entschieden habe. Indem ich Gott folge, kann ich die Grundlage legen, die es meiner Familie und mir ermöglicht, für immer im Familienbund zu leben. Aus meiner Sicht habe ich mich für einen Familienfrieden entschieden, der nicht von dieser Welt ist, sondern durch die Verdienste Christi und meinem Glauben von Gott kommt. Ich habe mich für Gott und eine mögliche ewige Familie entschieden.



3. Phase
Nach meiner Mission wurde ich zum Gemeindemissionsleiter meiner Kirchgemeinde berufen. Später kam dann noch die Berufung des 1. Ratgebers in der Zweigpräsidentschaft hinzu. Ein Gemeindemissionsleiter gehört zu den örtlichen Führungspersonen einer Kirchgemeinde, der die Bemühungen der Mitglieder und der Missionare in Sachen Missionsarbeit miteinander koordiniert und die Mitglieder zur Missionsarbeit motiviert.

Um die Berufung '1. Ratgeber in der Zweigpräsidentschaft' zu erklären, müssen vorher noch ein paar weitere Begriffe geklärt werden. In der HLT-Kirche wird zwischen Gemeinde und Zweig unterschieden. Ein Zweig ist eine zahlenmäßig kleine Gemeinde. Der Leiter dieser kleinen Gemeinde ist der Zweigpräsident. Jeder Präsident hat zwei Ratgeber. Ich bin der 1. Ratgeber. (In Anbetracht des Themas habe ich hier nur eine kurze und unvollständige Erklärung gegeben.)

Ich bin also in der Gemeindeleitung tätig. Diese Aufgabe ist nicht immer leicht, gerade weil viele der Berufung ehrenamtlich und unentgeltlich sind. Die Aufgaben eines Kirchgemeindeleiters verringern sich dadurch aber nicht. Neben der Zweigpräsidentschaft gibt es weitere Führungspersonen, die sich um bestimmte Bereiche der Gemeindeleitung kümmern. Diese kommen regelmäßig in einen Gemeinderat zusammen, um über die Belange der Gemeinde zu beraten. Typische Themen bzw. Aufgaben sind: (i) Menschen durch Taufe zur Kirche bringen, (ii) Reaktivierung von Mitgliedern, die nicht mehr zur Kirche kommen, (iii) Aktiverhaltung der Mitglieder, die regelmäßig zur Kirche kommen, (iv) Stärkung des Einigkeitsgefühls der gesamten Gemeinde und (v) Beaufsichtigung der Planung von Aktivitäten für die Gemeinde.

Nach meiner Mission war ich sehr motiviert in puncto Missionsarbeit und ich dachte, dass die Mitglieder des Gemeinderats die gleiche Motivation mit mir teilen. Aber ich bekam im Laufe der Zeit das Gefühl, dass dem nicht so war. Wenn ich das so schreibe, meine ich damit nicht, dass der Gemeinderat nur faul rumsaß. Ganz im Gegenteil. Unser Gemeinderat hat viel gute Arbeit geleistet. Wirklich! Das Gefühl, das ich hatte, war mein eigenes Gefühl, welches die Wirklichkeit nicht vollends widerspiegelte. Ja, der Gemeinderat könnte proaktiver und motivierter hinsichtlich der Missionsarbeit sein. Aber andererseits ist es für Mitglieder nicht so leicht, so missionarisch tätig zu sein, wie es die Vollzeitmissionare sind.

Ich, als zurückgekehrter Vollzeitmissionar, war noch voller Visionen, wie ich Menschen zur Kirche bringen könnte. Ich verstand aber nicht, dass die Mitglieder durch Familie, Arbeit, Kirchenberufung, Freunde so belastet sind, dass kaum noch Zeit für die Art von Missionsarbeit ist, wie ich sie mir damals ausgemalt hatte. Ich hatte damals keine Arbeit und keine eigene Familie. Heute sehe ich die Dinge anders. Neben dem Vater- und Ehemannsein, neben dem Freundsein und der Kirchenberufung bleibt nicht viel Zeit. Meine Vision von Missionsarbeit ist aber geblieben.

Damals fiel ich in ein geistiges Loch: meine 3. Phase der Inaktivität. Ich konnte nicht mehr Vollzeitmissionar sein und ich hatte das Gefühl, dass der Gemeinderat nicht so missionsfreudig war und daher wurde ich demotiviert. Ich hatte keine Lust noch irgendetwas zu machen. Mir fehlte der Rückhalt der Familie. In dieser Zeit halfen mir Freunde in der Kirche.

