Montag, 8. September 2014

Taufe im August 2014


„Weißt du, wie die Taufe heißt? […] Die Taufe heißt nicht 'Taufe'. Sie heißt 'Segen'.“

(Ansprache gegeben am 2. August 2014 mit ein paar Veränderungen vom 7. September 2014.)

Als ich auf Mission war, hatte ich die Chance, jemanden zur Taufe zu führen: Achmed[1], ein streng gläubiger Moslem aus Madagaskar. Als er das erste mal zur Kirche kam, als er in das Gemeindehaus trat, ging er ein paar Schritte und blieb für eine Weile im Flur stehen. Später erzählte er mir, was er in diesem Moment spürte: Er fühlte zwei Arme, die ihn packten, umarmten und festhielten. Er fühlte eine so starke Liebe in ihn hineinströmen, dass er nicht leugnen konnte, was er gefühlt hatte. Er wusste, dass Gott ihn in diesem Moment gesegnet hat und ihm den Weg gewiesen hat, zu ihm zu kommen, das Gute aus seiner Religion zu nehmen und zu Gott nachhause zu kommen. Er ließ sich dann von meinem Mitarbeiter und mir belehren, wir lasen viel im Buch Mormon, das er liebte. Wir erklärten ihm, wer Jesus Christus ist, und im Laufe der Zeit verstand er, warum wir einen Erlöser brauchen, warum wir Jesus brauchen. Achmed[1] ließ sich schließlich taufen. Nach seiner Taufe belehrte er meinen Mitarbeiter und mich über die Taufe folgendermaßen: „Weißt du, wie die Taufe heißt? […] Die Taufe heißt nicht 'Taufe'. Sie heißt 'Segen'.“

Das ist es, was Gott möchte. Gott segnet uns mit Leben, mit Regen und Sonne und Ernte (Siehe BI Genesis 8:22; BI Deuteronomium 26:2; BI Matthäus 5:43-48)[2]. Er möchte uns auch geistig segnen, damit wir ins Himmelreich kommen können. Das erste dieser geistigen Segnungen ist die Taufe (siehe BI Johannes 3:5)[3].

Kurz bevor Jesus in den Himmel gefahren ist, sprach er zu seinen Jüngern folgendes:

„18… Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde. 19Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, 20und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. ...“ (BI Matthäus 28:18-20.)

Jesu letzte Anweisung an seine Apostel ist klar und deutlich: Geht umher, sucht nach Menschen, tauft sie und lehrt sie die Gebote Gottes. Die Missionare, die dich, Franz[1], gefunden haben, wurden von Aposteln berufen, das Evangelium zu verkünden und zu taufen. Sie folgten dem Ruf des Herrn, alle Menschen zu Jüngern Christi zu machen.

Durch die Taufe wird man zu einem Jünger Christi. Ein Jünger Christi ist jemand, der Christus nachfolgt, der von Christus lernt, der seine Gebote hält. Durch deine Taufe im Wasser durch Untertauchen, folgst du dem Beispiel Christi. Im Matthäusevangeliun lesen wir:

„[Jesus] kam … von Galiläa an den Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen.“ (BI Matthäus 3:13.)

Im Johannesevangelium (BI Johannes 1:28)[4] erfahren wir, dass Jesus in Betanien getauft wurde – eine Stadt nah am Jordan und nicht so weit weg vom Toten Meer (BM 1 Nephi 10:9)[5]. Betanien liegt vom in Galiläa gelegenen Nazaret etwa 160 km entfernt. Betanien war aber nicht der nächstgelegene Ort, um sich im Wasser taufen zu lassen. Der See von Galiläa liegt bloß etwa 30 km von Nazaret entfernt. Dieser wäre dichter gewesen. Warum ist Jesus nicht zum See von Galiläa gegangen und hat sich dort selbst getauft? Die Antwort können wir im Matthäusevangelium lesen. Dort heißt es:
Johannes der Täufer tauft Jesus in Betanien bzw.
in Betabara im Jordan.

Gemalt von Harry Anderson.
Bildquelle: LDS Media Library. IRI.[*]


„13Zu dieser Zeit kam Jesus von Galiläa an den Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen. 14Johannes aber wollte es nicht zulassen und sagte zu ihm: Ich müsste von dir getauft werden, und du kommst zu mir? 15Jesus antwortete ihm: Lass es nur zu! Denn nur so können wir die Gerechtigkeit (die Gott fordert) ganz erfüllen. Da gab Johannes nach.“ (BI Matthäus 3:13-15.)

