Bryant
Hinckley:
„Vergiss
dich selbst und geh an die Arbeit.“[1]
Jesus
Christus:
„Denn
wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben
verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, wird es
retten.“ (BI, Markus 8:35.)[2]
Kenneth
Woods
„Finde
dich, indem du dein Selbst vergisst.“[3]
Heute poste
ich einen schönen Blogeintrag von Seth Adam Smith über die Ehe.
Normalerweise bin ich nicht für das Reposten. Aber in diesem Fall
mache ich mal eine Ausnahme. Hier folgt der deutsche, unveränderte
Post:
„Heiraten
ist nichts für Dich
Ich bin seit
eineinhalb Jahren verheiratet und vor Kurzem habe ich erkannt, dass
die Ehe nichts für mich ist.
Bevor du mir
Vorwürfe machen willst, lies bitte weiter.
Ich habe
meine Frau in der High School kennen gelernt, als wir 15 Jahre alt
waren. Wir waren zehn Jahre lang Freunde … bis wir uns entschlossen
haben dass wir nicht mehr nur Freunde sein wollen. J Ich befürworte
sehr, dass beste Freunde sich ineinander verlieben.
Wie dem auch
sei, sich in meine beste Freundin zu verlieben hat mich nicht davor
bewahrt, diverse Ängste und Befürchtungen wegen der Ehe zu haben.
Je näher Kim und ich der Entscheidung zu heiraten kamen, desto mehr
wurde ich erfüllt von lähmender Angst erfüllt. War ich bereit?
Traf ich die richtige Entscheidung? War Kim die richtige Person zum
heiraten? Würde sie mich glücklich machen?
Dann, in
einer schicksalhaften Nacht, habe ich meine Gedanken und Bedenken mit
meinem Vater geteilt.
Vielleicht
hat jeder von uns Momente in unserem Leben, wenn es sich so anfühlt,
als wäre die Zeit verlangsamt oder als würde die Luft stillstehen
und alles um uns herum scheint auf sich aufmerksam zu machen, um dem
Moment zu kennzeichnen als Einen den man niemals vergessen wird.
Mein Vater
der mir seine Antwort auf meine Bedenken gegeben hat, war für mich
solch ein Moment. Mit einem wissenden Lächeln sagte er, „Seth, du
bist total egoistisch. Also mache ich es Dir ganz einfach: Heiraten
ist nichts für Dich. Du heiratest nicht um Dich selbst glücklich zu
machen, du heiratest um jemanden anderen glücklich zu machen. Mehr
als das, deine Ehe ist nicht für Dich selbst, du heiratest für eine
Familie. Nicht nur für deine angeheirateten Verwandte und den ganzen
Blödsinn, sondern für deine zukünftigen Kinder. Wen wünscht du
Dir der Dir helfen soll sie aufzuziehen? Wer soll sie beeinflussen?
Die Ehe ist nichts für Dich. Es geht nicht um Dich. Bei einer Ehe
geht es um die Person die man geheiratet hat.“
Es war
dieser besondere Moment an dem ich erkannt habe, dass Kim die
richtige Person fürs heiraten war. Mir wurde klar dass ich sie
glücklich machen wollte; um sie jeden Tag lächeln zu sehen, um sie
jeden Tag zum Lächeln zu bringen. Ich wollte ein Teil ihrer Familie
sein, und meine Familie wollte dass sie ein Teil meiner Familie wird.
Und als ich an die Zeit zurück dachte, als sie mit meinen Neffen
gespielt hat, wusste ich dass sie die Eine war, mit der ich eine
eigene Familie aufbauen will.
Der Rat
meines Vaters war schockierend und offenbarend. Er war entgegen der
Einstellung der heutigen „Supermarkt Philosophie“, die sagt wenn
es dich nicht glücklich macht, kannst du es zurück bringen und ein
neues holen.
Nein, in der
wahren Ehe (und in der wahren Liebe) geht es niemals um Dich. Es geht
um die Person die du liebst – ihre Wünsche, ihre Bedürfnisse,
ihre Hoffnungen und ihre Träume. Egoistische Ansprüche, „Was ist
für mich dabei drin?“, während die Liebe fragt, „Was kann ich
geben?“
Vor einiger
Zeit hat mir meine Frau gezeigt was es bedeutet, selbstlos zu lieben.
Für viele Monate war mein Herz verhärtet mit einer Mischung von
Angst und Ärger. Dann, nachdem sich der Druck aufgebaut hatte zu
einem Punkt den keiner von uns ertragen konnte, sind die Emotionen
ausgebrochen. Ich war herzlos. Ich war egoistisch.