Ich bin meinen Freunden wirklich dankbar. In dieser Zeit hatte mich auch der Herr Gott auf die Segnung der Freundschaft hingewiesen. So zeigte er mir eines Abends folgende Schriftstelle: „Deine Freunde stehen doch zu dir, und sie werden dich wieder willkommen heißen, mit warmem Herzen und freundlicher Hand.“ (Lehre und Bündnisse 121:9.) Ich bemerkte: „Der Freund erweist zu jeder Zeit Liebe“ (Sprüche 17:17, EinhÜ). Das taten sie. Danke! Danke!

Und so kam ich langsam aus diesem Loch des Heimwehs nach der Vollzeitmission und der Demotivation gekrochen. Seitdem hat sich meine Sicht geändert. Ich habe erkannt, dass meine Vollzeitmission weder am Anfang meiner Vollzeitmission begonnen hatte, noch dass sie mit deren Ende aufgehört hatte. Meine Vollzeitmission begann schon vor meiner Geburt. Damals entschied ich mich für den Plan Gottes und kam auf die Erde. Und heute nach meiner 'Vollzeitmission' in Frankreich bin ich noch immer auf Vollzeitmission. Mein ganzes Leben ist eine Vollzeitmission. Es gibt lediglich in jedem Lebensabschnitt unterschiedliche Aspekte der einen großen Vollzeitmission.

Ich bin auch nicht mehr so demotiviert hinsichtlich meiner Kirchenberufung. Ich weiß, dass wir alles Menschen sind und mit vielerlei Fehler behaftet sind. Wir alle versuchen, unsere Fehler zu überwinden. Und wir alle werden manchen Fehler mit in das Grab nehmen. Aber jeder im Gemeinderat bewirkt auch etwas Gutes. Jeder hilft auf seine Art und Weise, das Missionswerk des Herrn voranzubringen. Und stetig machen wir als Gemeinderat Fortschritt und werden besser. Dafür bin ich dankbar.


Fazit
Jetzt sitze ich hier, schreibe an diesem Blogeintrag und betrachte den Weihnachtsbaum in meinem/unserem Wohnzimmer. Ja, richtig gehört. MEIN/UNSER Wohnzimmer. Durch Gott habe ich eine eigene Familie erhalten. Man könnte auch sagen, durch die Gemeinde ist mir eine Frau geschenkt worden. Wenn mich meine Gemeinde nicht immer wieder in der Vergangenheit aufgefangen hätte, wenn mich nicht Brüder und Schwestern der Gemeinde belehrt hätten, wie wichtig Gott und eine ewige Familie ist, wäre ich nie auf Mission gegangen. Und ich weiß, dass ich meine Familie nur habe, weil ich Gott, trotz all meiner Fehler, versucht habe treu zu bleiben. Denn noch bevor ich auf Mission gegangen bin, habe ich in einem Gebet erfahren, dass ich meine Frau durch meine Mission treffen werde. Als ich auf meinem Heimweg von der Mission war, hatte Gott mir gesagt, dass alles Gut sein wird und ich meine Frau treffen werde. Und was ist passiert? Zwei Tage, nachdem ich von der Mission zurück gewesen bin, habe ich die Frau getroffen, mit der ich heute glücklich verheiratet bin und zwei süße kleine Kinder habe, die mir viel Freude bereiten. Durch die Gemeinde wurde in meinem Leben der Grundstein für eine ewige Familie gelegt. Danke! Danke, liebe Glaubensschwestern und -brüder! Danke Präsident Kopischke, dass Sie mich auch wachgerüttelt haben ;) ! Danke! Gott sei Dank!

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Fußnoten
1 Pr. Dieter F. Uchtdorf: Kommen Sie zu uns! In: Generalkonferenz der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, Oktober 2013. https://www.lds.org/general-conference/2013/10/come-join-with-us?lang=deu, 2013-12-05, 02:38.


2 Burton, Alma P.: Endowment. In: Ludlow, Daniel H., ed. (1992): Encyclopedia of Mormonism, p. 454-456. Digital publisher: Harold B. Lee Library, Brigham Young University. http://contentdm.lib.byu.edu/cdm/compoundobject/collection/EoM/id/4391/rec/1, 2013-09-09, 22:22. Deutsche Übersetzung entnommen aus: South German Mission (Hg.): Die Enzyklopädie des Mormonismus, 2010. http://www.mormonismus-enzyklopaedie.de/Endowment.html, 2013-09-09, 22:19.


3Talmage, James E.: House of the Lord. Salt Lake City 1968, S. 84. Zitiert in: Burton, Alma P.: Endowment. In: Ludlow, Daniel H., ed. (1992): Encyclopedia of Mormonism, p. 454-456. Digital publisher: Harold B. Lee Library, Brigham Young University. http://contentdm.lib.byu.edu/cdm/compoundobject/collection/EoM/id/4391/rec/1, 2013-09-09, 22:22. Deutsche Übersetzung entnommen aus: South German Mission (Hg.): Die Enzyklopädie des Mormonismus, 2010. http://www.mormonismus-enzyklopaedie.de/Endowment.html, 2013-09-09, 22:19.