Jesus kam zu Johannes, um sich von Ihm taufen zu lassen. Johannes aber erkannte Jesus als den Sohn Gottes und fühlte sich unwürdig, den Sohn Gottes, ja, den Gott des Alten Testamentes, zu taufen. Jesus aber sagte ihm klar und deutlich, dass Gott diese Form der Gerechtigkeit fordert – nämlich die Taufe durch Untertauchen von jemandem, der das Priestertum trägt. Jesus erfüllte das Gebot der Taufe.

Warum ist Jesus 160 km zu Johannes gegangen? Nun, um Gottes Gebot wirklich zu erfüllen. Gott fordert, dass wir uns von jemandem taufen lassen, der dazu berufen ist. Niemand kann sich eigenmächtig das Priestertum übertragen. Das Priestertum kann nur von Gott und von seinen beauftragten Knechten übertragen werden. Johannes hatte das Priestertum, um zu taufen. Er erhielt es von Gott. Und Jesus wusste dies. Er wusste, dass nur Johannes die Heilige Handlung der Taufe rechtmäßig vor Gott vollziehen konnte. Deswegen ist er nicht im See von Galiläa tauchen gegangen, sondern 160 km nach Betanien am Jordan, um sich von einem bevollmächtigten Träger des Priestertums taufen zu lassen.

Franz[1], du hast heute das gleiche getan. Du bist zu der Kirche gekommen, nämlich die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, die genau das Priestertum hat. Keine andere Kirche hat es. Indem du dich taufen lässt, folgst du dem Beispiel Jesu.

Was bringt mir aber die Taufe? Nun, durch die Taufe mit Wasser und der Taufe mit Feuer, sprich der Gabe des Heiligen Geistes, durch jemanden, der das Priestertum trägt, werden dir die Sünden vergeben. Die Taufe symbolisiert unsere Errettung und Erhöhung durch Christus. Der alte, sündige Mensch steigt in das Grab des Wassers. Das Untertauchen symbolisiert, dass der alte, sündige Mensch begraben wird. Unser Hervorkommen aus dem Wasser symbolisiert das Hervorkommen des neuen, sündlosen Menschen, der sich nun an die Gemeinschaft Gottes und der Heiligen erfreuen darf.

Diese Gemeinschaft der Heiligen ist die Kirche. Und die ideale Kirche ist eine irdische Darstellung von dem Reich Gottes im Himmel. Durch die Taufe wirst du, Franz[1], ein Mitglied der Kirche. Hier in der Kirche hast du die besten Voraussetzungen, um deinen Weg als Jünger Christi zu gehen. Durch deine Mitgliedschaft hast du Teilhabe an all den Segnungen und Heiligen Handlungen. Du kannst dann, wenn du dich bereit machst, in den Tempel gehen und dort weitere heilige Bündnisse schließen, die dir helfen, zu Gott zu kommen.

Alle Bündnisse und Heiligen Handlungen des Priestertums kommen von Gott, der uns liebt. Sie sind uns ein Beweis seiner Liebe und Gnade. Obwohl wir Menschen unvollkommen sind, schenkt er uns die Taufe und alle anderen Heiligen Handlungen des Priestertums. Ohne das Sühnopfer wären diese Heiligen Handlungen machtlos. Aber mit dem Sühnopfer haben diese Heiligen Handlungen eine wirkliche Macht, die wir verspüren können, eine Macht, die bis in die Ewigkeiten reichen kann.

In meinem kurzen Leben von fast 30 Jahren habe ich den Heiligen Geist in besonderen Momenten sehr, sehr stark verspürt. Eines dieser Momente war die Taufe durch Untertauchen. Als ich aus dem Wasser hervorkam, fühlte ich den Heiligen Geist. Durch den Geist fühlte ich mich wie neugeboren. Ich war ein neuer Mensch und ich fühlte, dass mir alle Sünden vergeben wurden. Ich fühlte mich leicht. Ich fühlte mich dem Vater im Himmel und dem Himmel selbst so nah.