Aber statt
dass sie sich mit meiner Selbstsüchtigkeit gemessen hat, hat Kim
etwas getan, jenseits dem Wunderbaren – sie hat mich mit ihrer
Liebe überhäuft. All den Schmerz und die Pein beiseite gelegt die
ich ihr bereitet habe, hat sie liebend mich liebend in ihre Arme
genommen und meine Seele beruhigt.
Mir ist klar
geworden dass ich den Rat meines Vaters vergessen hatte. Während es
Kim’s Teil der Ehe war mich zu lieben, ging es in meinem Teil der
Ehe immer mehr um mich. Diese furchtbare Erkenntnis brachte mich zu
Tränen und ich habe meiner Frau versprochen, ich würde versuchen es
besser zu machen.
An alle die
diesen Artikel lesen – Verheiratete, fast Verheiratete, Singles,
oder verschworende Junggesellen und Junggesellinnen – Ich möchte
euch wissen lassen dass die Ehe nichts für euch ist. Keine wahre
Beziehung der Liebe ist für euch. In der Liebe geht es um die Person
die ihr liebt.
Und
paradoxerweise, je mehr du eine Person wirklich liebst, desto mehr
Liebe bekommst du. Und zwar nicht nur von deiner besseren Hälfte,
sondern auch von ihren Freunden und ihrer Familie und Tausenden
anderer, die du nie getroffen hättest, wenn deine Liebe egoistisch
geblieben wäre.
Wirklich,
Liebe und Ehe ist nichts für Dich. Sie sind für Andere.
Geschrieben
von Seth
Adam Smith, übersetzt aus dem Englischen von Daniel Pikal“[4]
Und
hier noch ein paar Gedanken von mir:
Bildquelle: LDS Media Library.* |
Wir haben in
der Geschichte der Menschheit das heilsame Wir verkannt und uns zu
einem unheilsamen Ich zugewandt. Dieses unheilsame Ich – ich nenne
es Ego – sucht eine Ich-Es-Beziehung zu anderen Menschen. Dieses
Ich sucht nicht danach, den anderen Menschen wirklich als Mensch zu
erfahren und mit dem Menschen eine wirkliche Beziehung aufzubauen.
Dieses Ego
sieht nur sich, aber niemals den anderen. So verstehe ich die Aussage
von Pr. Gordon B. Hinckleys Vater: „Vergiss dich selbst und geh an
die Arbeit.“[1]
Vergiss dein Ego und fang an, eine Beziehung mit dem anderen
aufzubauen, eine wirklich zwischenmenschliche Beziehung, eine
Beziehung, die wirklich viel Arbeit und Mühe vom Ich erfordert,
damit aus dem Ich-Es ein Ich-Du[5]
wird.
Im
heilsamen 'Wir' steckt meiner Meinung nach stets ein Ich-Du. Niemals
steht das Ich alleine da. Im heilsamen Wir steckt schon immer eine
zwischenmenschliche Beziehung, dass weder das Ich negiert, noch den
anderen, das Du, vergisst. Aber im Wir steht der Fokus eher auf das
Du. Dadurch erfahren wir den anderen Menschen als Menschen. Wir
behandeln ihn als Menschen. Und wenn eine Ehe beispielsweise in einer
schwierigen Phase steckt, wirft man den anderen nicht einfach als ein
Es, ein Objekt, raus. Nein! Der eine behandelt den anderen als Du,
als Mensch, und steht zu ihm. Und auch der andere behandelt den einen
als Du. Und so entsteht eine zwischenmenschliche Beziehung, die auf
wahre Liebe aufgebaut ist. Eine Liebe, die allen Sturm überwindet.
Erst
in solch einer Ich-Du-Beziehung, in der das Ego (Ich) vergessen wird,
findet man sich, das eigentliche Ich. Daher die Aufforderung von
Kenneth Woods: „Finde dich, indem du dein Selbst vergisst.“[3]
Wie
steht es aber um die Ich-Du-Beziehung, wenn der andere, das Du, den
einen, das Ich, als Objekt behandelt, der eine aber den anderen als
Menschen? Muss man sich ausnutzen lassen? Ich glaube, dass diese
Frage 'Muss man sich ausnutzen lassen?' nur von jemanden gestellt
werden kann, der gerade selbst als Ego (Ich) in einer
Ich-Es-Beziehung steht. Das heißt, wenn man fragt, ob man sich
ausnutzen lassen soll, dann hat man nicht verstanden, dass die Frage
auf den eigenen persönlichen Nutzen des anderen hinzielt. Solch eine
Sichtweise aber steht im Widerspruch zu einer wirklichen
zwischenmenschlichen Beziehung, einer Beziehung der Liebe, sie steht
im Widerspruch zur gebotenen Nächstenliebe, sie steht im Widerspruch
zur Ich-Du-Beziehung. Wir sollen alle Menschen lieben. Unser Auftrag
ist es, mit allen unseren Mitmenschen (und auch mit Gott) meiner
Meinung nach eine Ich-Du-Beziehung zu führen: „37Er
[d.h. Jesus Christus] aber sprach zu ihm [d.h. den Lehrer]: »Du
sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und
mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand.« 38Dies
ist das größte und erste Gebot. 39Das
zweite aber ist ihm gleich: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie
dich selbst.« 40An
diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.“
(BI, Matthäus 22:37-40.) Auch wenn der andere mich als Objekt sieht und
mich ausnutzen möchte, kann ich ihm Liebe erweisen und ihn dadurch
als Menschen sehen und Dinge tun, die ihn als Menschen erheben. Diese
Dinge können gut Worte sein, sie können Worte der Ermutigung oder
auch der Ermahnung sein. Und manchmal kann auch eine äußerliche
Trennung ein Zeichen der Liebe sein.