4 Marshall, Evelyn T.: Garments. In: Ludlow, Daniel H., ed. (1992): Encyclopedia of Mormonism, p. 534-535. Digital publisher: Harold B. Lee Library, Brigham Young University. http://contentdm.lib.byu.edu/cdm/compoundobject/collection/EoM/id/4391/show/3719, 2013-06-06, 12:39.
Deutsche Übersetzung entnommen aus: South German Mission (Hg.): Die Enzyklopädie des Mormonismus, 2010. http://www.mormonismus-enzyklopaedie.de/Garments.html, 2013-09-09, 21:52.


5 Zitat aus Alma 32:21 mit leichten Veränderungen, die mit eckigen Klammern versehen sind.


6 „Eine Psychologin schritt während eines Stress-Management Seminars durch den Zuschauerraum. Als sie ein Wasserglas hoch hielt, erwarteten die Zuhörer die typische Frage: „Ist dieses Glas halb leer oder halb voll?“ Stattdessen fragte sie mit einem Lächeln auf dem Gesicht: „Wie schwer ist dieses Glas?“
           Die Antworten pendelten sich zwischen 200g bis 500g ein.
        Die Psychologin antwortete: „Das absolute Gewicht spielt keine Rolle. Es hängt davon ab, wie lange ich es halten muss. Halte ich es für eine Minute, ist es kein Problem. Wenn ich es für eine Stunde halten muss, werde ich einen leichten Schmerz im Arm verspüren. Muss ich es für einen ganzen Tag halten, wäre mein Arm taub und paralysiert. Das Gewicht des Glases ändert sich nicht, aber umso länger ich es halte, desto schwerer wird es.“ Sie fuhr fort: „Stress und Sorgen im Leben sind wie dieses Glas mit Wasser. Denke über sie eine kurze Zeit nach und sie hinterlassen keine Spuren. Denke über sie etwas länger nach und sie werden anfangen dich zu verletzen. Wenn du über deine Sorgen den ganzen Tag nachdenkst, wirst du dich irgendwann wie paralysiert fühlen und nicht mehr in der Lage sein, irgendetwas zu tun.“
           Es ist wirklich wichtig sich in Erinnerung zu rufen, den Stress und die Sorgen auch mal Beiseite zu schieben. Tragt sie nicht in den Abend und in die Nacht hinein. Denkt daran, dass Glas einfach mal abzusetzen!!!!!“ (Anonymus: Zum Nachdenken. Von: Manuela Eder, Text mit Foto hochgeladen am 22. August 2013, 09:17pm. https://www.facebook.com/photo.php?fbid=3482701843939&set=a.1037472594736.5221.1763156372&type=1&theater, 2013-09-16, 00:31.)


7 So heißt es bspw. im aktuellen Handbuch 2 der HLT-Kirche:
„Diejenigen, die eine Aktivität planen, bemühen sich ganz besonders darum, neue Mitglieder, weniger aktive Mitglieder, Jugendliche, Alleinstehende, Menschen mit einer Behinderung und Menschen anderer Glaubensrichtungen mit einzubeziehen. Außerdem berücksichtigen sie besondere Lebensumstände der Teilnehmer, wie etwa körperliche Einschränkungen, die Familiensituation, kulturelle Unterschiede oder verschiedene Sprachzugehörigkeit.“ (Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (2010): Handbuch 2. Die Kirche führen und verwalten, Salt Lake City: IRI, 13.2.3, S. 114f. https://www.lds.org/bc/content/shared/content/german/pdf/language-materials/08702_deu.pdf?lang=deu, 2013-04-15, 14:24.)



9 Gordon B. Hinckley, in: Conference Report, Oktober 1962, S. 72. Aus: Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Hg.): LEHREN, DIE GRÖSSTE BERUFUNG. Nachschlagewerk für die Unterweisung im Evangelium, 2000 Salt Lake City: IRI, S. 3.


10 David O. McKay, in: Conference Report, Oktober 1916. Aus: Jeffrey R. Holland: Ein Lehrer, der von Gott gekommen ist. In: Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Hg.): Der Stern, Vol. 124 Nr. 07 (Juli 1998), S. 26-28, S. 26.


11 Name geändert.


12 Deuteronomium 10:12-13 der französischen Louis-Segond-Übersetzung der Bibel wurde vom Autor dieses Blockeintrags übersetzt.

* Bildquelle: LDS Media Library. Intellectual Reserve, Inc. https://www.lds.org/media-library/images/sacrament-307852?lang=eng&category=, 2014-07-31, 00:06.

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