Wenn du heute aus dem Wasser der Taufe kommst, wirst du vielleicht ein ähnliches Gefühl haben. Vielleicht wird dich dieses Gefühl auch für eine Woche begleiten. Und was ist danach? Verschwindet das Gefühl einfach so und ist nie wieder mehr da? NEIN! Jeden Sonntag hast du beim Abendmahl die Möglichkeit, dein Taufbündnis zu erneuern. In den Abendmahlsgebeten heißt es, dass wir von den Symbolen Christi nehmen, um seiner zu gedenken und dem Vater zu bezeugen, „daß [wir] willens sind, den Namen [seines] Sohnes auf [uns] zu nehmen und immer an ihn zu denken und seine Gebote, die er [uns] gegeben hat, zu halten, damit sein Geist immer mit [uns] sei.“ (BM Moroni 4:3.)

Uns wird der Heilige Geist versprochen, der uns dieses Gefühl der Sündenvergebung geben kann. Franz[1], wenn du dich in der Woche auf das Abendmahl am Sonntag vorbereitest, wie du dich auch auf deine Taufe vorbereitet hast, dann wirst du den gleichen Geist spüren können. Und dein Taufbündnis wird wahrhaftig erneuert (siehe Schriftenführer: Abendmahl)[6].

Franz[1], ich bezeuge dir, dass die Taufe ein Geschenk vom Vater im Himmel ist, um uns zu sich zu holen. Sie ist ein Segen. Sie macht uns frei. Sie gibt uns Kraft. Die Taufe und die weiteren Heiligen Handlungen helfen uns wirklich, zu Gott zu kommen. Das weiß ich. Und davon lege ich Zeugnis ab.

Im Namen Jesu Christi. Amen.


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Fußnoten

1 Name geändert.

2 BI Genesis 8:22 „So lange die Erde besteht, sollen nicht aufhören Aussaat und Ernte, Kälte und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“
        BI Deuteronomium 26:2 „dann sollst du von den ersten Erträgen aller Feldfrüchte, die du in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt, eingebracht hast, etwas nehmen und in einen Korb legen. Dann sollst du zu der Stätte ziehen, die der Herr, dein Gott, auswählt, indem er dort seinen Namen wohnen lässt.“ (Hervorhebung in Fett von Rocky hinzugefügt.)
        BI Matthäus 5:43-48 „43Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. 44Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, 45damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. 46Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner? 47Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr damit Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden? 48Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist.“
        (Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, Stuttgart 1980: Katholische Bibelanstalt. http://www.bibleserver.com/start, 2014-09-07. Alle weiteren Verse aus der Bibel [abgekürzt: BI] sind von der gleichen Übersetzung und am selben Tag von der gleichen Quelle entnommen.)

3 BI Johannes 3:5 „Jesus antwortete: Amen, amen, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes kommen.“

4 BI Johannes 1:28 „Dies geschah in Betanien, auf der anderen Seite des Jordan, wo Johannes taufte.“

5 BM 1 Nephi 10:9 „Und mein Vater sagte, er werde in Betabara, jenseits des Jordans, taufen; und er sagte auch, er werde mit Wasser taufen, ja, selbst den Messias werde er mit Wasser taufen.“
(Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Hg.): Das Buch Mormon. Ein Bericht, von Mormon mit eigener Hand auf Platten geschrieben, den Platten Nephis entnommen. Aus dem Original von den Platten ins Englische übersetzt von Joseph Smith jun. Deutsche Übersetzung aus dem Englischen. o. O. 2003: Intellectual Reserve, Inc. https://www.lds.org/?lang=deu > Heilige Schriften > Das Buch Mormon. https://www.lds.org/scriptures/bofm?lang=deu, 2014-09-07. Alle weiteren Verse aus dem Buch Mormon [abgekürzt 'BM'] wurden am selben Tag von derselben Quelle entnommen.)

6 Im Schriftenführer heißt es zum Thema Abendmahl: „Wenn würdige Mitglieder der Kirche das Abendmahl nehmen, versprechen sie, den Namen Christi auf sich zu nehmen, immer an ihn zu denken und seine Gebote zu halten. Durch diese heilige Handlung erneuern die Mitglieder der Kirche ihre Taufbündnisse.“
(Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Hg.): Schriftenführer: „Abendmahl“. https://www.lds.org/?lang=deu > Heilige Schriften > Studienhilfen > Alphabetisches Stichwortverzeichnis > A > Abendmahl: https://www.lds.org/scriptures/gs/sacrament?lang=deu&letter=a, 2014-09-07, 22:07.

* Gemalt von Harry Anderson. Bildquelle: LDS Media Library. Intellectual Reserve, Inc. https://www.lds.org/media-library/images/john-baptizes-christ-39544?lang=eng&category=, 2014-09-08, 21:27.




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Letze Änderung: 26. Mai 2015, 13:49.

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