Ich
denke, dass wir immer den anderen als ein Du, niemals aber als ein Es
sehen sollten. Wir sollten stets unseren Nächsten, d.h. den anderen,
lieben. Liebe ist nichts für Dich, denn das Ego kennt keine wahre
Liebe. Liebe ist für den Nächsten, den anderen, für das Du, für
''Dich''.
____________________________
Fußnoten
Fußnoten
1 Bryant
Hinckley. In: New Era (May 1995): Sweet Is the Work: Gordon B.
Hinckley, 15th President of the Church.
http://www.lds.org/new-era/1995/05/sweet-is-the-work-gordon-b-hinckley-15th-president-of-the-church?lang=eng,
2014-01-03, 023:30. Übersetzung aus dem Englischen von Rocky.
2 Elberfelder
Bibel 2006.
http://www.die-bibel.de/de/online-bibeln/elberfelder-bibel/bibeltext/,
2014-01-03. Alle weiteren Bibelstellen [abgekürzt 'BI'] wurden von der gleichen
Quelle am selben Tag entnommen.
3 Kenneth
Woods: Find yourself by forgetting your self. Posted on June 3,
2007.
http://kennethwoods.net/blog1/2007/06/03/find-yourself-by-forgetting-yourself/,
2014-01-03, 23:34. Übersetzung aus dem Englischen von Rocky.
4 Seth
Adam Smith: Heiraten ist nichts für Dich. Gepostet am 12. November
2013. Übersetzung aus dem Englischen von Daniel Pikal. Die
ursprünglich im Post enthaltenen Bilder wurden nicht übernommen.
http://sethadamsmith.com/2013/11/12/german-marriage/,
2014-01-03, 23:45. Schriftgröße, Textausrichtung und Absatzabstand
wurden von Rocky verändert. Alle Fehler der Grammatik, der
Rechtschreibung und des Ausdrucks wurden unberichtigt gelassen.
5 Buber,
Martin: Ich und Du, 1995 Stuttgart: Philipp Reclam Jun.:
„Die
Welt ist dem Menschen zwiefältig nach seiner zwiefältigen Haltung.
Die Haltung des Menschen ist zwiefältig nach der Zwiefalt der
Grundworte, die er sprechen kann. Die Grundworte sind nicht
Einzelworte, sondern Wortpaare. Das eine Grundwort ist das Wortpaar
Ich–Du. Das andre Grundwort ist das Wortpaar Ich-Es“ (S. 3.)
„Die
Eswelt hat Zusammenhang im Raum und in der Zeit. Die Duwelt hat in
Raum und Zeit keinen Zusammenhang.“ (S. 33.)
„Die
Welt als Erfahrung gehört dem Grundwort Ich-Es zu. Das Grundwort
Ich-Du stiftet die Welt der Beziehung“. (S. 6.)
„Stehe
ich einem Menschen als meinem Du gegenüber, spreche das Grundwort
Ich-Du zu ihm, ist er kein Ding unter Dingen und nicht aus Dingen
bestehend. Nicht Er oder Sie ist er, von anderem Er oder Sie
begrenzt […]. Sondern nachbarnlos und fugenlos ist er Du und füllt
den Himmelskreis. Nicht als ob nichts anderes wäre als er: aber
alles andre lebt in seinem Licht.“
(S. 8f.)
* Bildquelle: LDS Media Library. Intellectual Reserve, Inc. https://www.lds.org/media-library/images/love-one-another-336104?lang=eng&category=, 2014-05-08, 10:30.
* Bildquelle: LDS Media Library. Intellectual Reserve, Inc. https://www.lds.org/media-library/images/love-one-another-336104?lang=eng&category=, 2014-05-08, 10:30.
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